Mannheim. Kaum ist der erste Test vorbei, folgt schon der zweite: Weitere Unternehmen sollen ein Jahr lang mit Mercedes-Benz GenH2 Trucks auf den Straßen unterwegs sein. Was ist gut, was ist schlecht? Sämtliche Erkenntnisse sollen direkt in die Weiterentwicklung der Brennstoffzellen fließen. „Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Serienproduktion“, meint Michael Scheib, Leiter Gesamtfahrzeugentwicklung Mercedes-Benz Trucks.
Mit am Start sind die Unternehmen:
- Hornbach (Baumärkte)
- Reber (Logistik)
- Teva Deutschland (Pharma, Marke ratiopharm)
- Rhenus (Logistik)
- DHL Supply Chain (Logistik)
Alle fünf Brennstoffzellen-Lkw – dieselben wie beim ersten Test – werden bei den Partnern über ein Jahr hinweg auf unterschiedlichen Strecken unter realen Bedingungen in verschiedenen Logistikanwendungen eingesetzt. Vom temperaturgeführten Pharmatransport bis hin zu Stückgutverkehren im internationalen Fernverkehr.
Nach Angaben eines Daimler-Truck-Sprechers zahlen die Kunden eine monatliche Gebühr für die Nutzung der Fahrzeuge und den Wasserstoff, dafür wurde ein Vertrag geschlossen. Konkrete Zahlen nennt er nicht.
Die Prototypen des GenH2 wurden hauptsächlich in Wörth (Pfalz) montiert. Auch das Mannheimer Werk hat elektrische Komponenten und Kabelsätze beigesteuert.
Beim ersten Test hatte unter anderem Amazon mitgemacht, der Onlinehändler war zwischen dem Logistikzentrum Frankenthal und dem Verteilzentrum in Sindelfingen bei Stuttgart unterwegs. Das Feedback war überwiegend positiv. Die Kunden hoben vor allem das angenehme, leise Fahrgefühl hervor – und die konstanten Reichweiten von über 1.000 Kilometern mit einer Tankfüllung.
Daimler Truck verschiebt die Serienproduktion des Brennstoffzellen-Lkw
Auch dieses Mal stehen die Chancen gut, in hiesigen Gefilden einen GenH2 Truck auf der Straße zu sehen: Allein wegen Hornbach, denn der Baumarkt hat seinen Sitz in Bornheim (Pfalz). Das Logistikunternehmen Reber kommt aus Germersheim, ebenfalls in der Pfalz.
Eigentlich wollte Daimler Truck die Serienproduktion des Brennstoffzellen-Lkw 2027 starten. Doch die verschiebt sich – mangels Tankstellen – auf die „frühen 2030er Jahre“, wie auf dem Kapitalmarkttag in den USA im Juli bekanntgegeben worden ist. An ein Aussteigen denkt der Konzern nach früheren Angaben von Michael Scheib nicht. Allein, weil viele Arbeitsstunden investiert worden seien und bereits an der nächsten Generation der Brennstoffzelle gearbeitet werde.
Damit ein Hochlauf erfolgreich wird, müssen die Kosten sinken. Daimler Truck macht keinen Hehl daraus, dass eine positive Betrachtung der Total Costs of Ownership – also die Gesamtbetriebskosten von Brennstoffzellen-Lkw gegenüber Diesel-Lkw – „zum einen durch den aktuell hohen Preis für Wasserstoff, aber auch aufgrund noch hoher Versicherungskosten zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegeben ist“.
Brennstoffzellen-Lkw kosten deutlich mehr als Diesel-Modelle
Der Kaufpreis eines Neufahrzeugs wäre derzeit zwei bis zweieinhalb Mal höher als bei einem konventionellen Modell. Ein Diesel-Lkw kostet in der Grundausstattung rund 100.000 Euro.
Daimler Truck ist von der Doppelstrategie mit batterie- und wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen überzeugt. Dabei sollen batteriebetriebene Lkw vor allem im regionalen Verteilerverkehr genutzt werden, wasserstoffbetriebene bei Schwerlasttransporten auf der Fernstrecke.
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