Familienautos, die einst als Van gestartet waren, sind rar geworden. Entweder sind sie komplett vom Markt verschwunden, wie etwa der VW Sharan und seine technisch verwandten Brüder Ford Galaxy und Seat Alhambra. Oder sie sind mit ihrem Modellnamen noch vorhanden, im Zuge mehrerer Modellpflegen aber zum SUV mutiert. Dazu gehören etwa der Pionier Renault Espace oder sein kleinerer Ableger Scenic.
Auch der startete in den 1990er Jahren als kompakter Van und trägt nun viele SUV-Merkmale, hat mit jeder Modernisierung aber nie seine Zielgruppe – Familien – aus den Augen verloren. Mit der jüngsten Neuauflage hat sich der Scenic dennoch epochal gewandelt. Denn die konventionellen Antriebe sind Vergangenheit, der Franzose fährt ausschließlich vollelektrisch, wie schon sein vollständiger Name Scenic E-Tech Electric verrät.
Diese Antriebsvarianten stehen zur Auswahl
Renault bietet ihn in zwei Varianten an: mit 170 PS und einer Batteriekapazität von 60 kWh sowie für größere Reichweiten mit 87-kWh-Batterie und 220 PS. Letztere Ausstattung hatte auch der Testwagen an Bord, noch dazu die höherwertige, sportliche Alpine-Ausführung.
Renault Scenic E-Tech Esprit Alpine 220
Motor: Fremderregter Synchron-Elektromotor
Leistung: 160 kW / 218 PS
Batteriegröße: 87 kWh
Max. Drehmoment: 300 Nm
Antrieb: Frontantrieb, Ein-Gang automat. Untersetzungsgetriebe
Höchstgeschw.: 170 km/h
Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 7,9 Sekunden
Verbrauch pro 100 Kilometer (Werksangaben/WLTP): 17,6 kWh / Testverbrauch: 18,0 kWh
Max. Ladeleistung: 150 kW (DC), 15 bis 80 % in 37 Min.
Reichweite: bis zu 625 km
Länge: 4.470 mm, Breite: 1.864 mm, Höhe: 1.571 mm
Leergewicht: 1.927 kg
Kofferraum: 545-1607 l
Preis: 50.700 Euro
Serienausstattung: 20 Zoll LM-Räder, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten, Mode 3-Ladekabel, Wärmepumpe, Rückfahrkamera, Außenspiegel el. einstell-, beheiz- und anklappbar, beheizb. Alcantara-Lenkrad im Esprit Alpine-Design, versch. Assistenzsysteme. cs
Aus dem Stand geht es flott voran, wenngleich dem Franzosen mit 7,9 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer kein Raketenstart gelingt. Da können andere Elektroautos mehr. Aber wer den kompakten Van fährt, strebt eher nicht nach sportlichen Höchstleistungen, sondern will seine Familie sicher von A nach B bringen. Dank der gefühlvollen Lenkung hat der Chauffeur das Geschehen sicher im Griff, das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt.
Auch die auf 170 km/h limitierte Höchstgeschwindigkeit stört da nicht, sie begünstigt eher, dass 460 Kilometer am Stück eine realistische Reichweite ist, wenn der Verbrauch – wie im Test – bei 18 kWh liegt. Beim Nachladen erreicht der Franzose schnell Geschwindigkeit. Dabei hilft Google Maps, das in das Navigationssystem integriert ist und die Batterie darauf vorbereitet, sobald in der Karte eine Ladesäule ausgewählt ist. Sehr erfreulich ist außerdem, dass an Wechselstrom-Ladesäulen mit 22 kW geladen werden kann.
Der Innenraum des Scenic in der Alpine-Ausführung ist hübsch gestaltet. Zwar wurde am Einsatz von Hartplastik nicht gespart, doch der Kontrast aus blauen Ziernähten, Blenden und Teppichböden zu den schwarzen Oberflächen ist gefällig. Zudem bestehen die Sitzbezüge laut Hersteller zu 100 Prozent aus recyceltem Stoff.
Die Bewegungsfreiheit auf den Sitzen ist sehr großzügig. Vorne wie hinten können sich die Insassen reichlich ausbreiten, ohne den Mitreisenden Platz streitig zu machen. Mühelos können sich im Fond sechs Beine sortieren – nur stehen sie leider in etwas hohem Winkel, und auch die Füße passen nur schwer unter die Vordersitze. Schade.
Das luftige Raumgefühl verstärkt das optionale Panorama-Glasdach (1500 Euro), durch das viel Licht nach innen dringt. Es kommt ohne Rollo aus, bietet damit drei Zentimeter mehr Kopffreiheit und lässt sich mithilfe einer neuen Technologie in vier Stufen segmentweise eintrüben, damit fremde Blicke draußen bleiben. Einziger Nachteil: Bei Sonnenschein heizt sich der Innenraum rasch auf.
Trotz der großzügigen Fahrgastzelle bleibt noch anständig Volumen für das Gepäck. 545 Liter nimmt der Kofferraum auf, Kleinkram kann in den insgesamt 38,7 Liter fassenden Ablagen des Innenraums verstaut werden.
Der Einstiegspreis für den Scenic mit kleinem Akku in der Basisausstattung Evolution liegt bei 41.400 Euro. Wer sich für mehr Reichweite und die größere Batterie entscheidet, muss mindestens 48.900 Euro (Ausstattung Techno) einplanen. Mit 50.700 Euro steht der Testwagen in der Preisliste, das nahezu voll ausgestattete Topmodell Iconic kommt auf 52.100 Euro.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/wirtschaft/auto_artikel,-mobilitaet-der-neue-renault-scenic-viel-platz-fuer-kind-und-kegel-_arid,2311517.html