Autos im Test

Der neue Renault Scenic: Viel Platz für Kind und Kegel

Renault legt seinen kompakten Van Scenic neu auf. Ein Familienauto bleibt er - trotzdem gibt es eine grundlegende Veränderung. Ein Fahrbericht.

Von 
Christian Schall
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Mit konturierter Motorhaube und Unterfahrschutz tritt der Scenic robust auf. Viele kleine Rauten umgeben das Markenzeichen von Renault, den Rhombus. © Yannick Brossard

Familienautos, die einst als Van gestartet waren, sind rar geworden. Entweder sind sie komplett vom Markt verschwunden, wie etwa der VW Sharan und seine technisch verwandten Brüder Ford Galaxy und Seat Alhambra. Oder sie sind mit ihrem Modellnamen noch vorhanden, im Zuge mehrerer Modellpflegen aber zum SUV mutiert. Dazu gehören etwa der Pionier Renault Espace oder sein kleinerer Ableger Scenic.

Auch der startete in den 1990er Jahren als kompakter Van und trägt nun viele SUV-Merkmale, hat mit jeder Modernisierung aber nie seine Zielgruppe – Familien – aus den Augen verloren. Mit der jüngsten Neuauflage hat sich der Scenic dennoch epochal gewandelt. Denn die konventionellen Antriebe sind Vergangenheit, der Franzose fährt ausschließlich vollelektrisch, wie schon sein vollständiger Name Scenic E-Tech Electric verrät.

Diese Antriebsvarianten stehen zur Auswahl

Renault bietet ihn in zwei Varianten an: mit 170 PS und einer Batteriekapazität von 60 kWh sowie für größere Reichweiten mit 87-kWh-Batterie und 220 PS. Letztere Ausstattung hatte auch der Testwagen an Bord, noch dazu die höherwertige, sportliche Alpine-Ausführung.

Renault Scenic E-Tech Esprit Alpine 220

Motor: Fremderregter Synchron-Elektromotor

Leistung: 160 kW / 218 PS

Batteriegröße: 87 kWh

Max. Drehmoment: 300 Nm

Antrieb: Frontantrieb, Ein-Gang automat. Untersetzungsgetriebe

Höchstgeschw.: 170 km/h

Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 7,9 Sekunden

Verbrauch pro 100 Kilometer (Werksangaben/WLTP): 17,6 kWh / Testverbrauch: 18,0 kWh

Max. Ladeleistung: 150 kW (DC), 15 bis 80 % in 37 Min.

Reichweite: bis zu 625 km

Länge: 4.470 mm, Breite: 1.864 mm, Höhe: 1.571 mm

Leergewicht: 1.927 kg

Kofferraum: 545-1607 l

Preis: 50.700 Euro

Serienausstattung: 20 Zoll LM-Räder, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten, Mode 3-Ladekabel, Wärmepumpe, Rückfahrkamera, Außenspiegel el. einstell-, beheiz- und anklappbar, beheizb. Alcantara-Lenkrad im Esprit Alpine-Design, versch. Assistenzsysteme. cs

Aus dem Stand geht es flott voran, wenngleich dem Franzosen mit 7,9 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer kein Raketenstart gelingt. Da können andere Elektroautos mehr. Aber wer den kompakten Van fährt, strebt eher nicht nach sportlichen Höchstleistungen, sondern will seine Familie sicher von A nach B bringen. Dank der gefühlvollen Lenkung hat der Chauffeur das Geschehen sicher im Griff, das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt.

Auch die auf 170 km/h limitierte Höchstgeschwindigkeit stört da nicht, sie begünstigt eher, dass 460 Kilometer am Stück eine realistische Reichweite ist, wenn der Verbrauch – wie im Test – bei 18 kWh liegt. Beim Nachladen erreicht der Franzose schnell Geschwindigkeit. Dabei hilft Google Maps, das in das Navigationssystem integriert ist und die Batterie darauf vorbereitet, sobald in der Karte eine Ladesäule ausgewählt ist. Sehr erfreulich ist außerdem, dass an Wechselstrom-Ladesäulen mit 22 kW geladen werden kann.

Im Cockpit hat der Fahrer stets alle Informationen im Blick. © Clément Choulot

Der Innenraum des Scenic in der Alpine-Ausführung ist hübsch gestaltet. Zwar wurde am Einsatz von Hartplastik nicht gespart, doch der Kontrast aus blauen Ziernähten, Blenden und Teppichböden zu den schwarzen Oberflächen ist gefällig. Zudem bestehen die Sitzbezüge laut Hersteller zu 100 Prozent aus recyceltem Stoff.

Die Bewegungsfreiheit auf den Sitzen ist sehr großzügig. Vorne wie hinten können sich die Insassen reichlich ausbreiten, ohne den Mitreisenden Platz streitig zu machen. Mühelos können sich im Fond sechs Beine sortieren – nur stehen sie leider in etwas hohem Winkel, und auch die Füße passen nur schwer unter die Vordersitze. Schade.

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Das luftige Raumgefühl verstärkt das optionale Panorama-Glasdach (1500 Euro), durch das viel Licht nach innen dringt. Es kommt ohne Rollo aus, bietet damit drei Zentimeter mehr Kopffreiheit und lässt sich mithilfe einer neuen Technologie in vier Stufen segmentweise eintrüben, damit fremde Blicke draußen bleiben. Einziger Nachteil: Bei Sonnenschein heizt sich der Innenraum rasch auf.

Der Kofferraum schluckt mindestens 545 Liter. © Yannick Brossard

Trotz der großzügigen Fahrgastzelle bleibt noch anständig Volumen für das Gepäck. 545 Liter nimmt der Kofferraum auf, Kleinkram kann in den insgesamt 38,7 Liter fassenden Ablagen des Innenraums verstaut werden.

Der Einstiegspreis für den Scenic mit kleinem Akku in der Basisausstattung Evolution liegt bei 41.400 Euro. Wer sich für mehr Reichweite und die größere Batterie entscheidet, muss mindestens 48.900 Euro (Ausstattung Techno) einplanen. Mit 50.700 Euro steht der Testwagen in der Preisliste, das nahezu voll ausgestattete Topmodell Iconic kommt auf 52.100 Euro.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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