Fahrbericht: Skoda Octavia RS - Mit heißem Herz und sehr viel Platz

Fahrbericht: Skoda Octavia RS

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Dass Skoda grundsätzlich günstigere Autos als vergleichbare Fahrzeuge des Mutterkonzerns VW anbietet, stimmt in diesem Fall nicht: Der neue Octavia RS - es ist mittlerweile die dritte Generation der Sportlimousine - wird vom gleichen Motor wie der VW Golf GTI angetrieben, ist mit einem Einstiegspreis von 29.390 Euro aber etwa 700 Euro teurer als dieser. Aber Äpfel sollten nicht mit Birnen verglichen werden. Mit einer Länge von 4,69 Metern droht dem Skoda die Versetzung in die nächste Klasse. Was kein Fehler wäre, schließlich hat die Modellfamilie in diesem Jahr Zuwachs bekommen. Der Skoda Rapid drängelt von unten, gerne hat man den Octavia deshalb wachsen lassen. Zudem bietet Skoda den Octavia RS als Limousine mit Heckklappe und als Kombi an. Ein Golf Variant GTI ist dagegen nicht in Planung.

Auch der sportlichste aller Octavia wird zum Meister des Transports, schon die Limousine schafft wenigstens 590 Liter Gepäck weg, bei umgeklappter Rückbank sogar 1.580 Liter. In den Kombi, der einen Anteil von 95 Prozent am RS-Verkauf haben wird, kann man sogar 610 bis 1.740 Liter einladen. Keiner bietet mehr, wenn man den Octavia weiter in der Kompaktklasse führt.

Beim RS hat Skoda nicht mit sportlichen Attributen gespart. Gerne zeigen beide Versionen, was in ihnen steckt. Modifizierte Stoßfänger, hinten gar mit einem Diffusor, Seitenschweller und 18-Zoll-Leichtmetallräder weisen auf sein Leistungsvermögen hin. Der Heckspoiler der Limousine und der Dachkantenspoiler des Kombis haben ihre Berechtigung. Bis zu 248 km/h Spitze schafft der RS. Da ist der Fahrer um ein wenig zusätzlichen Abtrieb für die Hinterachse nicht undankbar.

Im Innenraum herrscht die elegante Sachlichkeit, die Skoda viel Erfolg beschert hat. Eine sehr anständige Materialwahl und hochwertige Verarbeitung offenbart das Interieur nicht nur auf den ersten Blick. Der RS hat Ledersportsitze, je nach Wahl mit grauen oder roten Nähten. Eine komplette Lederausstattung ist ebenfalls im Angebot, sie kostet 550 Euro Aufpreis. Radio und Klimaanlage gehören zur Serienausstattung, ebenso das RS-Emblem, das auf Lenkrad, den Sitzlehnen und den Einstiegsleisten zu sehen ist.

Als Benziner leistet der Zweiliter-Turbomotor 162 kW/220 PS. Er stemmt eine Drehmomentspitze von 350 Nm (1.500 bis 4.000/min) in das serienmäßige, manuelle Sechsganggetriebe. Als Wunschausstattung steht das Doppelkupplungsgetriebe DSG bereit, das bestens zum sportlichen Charakter des RS passt und obendrein den Fahrkomfort erheblich steigert. Allerdings kostet es 1.800 Euro Aufpreis, senkt die Höchstgeschwindigkeit und vier km/h und steigert obendrein den Verbrauch um einige Zehntelliter. Gut unterwegs ist man mit dem manuellen Getriebe allemal, leicht und präzise lassen sich die Gänge mit dem lederbezogenen Knauf des kurzen Schalthebels wechseln.

Der TSI-Turbo tobt los wie ein Springteufel. Nach nur 6,8 Sekunden erreicht er die die 100-km/h-Marke. Begleitet wird die fulminante Beschleunigung von einem kernigen Motorgeräusch. Ein Sound-Generator lässt es im Innenraum erklingen, zumindest wenn über die Fahrprofiltaste der Normal- oder Sport-Modus gewählt wurde. In der spritsparenden Eco-Stellung spart sich der RS dagegen die akustische Untermalung. Dann schaltet auch das DSG früher in einen höheren Gang, um den Konsum zu drosseln. Im Sport-Modus hingegen ändert sich Präzision und Direktheit der neuen Progressivlenkung ebenso wie das Ansprechverhalten des Motors auf den Gasbefehl. Beide Triebwerke - den Octavia RS gibt es auch mit Diesel (135 kW/184 PS)- wirken dann noch präsenter und zum Sprung bereit.

Mit hohem Tempo vermag der RS um die Kurven zu flitzen, sportlich ambitionierte Fahrer können sogar die Antriebsschlupfregelung abschalten und den ESP-Eingriff verringern. Dann wird der frontgetriebene Octavia noch dynamischer und neigt zum Übersteuern. Für den öffentlichen Straßenverkehr ist das ganz sicher nicht die angemessene Fahrweise, auf der Rennstrecke dagegen wird der Skoda so zum echten Motorsportler. Das Beschleunigen aus der Kurve heraus gelingt selbst bei noch eingeschlagenen Rädern vorzüglich, die elektronische Quersperre der Vorderachse leistet hierbei gute Dienste und verhindert ein Durchdrehen des kurveninneren Rades. Der Diesel beweist kaum geringere Agilität, allein das Gewicht des Selbstzünders belastet die Vorderachse mit rund 50 Kilogramm mehr, das macht sich in schnellen Kurvenkombinationen bemerkbar.

Das Sportfahrwerks ist naturgemäß von der strafferen Sorte, es fehlen schlicht 15 Millimeter Federweg, um die der Octavia RS im Vergleich zu seinen Serienkollegen tiefer gelegt wurde. Stattdessen wollen ein ganzes Regiment von Assistenzsystemen, wohlklingende Lautsprecher des Infotainments und jene kleinen Annehmlichkeiten, die Skoda unter dem Motto "simply clever" zusammenfasst, den Fahrer verwöhnen.

Das Ensemble von Navigation, Audio-Anlage, Spurhaltewächter, City-Notbremse, Verkehrszeichenerkennung, adaptivem Tempomat und Fernlichtassistent kostet im Paket rund 2.500 Euro. Auch das automatische Einparken beherrscht der Octavia RS auf Wunsch. Wenigstens aber die Parksensoren sollte man ihm spendieren, zu schade wäre es um den schönen und teuren Lack. Denn nur Weiß gibt es serienmäßig, die Sonderfarben Rot, Gelb und Grau kosten 195 Euro, Metalliclackierung will mit 520 Euro bezahlt sein.

Technische Daten - Skoda Octavia RS

Fünftürige, fünfsitzige Sportlimousine der Kompaktklasse, Länge: 4,69 Meter, Breite: 1,81 Meter, Höhe: 1,48 Meter, Kofferraumvolumen: 590 (610) bis 1580 (1740) Liter

2,0-Liter-Vierzylinderbenziner, manuelles Sechsganggetriebe, 162 kW/220 PS, Drehmoment 350 Nm, Vmax 248 km/h, null bis 100 km/h in 6,8 Sekunden, Normverbrauch 6,2 Liter/100 km, CO2-Ausstoß 142 g/km, Preis ab 29.390 Euro (30.040 Euro).

2,0-Liter-Vierzylinderdiesel, manuelles Sechsganggetriebe, 135 kW/184 PS, Drehmoment 380 Nm, Vmax 232 km/h, null bis 100 km/h in 8,1 Sekunden, Normverbrauch 4,6 Liter/100 km, CO2-Ausstoß 119 g/km, Preis ab 29.890 Euro (30.540 Euro).

(Kombi: Werte in Klammern)

Kurzcharakteristik

Skoda Octavia RS

Alternative zu Golf GTI, Ford Focus ST und sportlichen Importfahrzeugen.

Passt zu: Familienvätern und Singles, denen das Sein mehr bedeutet als der Schein.

Wann kommt er: Der Kombi steht jetzt bei den Händlern, die Limousine im Oktober.

Sieht gut aus: auf dem Parkplatz des Junior-Partners einer Kanzlei, im Karussell auf der Nordschleife des Nürburgrings.

Was kommt noch: Der Octavia als allradgetriebener Schlechtwege-Kombi im Off-Road-Look und eine Variante mit Erdgasmotor.

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