Offenbach. Nach der Hitze im Westen Deutschlands schwitzt nun der Osten. Von Westen her ziehe aber nach und nach leichte Abkühlung übers Land, sagte ein Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Am Donnerstag kühle auch im Osten und Nordosten auf etwa 33 Grad ab. Besonders im Südwesten und Westen gab es schon am Mittwoch mancherorts Schauer und Gewitter mit Sturmböen. Die Temperaturen erreichten dort nach einem sehr heißen Tag am Dienstag nun noch rund 30 bis 34 Grad.
Trotz des Regens bleibe es insgesamt viel zu trocken, sagte der DWD-Experte weiter. In mehreren Teilen Deutschlands kam es so auch weiterhin zu Waldbränden. Etwa in der Nähe von Sundern im Sauerland brannte eine Fläche von mehr als 30 000 Quadratmetern, es kamen immer wieder Glutnester auf, wie ein Polizeisprecher sagte. Rund 400 Einsatzkräfte waren am Ort. Auch im sächsischen Landkreis Meißen brachen mehrere Waldbrände aus. In Baden-Württemberg mahnte Innenminister Thomas Strobl (CDU) vor den Gefahren: „Bitte beachten Sie auch weiterhin, dass in Wald und Flur schon der kleinste Funke zu einem Brand mit möglicherweise verheerenden Folgen führen kann.“
Nach Tagen der Hitze und der Trockenheit wird auch die politische Diskussion lauter. Derzeit im Fokus: Braucht es einen Hitzeschutzplan? Und wer trägt dafür die Verantwortung? Für den Ärzteverband Marburger Bund ist die Sache klar – er pocht erneut darauf, dass die Bundesregierung in dieser Sache die Fäden in der Hand halten sollte. „Nationale Vorgaben können helfen, dass wir ein bisschen Tempo in die Entwicklung bekommen“, sagte die Vorsitzende Susanne Johna dem Deutschlandfunk. Dabei gehe es nicht darum, den Kommunen Dinge vorzuschreiben. Sie fordere bundesweite Vorgaben, aus denen dann die Kommunen eigene Pläne entwickeln sollten.
„Es reicht nicht, das in einzelnen Gebäuden zu denken, sondern wir müssen tatsächlich auch städteübergreifend denken. Wir brauchen eine vermehrte Begrünung von Städten“, sagte Johna weiter. Sie habe auch Verständnis für die Lage der Kommunen, weil es um bauliche Maßnahmen gehe und sie durch die Corona-Pandemie viel zu organisieren hätten. Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hatte zuletzt einen Hitzeschutzplan gefordert.
Auch der Deutsche Städtetag will gegen zu starke Hitze in den Städten und die Auswirkungen mehr tun. Einige Kommunen hätten bereits Hitzeaktionspläne veröffentlicht, andere bereiteten diese vor, sagte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Verena Göppert der „Rheinischen Post“. Hitzeschutz – etwa durch mehr Stadtbäume – sei aber auch teuer. Der Städtetag fordere feste Budgets für die Kommunen.
ARD-Meteorologe Sven Plöger erklärte in der „Rheinischen Post“, dass Städte in sommerlichen Hitzelagen durchschnittlich oft neun Grad wärmer seien als die ländliche Umgebung. „Wir brauchen mehr Grün und Blau in den Städten, also mehr Pflanzen und Wasser, um mehr Verdunstungskälte zu schaffen.“ Man sehe aber durch die zunehmende Versiegelung eine „unglaubliche Überhitzung“.
Dramatisch war die Lage weiterhin in den südeuropäischen Ländern. An der südfranzösischen Atlantikküste kämpft die Feuerwehr bereits seit mehr als einer Woche gegen zwei große Waldbrände. Auch in der Nacht zum Mittwoch breiteten die Flammen sich weiter aus, allerdings lediglich um 300 Hektar, wie die für die Gironde zuständige Präfektur mitteilte. Insgesamt verbrannten bei Landiras und Teste-de-Buch südlich von Bordeaux 20 600 Hektar Land. Das ist fast die Fläche des Stadtgebiets von Stuttgart. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wurde am Mittwoch vor Ort erwartet.
Brände auch in Portugal und Italien
In Portugal gab es am Mittwochvormittag 25 größere und kleinere Waldbrände, die von insgesamt gut 1200 Einsatzkräften bekämpft wurden, wie der Zivilschutz ANEPC mitteilte. Die größten Sorgen bereiteten zwei Feuer in den Gemeinden Chaves und Murça im Bezirk Vila Real östlich der Metropole Porto im Norden des Landes. Allein bei diesen beiden Bränden waren den Angaben zufolge mehr als 900 Einsatzkräfte tätig. Bei der Bekämpfung dieser Feuer habe man zuletzt aber große Fortschritte gemacht, hieß es. Wegen der Brände der vergangenen Tage mussten nach Angaben des ANEPC 1055 Menschen ihre Siedlungen verlassen. Es habe mindestens drei Tote und 223 Verletzte gegeben, sechs davon Schwerverletzte.
In der italienischen Toskana kämpften mehr als 100 Feuerwehrleute weiter gegen einen großen Waldbrand nahe der Stadt Lucca. Rund 500 Bewohner in der Gegend der Gemeinde Massarosa seien vor den Flammen in Sicherheit gebracht worden, teilte die Feuerwehr am Mittwochmorgen mit. Auf einem Video aus der Nacht war zu sehen, wie die Flammen nahe einer Siedlung loderten und sich an Bäumen hochfraßen. Einige Gas-Tanks seien explodiert, twitterte Regionalpräsident Eugenio Giani am Mittwochmorgen.
In Deutschland sollen Waldbrände auch künftig ohne Unterstützung durch Löschflugzeuge bekämpft werden. Eine Anschaffung solcher Flugzeuge sei nicht geplant, teilte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mit. Sie verwies auf die Zuständigkeit von Ländern und Kommunen für den Katastrophen- und Brandschutz. Der Bund könne mit seinen Ressourcen lediglich im Wege der Amtshilfe, wo die Einsatzkräfte der Länder und Kommunen nicht ausreichten, zeitlich begrenzt unterstützen – etwa mit Hubschraubern von Bundespolizei und Bundeswehr. dpa
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