Los ging es vor zehn Jahren

Röttingen: „Hätte nie gedacht, dass so etwas Großes entstehen kann“

Frederike Faust hat mit dem „Jungen Theater“ etwas aufgebaut, das voll eingeschlagen hat.

Von 
Renate Henneberger
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Eine tolle Truppe – 60 junge Schauspieler bei der Sing- und Tanzprobe zum Musical „Robin Hood junior“ © Renate Henneberger

Röttingen. „Wir sollten ein ,Junges Theater‘ haben“, fand vor zehn Jahren Knut Weber, der damalige Intendant der Frankenfestspiele Röttingen. Warum er damit ausgerechnet zu Frederike Faust kam, liegt auf der Hand. Nicht nur, dass sie mit ihrer Familie quasi „um die Ecke“ am Ort wohnt. Gesangsstudium sowie Tanz- und Schauspielausbildung prädestinierte sie geradezu für den Aufbau eines Jugendtheaters. Zusätzlich punktete sie mit ihrer Erfahrung als Leiterin verschiedener Chöre, und als ob das nicht genug wäre, legte sie noch mit einer Ausbildung zur Theaterpädagogin nach. Nicht zuletzt steckt in ihr ein bisschen vom Abenteurer „Robin Hood“, dem Protagonisten des neuen Theaterprojekts. Mit ihrer Lebendigkeit, ihrer Neugierde und Offenheit für Neues überzeugte sie nicht nur den Intendanten. Unzählige Kinder und Jugendliche hat sie im Laufe der Jahre mit ihrer Begeisterung angesteckt und ein regelrechtes „Theaterfieber“ entfacht. „Wenn wir im Sommer die Theatersaison mit dem ,Großen Konzert des Jungen Theaters‘ abschließen, gibt es nicht selten Tränen bei den Schauspielern, weil es noch so lange dauert, bis im Herbst endlich wieder die Proben für ein neues Stück beginnen“, erzählt Frederike Faust.

Äußerst professionelle kulturelle Arbeit

Wer ein Jugendtheater gründen will, braucht vor allem junge Schauspieler. Die künftige Regisseurin gewann an Kindergärten und Schulen Kinder und Jugendliche verschiedenen Alters für ihr Projekt. 2016 wurden die ersten Kooperationsvereinbarungen mit Schulen zur kulturellen Zusammenarbeit geschlossen. Noch im selben Jahr standen Grundschüler der Schule Röttingen mit dem Singspiel „Der kleine Tag“ zum ersten Mal auf der Bühne der Burg Brattenstein. Für 2020 war das Musical „Heidi“ geplant - diesmal mit etwas älteren Schauspielern ab der fünften Klasse. „Leider machte uns Corona einen Strich durch die Rechnung“, erinnert sich Frederike Faust. „Im März 2022 wurde die Uraufführung in der Halle der Burg Brattenstein mit großem Erfolg nachgeholt. Von da an ging es unaufhaltsam bergauf.“ Nicht ohne Stolz fügt Faust hinzu: „Wir leisten professionelle kulturelle Arbeit und haben uns einen Namen weit über die Region hinaus gemacht. Vor zehn Jahren hätte ich nie gedacht, dass so etwas Großes entstehen kann.“ Entsprechend hoch liegt die Messlatte. „In diesem Jahr wagten wir uns an die romantische Geschichte von ,Romeo und Julia‘. Die Abenteuer des ,Robin Hood junior‘ bilden dazu in der kommenden Saison einen reizvollen Kontrast.“

Parallel dazu bringen die Grundschüler „Pippi Langstrumpf“ nach dem Buch von Astrid Lindgren in fröhlicher Musical-Version auf die Bühne. Die rothaarige, rotzfreche Göre ist aus demselben Holz geschnitzt wie Robin – eigenwillig, unangepasst und doch mit einem großen, mitfühlenden Herzen. Frederike Faust weist darauf hin: „Für beide Vorstellungen hat der Vorverkauf bereits begonnen. Jetzt heißt es, sich einen guten Platz sichern und eventuell den Frühbucherrabatt mitnehmen.“ Wem es bis Mai nächsten Jahres zu lange dauert – kein Problem. „Zum Ersten Advent ist das ,Tournee Theater Hamburg‘ mit einer zauberhaften Aufführung des Märchens „Hänsel und Gretel“ zu Gast in Röttingen.

Die Lust wecken auf das Theaterspielen

Theater ist Vergnügen und Freude, aber auch ernsthafte Arbeit. „Zum ersten Mal kommen die Jugendlichen in Workshops mit unserer Theaterarbeit in Berührung“, erklärt Frederike Faust. „Sie dürfen bei Proben zusehen und sich mit den Spielern austauschen. Mit dem Besuch einer Vorstellung wird die Lust geweckt, einmal selbst auf der Bühne zu stehen. Nach einer kleinen Sprech- und Singprobe erfolgt die Rollenzuweisung.“ Mit hochmotivierten Schauspielern und einem ganzen Heer professioneller und ehrenamtlicher Helfer im Rücken, verspricht auch die kommende Theatersaison wieder ein Erfolg zu werden.

„Alle Künste tragen bei zur größten aller Künste, der Lebenskunst“. Diesem Wort von Bertold Brecht schließt sich Frederike Faust an: „Auf der Bühne zu stehen, ist für die Kinder total gewinnbringend, fördert Mut, Selbstvertrauen, soziale Kompetenz, Fantasie und Kreativität.

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