Mannheim. Raimund Käser ist ein Mann der ersten Stunde. Den Singkreis St. Aposteln Viernheim hat er mit befreundeten Sängerinnen und Sängern vor 35 Jahren aus der Taufe gehoben. Entstanden ist er aus der Jugendarbeit der gleichnamigen Pfarrei. Langjährige Freundschaften prägen die Gemeinschaft. Der Chorname klinge zwar konfessionell festgelegt, doch dies stimme so nicht, meint der Viernheimer. „Wir singen auch in Kirchen und Gottesdiensten, sind aber offen für alle Stilrichtungen.“ So hat der Singkreis mit rund 30 Mitgliedern gerade in den letzten Jahren mit zeitgenössischer Musik auf sich aufmerksam gemacht, etwa dem soulig-jazzigen „Sacred Concert“ Duke Ellingtons oder dem Requiem „Eternal Light“ von Howard Goodall.
Wettbewerb verleiht Schub
Einen neuen musikalischen Impuls hat der Viernheimer Chor 2019 mit der Wahl der jungen Dirigentin Martina Egli gesetzt. Selbst engagierte Sängerin hat die in der kurpfälzischen Chorszene bereits bestens vernetzte Dirigentin gerade in der Corona-Zeit für Kontinuität und neue Probeformen gesorgt. „Wir haben uns über eine Meeting-Plattform vernetzt und auch oft im Freien getroffen“, berichtet der Chor-Vorsitzende. Gelernt habe man die Stücke selbstständig über genaues Zuhören.
Die Aussicht auf den Chorwettbewerb habe dem Singkreis zusätzlich neuen Schub verliehen. Mit einem öffentlichen Aufruf für das Projekt habe man eine Vielzahl von neuen Sängerinnen und Sängern angeworben. „Mit hoher Motivation sehen wir nun dem Chorfestival auf der Bundesgartenschau entgegen.“
Freude bereite die Aussicht auf die Begegnung mit anderen Chören, aber auch derzeit die intensive Auseinandersetzung mit den drei ausgewählten Stücken: „Now Is The Month Of Maying“ von Thomas Morley, „As Torrents In Summer“ von Edward Elgar und „Wach auf, meins Herzens Schöne“ in einem Satz von Ralph Hoffmann haben sie sich drei stimmungsvolle Stücke ausgesucht. „Im September werden wir noch sorgfältig an den Liedern feilen“, so Käser.
Das Repertoire, so Käser, sei sehr vielfältig. „Mit sehr guten Dirigenten und Dirigentinnen haben wir in den letzten Jahren eine vielfältige geistliche und weltliche Chorliteratur von Renaissance bis Romantik und Moderne kennengelernt und in vielen Konzerten aufgeführt“, sagt er. Er glaube, dass gerade diese Offenheit des Chores sowohl für die Art der Musikrichtungen als auch die Offenheit für alle Interessierten am Mitmachen etwas Besonderes war und noch immer ist.
Dann spricht Käser von der Chorleiterin Egli. „Sie kann uns sehr gut motivieren. Die Proben und die Stimmbildung machten sehr viel Spaß. Sogar während der Pandemie habe Egli unermüdliches Engagement gezeigt. Es wurde online geprobt, hybrid und auch im Freien. Käser verweist in diesem Zusammenhang auf „sehr ungewöhnliche Probeorte“ wie eine belüftbare Werkhalle oder einen Betriebshof. So hat der Singkreis laut Käser „auch in den schwierigen Pandemie-Jahren gut zusammengehalten“.
Und konnte schon bald Videoauftritte hinlegen. An Weihnachten. An Ostern. Doch die seien schon eine Herausforderung für alle gewesen, die sich aber Käser zufolge gelohnt hat: „An der Resonanz unseres Online-Publikums haben wir aber auch gemerkt, wie wichtig das für alle in dieser Zeit war.“
Chorfestival ist Sahnehäubchen
Im Oktober 2022 folgte dann wieder der erste Auftritt in Präsenz: ein Benefizkonzert für eine Dachsanierung der Auferstehungskirche in Viernheim unter dem Titel „Verleih uns Frieden“. Mit Live-Events ging es dann auch gleich auf der Buga weiter. Für die Buga-Reihe „Our Voice For Our Planet“ hat St. Aposteln sogar einen Projektchor gegründet – und hat so „für uns sehr überraschend“ 13 neue Sängerinnen und Sänger gefunden, die jetzt immer noch im Singkreis mitwirken. „Das war und ist immer noch eine sehr tolle Erfahrung“, sagt Käser und schwärmt von dem Auftritt am 11. Mai auf der Freizeitbühne des Luisenparks mit einem Programm weltlicher Stücke über die Natur und die Erde. Auf Spinelli gab es sogar noch ein zweites Konzert auf der Buga: am Tag der Buga-Partnerschafts-Stadt im Pavillon der Metropolregion.
Im Chorfestival Rhein-Neckar sieht Käser nun „das Sahnehäubchen für dieses Buga-Mitsing-Projekt, das ist für uns eine neue Erfahrung. Deshalb freuen wir uns sehr darauf und auf die Möglichkeit, andere, sehr verschiedene Chöre zu erleben“.
Das 1. Chorfestival Rhein-Neckar
Das 1. Chorfestival Rhein-Neckar (CFRN) wird vom „Mannheimer Morgen“ in Kooperation mit der Buga 23 und unterstützt vom Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar veranstaltet. Es findet am 23./24. September in der Baumhainhalle, Luisenpark, statt.
Der Wettbewerb richtet sich an nicht-professionelle Chöre jeder Art aus der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Bewerbungphase ist abgeschlossen. Die Wertungen sind: Gemischte Chöre, Frauenchöre, Männerchöre, Jugendchöre, Pop- und Jazzchöre sowie Gesangsensembles.
Vorgetragen werden drei Stücke mit insgesamt maximal 15 Minuten. Eines der Werke muss einen Bezug zum Thema Natur haben. Die Fachjury wird von Dirigent Tristan Meister geleitet. In jeder Kategorie werden gestaffelte Preise bis zur Höhe von 600 Euro (1. Preis) vergeben.
Eintritt für Buga-Gäste kostenlos.
Auftritt Singkreis St. Aposteln: 24.9. zwischen 12 und 12.40 Uhr.
Infos unter: www.mannheimer-morgen.de/chorwettbewerb
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