Buch herausgegeben

Fleischfressende Pflanzen sind Spezialität des Kreuzwertheimers Frank Rudolf

Von 
Nadine Schmid
Lesedauer: 
ASCII © Nadine Schmid

Kreuzwertheim. Sicher hat die Mutter von Frank Rudolf seinerzeit nicht geahnt, welche Auswirkungen das Geschenk hatte, das sie ihrem damals fünfjährigen Sohn machte: Eine fleischfressende Pflanze, der er den Namen „Hektor“ gab. Schon das Kind war fasziniert. Rudolfs erste eigene Wohnung wurde dann zur Heimstatt verschiedenster Karnivoren, wie der lateinische Fachausdruck lautet. 2002 begann der gelernte Industriekaufmann mit dem Vertrieb dieser Pflanzen. Jetzt lässt er mit seinem gerade neu erschienenen Buch Interessierte an seinem Fachwissen teilhaben.

Viele Fragen

„Können die beißen? Sind sie gefährlich für mich oder mein Haustier? Was machen die Pflanzen, wenn keine Insekten in der Nähe sind?“ Dies sind nur einige Fragen, die Frank Rudolf immer wieder gestellt bekommt, egal ob von seinen erwachsenen Kunden oder von Sechstklässlern der Bestenheider Comenius Realschule, denen er in einer Projektwoche erst wieder seine Lieblinge vorgestellt hat.

© Frank Rudolf

Dies war Grund genug für den Pflanzenliebhaber, diese Frage einmal schriftlich zu beantworten. Es gebe zwar etliche Bücher über fleischfressende Pflanzen, aber keine, in denen die wesentlichen Fragen dazu so klar gegliedert beantwortet würden, erklärt er im Gespräch mit den FN.

Anleitungen und Bilder

Dazu kamen Kulturanleitungen, die er zu von ihm vertriebenen Sorten geschrieben hat, um sie den Kunden zu schicken. Und farbenfrohe Bilder, denn zur Dokumentation hat Rudolf neben dem Pflanzenzüchten die Fotografie, speziell die Makrofotografie als zweites Hobby entdeckt. So hatte er also genug Material, um ein Buch herauszubringen. Und dies ist nun im Verrai-Verlag in einer Auflage von zunächst 2000 Stück unter dem Titel „Fleischfressende Pflanzen“ erschienen.

Er habe sich gefreut, dass so viele Verlage Interesse an diesem „Außenseiter-Thema“ gehabt hätten, dass er am Schluss sogar wählen konnte, so Rudolf. Und bei den Mitarbeitern des Verlages habe er das Gefühl gehabt, sie hatten selber großen Spaß an der Sache. Fünf Jahre sind seit den ersten Planungen vergangen.

Mehr zum Thema

Kultur-Heidelbeeren

Schnitt für gute Früchte

Veröffentlicht
Von
lwg
Mehr erfahren

Seit den ersten Planungen bis zur Umsetzung des Projekts sind fünf Jahre vergangen. Der 44-Jährige erinnert sich, wie alles begann. Als er seine erste eigene Wohnung bezog, habe er gewusst: Hier muss etwas Besonderes hin. Und er erinnerte sich an die Pflanze, die ihn schon in seiner Kindheit fasziniert hatte und von der es 5000 unterschiedliche Arten gibt. Manche davon werden so groß, dass man einen Arm hineinstecken kann. In den folgenden Jahren wuchs seine Pflanzfläche immer weiter. Er legte ein Moorbeet an und richtete ein Gewächshaus ein.

2002 schließlich kam Rudolf, der schon in den 1990er Jahren das Internet für sich entdeckt hatte, auf die Idee, die fleischfressenden Pflanzen über seine Homepage carnivor-plants.de zu vertreiben. Nun stieg sein Vater Gerhard Rudolf mit ein, der bis heute für die Buchhaltung der kleinen Firma zuständig ist. Aktuell verschicken die beiden etwa 1000 Pakete im Jahr.

Rudolf betreibt das Geschäft nebenberuflich mit seinem Vater und einem weiteren Mitarbeiter. Etwa zehn Stunden in der Woche investiert er. Besonders fleißig müsse er im Sommer sein, während es im Winter eher ruhig zugehe. Natürlich würden die Kunden immer anspruchsvoller, erwarteten etwa die Warenlieferung innerhalb von zwei Tagen. Das sei für seinen eher kleinen Betrieb nicht immer leicht zu stemmen.

Der Kreuzwertheimer Frank Rudolf ist von fleischfressenden Pflanzen wie etwa Sonnentau (links unten) oder Venusfliegenfallen (rechts unten) fasziniert. Nun hat der 44-Jährige ein Buch über die Kanivoren herausgegeben. © Nadine Schmid/Frank Rudolf

Manche gesetzlichen Regelungen würden das Geschäft ebenfalls erschweren: Etwa das gesetzliche Rückgaberecht – auch wenn noch nie eine Pflanze zurückgekommen sei. Oder die 60 Euro Gebühr für eine Kartonverwertung, die jeder entrichten muss, der über das Internet bestellte Ware verschickt.

Die ruhigere Winterzeit nutzt Rudolf, um neue Ideen umzusetzen. So hat er etwa mit der Zucht von Mammutbäumen begonnen, verkauft die Jungpflanzen und hat sich selbst schon einen kleinen Baum in den Garten gepflanzt. Im Sortiment sind außerdem selbstgezüchtete Samen und verschiedene Chili-Arten.

Warten auf die Mücke

Manchmal verkauft Rudolf auf Ausstellungen wie zuletzt dem „Saatgutfestival“ in Wertheim. „Da haben wir immer großen Zulauf. Kinder warten zum Teil lange am Stand, bis endlich eine Mücke kommt.“

Da räumt der Experte gleich mit einem weiteren Falschwissen vieler Menschen auf: Die fleischfressenden Pflanzen sind zum Überleben nicht auf die Insekten angewiesen, die sie sich aus der Luft fischen. Dies seien eher besondere Leckerbissen. Denn als Sumpfpflanzen auf meist nährstoffarmen Böden seien die Karnivoren extrem genügsam und bräuchten nicht viel Nahrung. Dennoch können sie durchaus als Insektenfänger nützlich sein, etwa als Falle für die allseits unbeliebten Fruchtfliegen.

Verschiedene Fang-Methoden

Für das Fangen gibt es verschiedene Strategien: Es gibt fleischfressende Pflanzen, die die Beute einwickeln, aber auch Klebe-, Gruben- und Klappfallen. Manche Gastronomen würden sie auf den Tisch stellen, um lästige Besucher beim Essen elegant verschwinden zu lassen.

Karnivoren gibt es weltweit. Leider würden sie durch das Zurückgehen der Moorlandschaften in der freien Natur immer seltener, bedauert Rudolf. In der Zucht machten Besitzer oft den Fehler, mit Leitungswasser zu gießen. „Diese Pflanzen vertragen aber keinen Kalk. Nur Regenwasser und destilliertes Wasser gehen“, so Rudolf. In Deutschland ist in der Natur ausschließlich der rundblättrige Sonnentau heimisch, eine frostharte Sorte. Wie vielfältig diese Pflanzengattung ist, zeigen seine Exemplare, die ganz unterschiedlich aussehen und verschiedenste Farben haben.

Zwischendurch hatte der 44-Jährige f einen Laden in Kreuzwertheim, der sehr beliebt war und Besucher aus einem Umkreis bis zu 400 Kilometern anzog. Aber das wurde ihm mit der Zeit zu viel und er konzentrierte sich aufs Internet.

Dies nutzt er auch zum Austausch, etwa in der Gesellschaft für fleischfressende Pflanzen, die deutschlandweit 1400 Mitglieder hat. Natürlich ist Rudolf eines davon. Außerdem setzt er sich im Vorstand der Ortsgruppe Kreuzwertheim des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland für den Umweltschutz vor der Haustür ein.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke