Im Kursaal

Bad Mergentheim: Das war der erste Job- und Chancenabend

Zahlreiche Aussteller und abwechslungsreiche, spannende Vorträge – der Abend für Berufseinsteiger und Fachkräfte feierte eine erfolgreiche Premiere.

Von 
Simon Retzbach
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Gute Gespräche in lockerer Atmosphäre - das war der Job- und Chancenabend im Kursaal. © Retzbach

Bad Mergentheim. „Unser Ziel: Wir wollen Menschen und Chancen zusammenbringen“ – mit diesen Worten eröffnete FN-Geschäftsführer Jochen Eichelmann den ersten „Job- und Chancenabend“ der Fränkischen Nachrichten im Bad Mergentheimer Kursaal. Der Kursaal sei heute „ein Treffpunkt für alle, die ihre berufliche Zukunft gestalten wollen – das ist gerade in dynamischen Zeiten wie heute wichtig“, so Eichelmann.

Eröffnung des Job- und Chancenabends mit FN-Geschäftsführer Jochen Eichelmann, Oberbürgermeister Udo Glatthaar, Landrat Christoph Schauder und Peter Vogel von der Sparkasse Tauberfranken. © Retzbach

Da sich der „Job- und Chancenabend“ jedoch auch an bereits Berufstätige richtete, bot sich ein Input in Form verschiedener Vorträge an. Denn neben reiner Berufsorientierung gibt es ja aktuell durchaus allgemeine Aspekte, die für eine erfolgreiche Karriere relevant sind.

Ein solches Thema behandelte zum Auftakt Eliette von Gemmingen. Sie ist Knigge-Trainerin und weiß daher, wie wichtig angemessenes Auftreten im Berufsumfeld ist. Denn bei Knigge geht es nicht nur um Tischregeln. Für zahlreiche Situationen und Fragen finden sich hier Antworten. „Auf Augenhöhe und adressatengerecht zu kommunizieren, ist damals wie heute relevant. Es sind die oft unsichtbaren soft skills, die den Unterschied machen“, ist von Gemmingen überzeugt. Denn: „Fühlt sich ein Mitarbeiter im Unternehmen wohl, gibt es weniger Krankheitstage“.

Eliette von Gemmingen gab interessante Einblicke in die Knigge-Welt für das Berufsleben. © Retzbach

Die Tipps sind dabei griffig und simpel. Ein Beispiel: „Der Mensch hat einen Mund und zwei Ohren. Er sollte also mehr zuhören und weniger selbst reden“. Auch im Umgang mit Kunden ist empathisches Zuhören wichtig, denn: „Einen neuen Kunden zu gewinnen ist fünf Mal so teuer wie einen Kunden zu halten.“ Und in der Ansprache von Auszubildenden gilt ähnliches. Kritik mit Positivem einleiten, in Ich-Form Störendes ansprechen und im Gegenzug besondere Leistungen auch anerkennen – das Rezept für eine gute Kommunikation mit den Nachwuchskräften.

Manches ist durchaus überraschend. Denn wer hätte gedacht, dass beim so wichtigen ersten Eindruck von einem Menschen zu 55 Prozent die Körpersprache, zu 38 Prozent der stimmliche Ausdruck und zu nur sieben Prozent das tatsächlich Gesagte relevant sind? Am Telefon ähnlich: Der Klang der Stimme schlägt mit 84 Prozent deutlich stärker zu Buche als das Gesagte mit nur 16 Prozent. Das Fazit der Knigge-Trainerin: „Es geht nicht um starre Regeln, Empathie ist entscheidend.“

Personalreferentin Swantje Hefftler sprach über notwendige Skills für Arbeitnehmer in der Zukunft. © Retzbach

Und was muss ein Arbeitnehmer zukünftig können, um in der sich veränderten Arbeitswelt erfolgreich zu sein? Swantje Hefftler, Personalreferentin bei der Haas Mediengruppe, zeigte in ihrem Vortrag auf, dass „die Zukunft kein Garten Eden ist, wir müssen etwas tun“. Denn ohne Veränderungen wäre laut Studien knapp die Hälfte der Unternehmen in zehn Jahren nicht mehr wettbewerbsfähig.

Auf was kommt es nun konkret an? Laut Hefftler sind es vor allem die sogenannten „soft skills“, grob übersetzt soziale Kompetenzen, die zukünftig entscheidend für menschliche Arbeitskräfte sind. Denn: Routineaufgaben würden zunehmends, nicht zuletzt durch Künstliche Intelligenz, automatisiert. Dinge wie kreative Problemlösung, Lernfähigkeit, analytisches Denken und Empathie rücken dann beim Menschen in den Mittelpunkt.

„Technologischer Fortschritt hat die Arbeitswelt insgesamt verbessert. KI wird kein Jobkiller“ – eine klare Botschaft von Simon Blank. Der Wirtschaftsinformatiker und Unternehmensgründer ist überzeugt, dass die berufliche Zukunft für Arbeitnehmer positiv sein kann. Denn wer KI nutze, könne seine Produktivität beträchtlich steigern. Und überflüssig, wie oft befürchtet, würden Menschen auch nicht. Denn die KI hat Grenzen: „Sie ist kein Zauber, sondern (er-)kennt Statistik, Sprachen und Muster. Sie denkt schnell, nicht tief. Sie ist ein Werkzeug, kein Wesen.“ Lerninhalte aufbereiten, Präsentationen erstellen oder im Schriftverkehr unterstützen – hier kann sie sinnvoll zum Einsatz kommen und so Zeit sparen.

Klare Botschaft gegen KI-Angst von Informatiker und Unternehmer Simon Blank. © Retzbach

Verändern wird sich die Arbeitswelt laut Blank dennoch. „Maschinen ersetzen Muskeln, KI erweitert die Köpfe“, vergleicht er. In seiner Schlussfolgerung greift er auf, was Hefftler und von Gemmingen bereits betonten: Kreativität statt Routine, Lernbereitschaft statt umfangreichem Lebenslauf und nicht zuletzt menschliche Qualitäten wie Empathie oder Anpassungsfähigkeit seien zukünftig bedeutend.

Oliver Gassner hielt einen launigen Vortrag zu Karriereplattformen wie LinkedIn. © Retzbach

Doch damit man solche Fähigkeiten unter Beweis stellen kann, braucht man erstmal einen Job. Und wo kann man diesen in Zeiten der Digitalisierung finden? Natürlich online, über Karriereplattformen wie LinkedIn oder Xing. Wobei die Betonung auf „kann“ liegen muss, denn auch in der vielfältigen Online-Berufswelt ist ein Erfolg nicht garantiert. Oliver Gassner ist Berater und kennt sich mit den Plattformen bestens aus. In einem launigen Vortrag erklärte er Vorteile und Schwächen der Netzwerke, vor allem aber auch Fallstricke beim Anlegen eines Profils.

So ist er zum Beispiel großer Fan von Bildern mit einem Lächeln, das Zähne zeigt. Warum? „Weil Sie dann selbst in den kleinen Profilbild-Kacheln von LinkedIn und Xing immer freundlich aussehen. Das ist bei einem Lächeln ohne Zähne nicht immer so.“ Allgemein gelte, wer einen Job suche, müsse sich „in die Auslage legen“. Heißt konkret: Sich so umfangreich wie möglich für potenzielle Arbeitgeber präsentieren. „Das ist wie beim Einkaufen: Sie kaufen das Produkt, zu dem Sie mehr Informationen haben“. Heißt im Umkehrschluss: Das Online-Profil bitte nicht als „Schnitzeljagd“ gestalten, bei der ein Arbeitgeber mühsam herausfinden muss, was die Person suchen könnte. Und gerne auch mal ein bisschen Geld, beispielsweise für professionelle Fotos, investieren, denn „nicht Arbeiten kostet ja auch Geld.“

Gratis Cocktails rundeten einen informativen Abend ab. © Retzbach

Was hingegen kostenlos war, waren die Drinks, mit denen im Anschluss an die Gespräche mit verschiedenen Ausstellern sowie die Vorträge der Freitagabend noch gemütlich im Kursaal ausklingen konnte.

Redaktion

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