Zwischen St. Marien und der Jakobskirche

Adelsheim: Ein neuer Ort der Begegnung

Piazza am Jakobsweg feierlich eingeweiht. Sitzgelegenheiten und Grünflächen laden zum Verweilen ein.

Von 
Kevin Retlich
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Nach der Segnung wurde das Schild „Piazza am Jakobsweg“ offiziell enthüllt. Gemeinsam feierten Vertreter der Kirchengemeinde, Stadt und Beteiligte die Fertigstellung des Projekts. © Kevin Retlich

Adelsheim. Mit der Einweihung der „Piazza am Jakobsweg“ hat Adelsheim am Sonntag einen neuen Ort geschaffen, der Menschen verbindet. Zwischen der evangelischen Jakobskirche und der katholischen Kirche St. Marien lädt der Platz zum Innehalten, zu Begegnungen und zum Verweilen ein. Musikalisch umrahmt wurde die Feier vom katholischen Kirchenchor Adelsheim-Osterburken, der mit harmonischen Klängen einen festlichen Rahmen schuf. In einem der Lieder hieß es „Hinaus in alle Weite“, eine Zeile, die sinnbildlich für Offenheit und Aufbruch steht und damit perfekt zum Anlass passte. Bevor der Platz offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde, blickte Andreas Reize, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, auf dessen Entstehung zurück. Im Gemeindeteam sei der Wunsch entstanden, den alten Pfarrgarten neu zu beleben. Durch das Innenstadtprogramm der Stadt Adelsheim bot sich die Möglichkeit, daraus ein echtes Gemeinschaftsprojekt zu entwickeln. Dank der Förderung aus dem Innenstadtfonds, der Unterstützung durch das Citymanagement sowie mit viel ehrenamtlichem Engagement, Spenden und Hilfe lokaler Betriebe wurde aus einer Vision Wirklichkeit.

Jakobskirche zählt zu den ältesten Bauwerken der Stadt

Für einen historischen Rückblick sorgte Heimatforscher Albert Rückert, der in seiner Ansprache die Geschichte der Jakobskirche, der katholischen Kirchengemeinde und des Jakobswegs beleuchtete. Die 1489 errichtete Jakobskirche zählt zu den ältesten Bauwerken der Stadt und wurde über Jahrhunderte hinweg sowohl evangelisch als auch katholisch genutzt – ein eindrucksvolles Zeugnis für Wandel, Toleranz und gelebten Glauben. Heute dient sie als Friedhofskirche, in der über sechzig kunstvoll gestaltete Epitaphe und Grabplatten an die lange Geschichte Adelsheims und seines Ortsadels erinnern, und ist zugleich Teil des europäischen Jakobspilgerwegs, der sich von Rothenburg ob der Tauber über Adelsheim bis nach Santiago de Compostela zieht. Als markanter Punkt auf diesem weitverzweigten Wegenetz lädt sie Pilgernde seit Jahren zu einer kurzen Rast und Besinnung ein.

Der neue Platz, so Rückert, füge sich harmonisch in dieses Pilgererlebnis ein – als moderne Ergänzung eines historischen Ortes, der Menschen offen begegnet, zum Verweilen einlädt und zugleich an die spirituelle Bedeutung des Unterwegsseins erinnert. Danach überbrachte Bürgermeister Wolfram Bernhardt die Glückwünsche der Stadt Adelsheim und des Gemeinderats. Er dankte allen Beteiligten für ihr Engagement und betonte, dass hier ein Platz entstanden sei, der zum Ankommen einlädt und das Stadtbild auf besondere Weise bereichert. Daran anschließend griff Pfarrer Frederik Reith in seiner kurzen Ansprache den Gedanken des Pilgerns auf. Das Leben, erklärte er, gleiche dem Jakobsweg, einem Weg voller Begegnungen, Richtungswechsel und neuer Etappen. Die Piazza solle diesen Geist widerspiegeln und ein Ort sein, an dem Menschen ankommen, zur Ruhe finden und gestärkt wieder aufbrechen können. Im Anschluss wurde das neue Schild „Piazza am Jakobsweg“ feierlich enthüllt. Danach segnete Pfarrer Reith den Platz und sprach ein Gebet, in dem der Wunsch mitschwang, dass dieser Ort Menschen miteinander verbindet – über Generationen, Grenzen und Glaubensrichtungen hinweg.

Die neue Piazza ist als offener Treffpunkt gedacht – für Gespräche nach dem Gottesdienst, für Wanderer oder einfach als Ruhepunkt im Alltag. Mit Sitzgelegenheiten, Grünflächen und barrierefreien Zugängen bietet sie Raum für Begegnung und Erholung. Eltern und Großeltern, die ihre Kinder vom Kindergarten abholen, finden hier ebenso einen Platz zum Verweilen wie Pilgernde, die eine kleine Pause einlegen möchten. Mit ihrer Lage am Jakobsweg, im Schatten der traditionsreichen Jakobskirche, verbindet sie Geschichte, Glaube und Gemeinschaft auf eindrucksvolle Weise.

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