Die Ausrede gehört zu unserem Leben wie das morgendliche Aufstehen. Eine Erkenntnis, die auch vor der Welt des Sports nicht Halt macht. Die Psychologie erklärt den Sinn dahinter: Statt einen Fehler zuzugeben, biegen wir uns die Wahrheit zurecht und machen uns das Leben auf diese Weise ein bisschen leichter.
Manche übertreiben es aber auch. Der schottische Fußball-Nationaltrainer Gordon Strachan zum Beispiel. Er erklärte die verpasste Qualifikation für die WM 2018 mit genetischen Nachteilen seiner Nation. „Wir waren die zweitkleinste Mannschaft – hinter Spanien. Genetisch müssen wir an den Dingen arbeiten, vielleicht bringen wir große Frauen und Männer zusammen und sehen, was wir tun können“, sagte Strachan. Offen blieb, wie die schottische Kuppeloffensive großgewachsener Paarungspartner organisiert werden könnte.
In die weitgefasste Welt der Biologie brach auch der ukrainische Nationalspieler Vladislav Vashchuk auf, als er erklären sollte, warum sein Team bei der WM 2006 mit 0:4 gegen Spanien verloren hatte. Die Spieler hätten in der Nacht vor dem Spiel kaum geschlafen, weil die Frösche vor dem Teamhotel so laut gequakt hätten. Vashchuk: „Wir waren uns einig, dass wir uns mit Stöcken bewaffnen und auf die Jagd nach ihnen gehen.“
In die illustre Runde der Experten für virtuose Ausreden hat sich dieser Tage auch der englische Premier-Club Aston Villa eingereiht. Die Profis aus Birmingham beschweren sich laut einem Bericht des „Telegraph“ darüber, dass die Trikots des neuen Ausrüsters schon nach nur mäßiger körperlicher Betätigung durchnässt seien. Zitat: „Die Spieler sehen schon nach zehn Minuten aus, als wären sie in einen Pool gesprungen.“ Dies sei natürlich wenig vorteilhaft, um auf dem Platz gute Leistungen zu bringen. Dass Aston Villas Ahnen, vor der Erfindung atmungsaktiver Kunstfaser, klaglos in Trikots aus reiner Wolle über den Rasen schwitzten, sei hier nur zur Einordnung als Hintergrund erwähnt.
Doch das sind Petitessen, wenn man den unangefochtenen Meister der denkwürdigen Ausrede kennt. Der ehemalige Schalker Emile Mpenza. Der Belgier meldete sich zu seiner Zeit in England bei Plymouth Argyle einst mit einer pikanten Erklärung vom Training ab. Nach der Einnahme eines Potenzmittels am Vorabend sei der gewünschte Effekt, nun, nicht wie erwartet am nächsten Morgen wieder abgeklungen.
Irgendwie schließt sich da der Kreis zu Schottlands früherem Nationaltrainer Strachan und seinem Vorschlag eines nationalen Fortpflanzungsprogramms. Vielleicht sollte man ihn und Emile Mpenza mal zusammenbringen. Alexander Müller
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