Wirklich überraschend kam die Nachricht nicht: "Die Verantwortlichen der Spielvereinigung Neckarelz haben beschlossen, sich für die nächste Spielzeit nicht um eine Regionalliga-Lizenz zu bewerben." Dies teilte gestern Präsident Dr. Thomas Ulmer unserer Zeitung mit.
Ein Grund für diese Entscheidung war sicherlich die laufende Ermittlung der Mannheimer Steuerbehörden (wir berichteten mehrfach). Seitdem ist bei der Spielvereinigung praktisch nichts mehr, wie es früher einmal war. Aufgrund der dadurch entstandenen finanziellen Schwierigkeiten haben zahlreiche Stammspieler in der Winterpause den Verein verlassen. Bestehende Verträge seien damals "in gegenseitigem Einvernehmen" aufgelöst worden, hatte Ulmer, der seit 30 Jahren Vereinspräsident ist, im Januar bestätigt.
Trainer Peter Hogen war es dennoch gelungen, ein einigermaßen konkurrenzfähiges Team auf die Beine zu stellen. Die Erfolgserlebnisse in der Liga hielten sich zwar in Grenzen, doch im Pokal wurde kürzlich der Einzug ins badische Finale gefeiert. Dort wird man auf den FC Astoria Walldorf treffen. Hier geht es dann um den Einzug in den DFB-Pokal.
Dort würde man dann allerdings als Oberligist antreten. Von der Regionalliga wird man sich freiwillig verabschieden. "Mit Wehmut", wie Dr. Ulmer zugibt. Aber es bleibe letztendlich keine andere Wahl: "Die Regionalliga ist eine wirtschaftliche Todesklasse. Ausgaben und Einnahmen sind nicht auf einen Näherungskurs zu bringen."
Als aktuelles Beispiel führt der Vereinspräsident die Partie gegen den 1. FC Saarbrücken am kommenden Samstag an. Dies ist wieder eines der so genannten "Sicherheitsspiele". Und diese Spiele sind teuer. "Wir müssen viele Tausend Euro aufbringen, für die Security, für die Fantrennung, für extra Dixiehäuschen, für doppelte Bewirtungsstände, für die Feuerwehr, für das DRK. Wir müssen für die Sicherheitssitzung bei der Stadt Gebühren zahlen. Wir müssen selbst die Verkehrsschilder aufstellen. Wir müssen dazu noch eigene Ordner stellen. Wir legen bei Sicherheitsspielen einen zweistelligen Betrag pro Zuschauer drauf."
Dieser beträchtliche Aufwand wird von den Fußballfans allerdings nicht honoriert. "Regionalliga mit durchschnittlich 300 Zuschauern bedeutet, dass diese Klasse in unserer Region nicht attraktiv ist." Das enttäuscht Ulmer natürlich sehr, obgleich er natürlich weiß, dass es auch hierfür Gründe gibt. Die Anstoßzeit von 14 Uhr ist natürlich alles andere als ideal, und auch die "Atmosphäre im Käfig" ist wahrlich nicht einladend.
Fast schon "genervt" wirkt Ulmer, wenn er von den infrastrukturellen Gegebenheiten spricht: "Von Schiedsrichtern und auswärtigen Mannschaften wird permanent der Zustand unserer Anlage kritisiert." Immer wieder bekomme er zu hören, dass der Platz schlecht sei, dass die sanitären Verhältnisse katastrophal seien und dass die Kabinen zum einen zu klein und zum anderen in ihrer Anzahl zu wenig seien.
Dr. Ulmer ist es offensichtlich leid, von den meisten Gegnern belächelt zu werden. "Wir haben keine vornehme Tribüne. Wir haben kein ausreichendes Flutlicht. Wir haben keinen adäquaten VIP-Bereich." Man habe versucht, daran etwas zu ändern: "Wir haben auf unsere Kosten eine Planung veranlasst, aber die Zuschusslage von allen Seiten ist so bescheiden, dass wir das Projekt nicht realisieren können. Leider."
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