Danny Galm (35) aus Amorbach, der zuletzt zwölf Jahre in Mudau gelebt hat, spielte in seiner Fußball-Karriere nicht nur für die Spielvereinigung Neckarelz, sondern unter anderem auch für den VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt.
Nach einer erfolgreichen Zeit als Trainer verschiedener U-Mannschaften der TSG 1899 Hoffenheim hat er die Fußballlehrer-Ausbildung absolviert und im Juli das Amt des Cheftrainers bei der U19-Bundesligamannschaft des FC Bayern München übernommen.
Vor Ihrem Wechsel zu den U19-Junioren des FC Bayern war von verschiedenen Angeboten im Seniorenbereich der deutschen Profiligen die Rede. Warum haben Sie sich für die Aufgabe in München entschieden?
Danny Galm: In der Tat gab es verschiedene Anfragen sowohl aus dem Jugend- als auch aus dem Herren-Bereich. Ich habe mich nach dem Abschluss meiner Fußballlehrer-Ausbildung im Mai bewusst dafür entschieden, die Herausforderung als U19-Trainer bei Bayern München anzunehmen. Die Arbeit bei diesem großen und unfassbar professionellen Club bedeutet für mich einen logischen nächsten Schritt und eine tolle Herausforderung.
Gibt es einen Trainer, den Sie hinsichtlich der Spielphilosophie und Menschenführung als Ihr Vorbild bezeichnen würden?
Galm: Wenn ich mir einen bestimmten Trainer zum Vorbild nehme, laufe ich zwangsläufig Gefahr, ihn kopieren zu wollen. Die Kunst besteht in diesem Beruf darin, die perfekte Kombination aus Menschenfängern und genialen Taktikern zu finden. Natürlich helfen mir dabei die Kontakte, die ich unter anderem zu Julian Nagelsmann und Hansi Flick habe. Auch die Eindrücke, die ich von anderen renommierten Trainerkollegen gewinnen konnte, haben meinen Erfahrungsschatz erweitert. Letztendlich muss ich meinen eigenen Stil finden, mich auf sehr hohem Niveau ständig weiterentwickeln. Da es mir jeden Tag aufs Neue große Freude bereitet, junge Menschen zu begeistern, bin ich guter Dinge, dass mir dies auch gelingen wird.
Julian Nagelsmann kennen Sie aus Eurer gemeinsamen Zeit in Hoffenheim. Gab es an neuer Wirkungsstätte schon einen Gedankenaustausch? Wie nah ist Nagelsmann als Verfechter der Nachwuchsförderung an der U19 dran?
Galm: Der Kontakt zu Julian Nagelsmann, den ich aus unserer gemeinsamen Zeit bei der TSG Hoffenheim kenne, ist nie abgerissen. Aktuell sind wir in einem regelmäßigen, engen Austausch, was unter anderem der Situation geschuldet ist, dass während der Vorbereitung immer wieder U19-Spieler am Training der Profis teilgenommen und in Testspielen ihre Einsatzzeiten bekommen haben. Nagelsmann kennt die Jugendarbeit aus dem Effeff und legt großen Wert auf eine erstklassige Ausbildung unserer Talente. Es gibt nicht viele Trainer, die junge Spieler besser an den Profifußball heranführen können als er. Und eine solche Konstellation ist nicht zuletzt auch für einen U19-Trainer eine vielversprechende Ausgangsbasis.
Es gibt erfolgreiche Clubs in Europa, die das bevorzugte Spielsystem ihrer Profimannschaft durchgängig ab den D-Junioren spielen lassen. Gibt es beim FC Bayern solche Vorgaben der sportlichen Leitung oder sind Sie mit Ihrem Trainerstab komplett frei?
Galm: Ich bin sehr froh, dass es diesbezüglich keine strengen Vorgaben seitens des Vereins gibt. Selbstverständlich liegt es in der Natur der Sache, dass in allen Altersklassen der Name FC Bayern München für offensiven, mutigen und dominanten Fußball steht. Vorgaben wie zum Beispiel eine perfekte Ausbildung einer Viererkette sind im modernen Fußball ohnehin unabdingbar. Ansonsten will ich durch eine möglichst optimale Kombination aus Individualität und taktischen Vorgaben meinen Teil dazu beitragen, dass der ein oder andere meiner U19-Spieler den Sprung nach ganz oben schafft.
Sie üben Ihren Beruf mit unfassbar großer Leidenschaft und Herzblut aus. Bereitet Ihnen die Entwicklung des Fußballsports außerhalb des grünen Rasens manchmal Sorge?
Galm: Ich kann die Sorge vieler Fußballfans gut verstehen. Wir alle sollten viele dieser gefährlichen Mechanismen rund um den Profifußball sehr genau hinterfragen und alles daransetzen, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Im großen Business mit Investoren, Beratern und einer gigantischen Marketing-Maschinerie ist es wichtig, den Menschen in den Vordergrund zu stellen, Spaß, Leidenschaft und Identifikation mit dem Verein und den Fans zu vermitteln und vorzuleben. Alles sehr leicht gesagt, aber diese Werte müssen tagtäglich gepflegt werden.“
Kommt es Ihnen heute im Umgang mit jungen Menschen zu Gute, dass Ihre eigene Karriere als Spieler keineswegs reibungslos verlaufen ist und sie mit vielen Rückschlägen und Enttäuschungen klarkommen mussten?
Galm: Es ist tatsächlich so, dass der korrekte Umgang mit jungen Menschen insbesondere in schwierigen Zeiten von Verletzungen oder sportlichen Misserfolgen, ungemein wichtig ist. Ich bin damals mit 13 Jahren zu Kickers Offenbach gewechselt und musste bei verschiedenen Clubs neben großartigen sportlichen Erfolgen auch lernen, mit vielen Enttäuschungen und Rückschlägen umzugehen. Es ist extrem wichtig, die unterschiedlichen Charaktere, die sich in aller Regel fernab von ihrem Elternhaus zu gestandenen Persönlichkeiten entwickeln sollen, in allen Phasen eng zu begleiten. Dazu zähle ich es umgekehrt auch zu meinen Aufgaben, bei den Jungs niemals ein Gefühl der Zufriedenheit aufkommen zu lassen.
Haben Sie so etwas wie einen Karriereplan? Wann sehen wir Danny Galm in der 1. Bundesliga?
Galm: Diesen Karriereplan gibt es definitiv nicht. Ich bin immer gut damit gefahren, einen Schritt nach dem anderen zu gehen und sehe mich heute in der glücklichen Lage, dass ich meine große Leidenschaft zum Beruf machen konnte. In all den Jahren habe ich gelernt, auf keinen Fall meine eigene Person oder meine eigene Karriere in den Vordergrund zu stellen. Mein Fokus liegt ohne Wenn und Aber auf der täglichen Arbeit und der enormen Freude, die sportliche und charakterliche Entwicklung junger Menschen mitgestalten zu können. Auf den vielen Stationen, die ich als Spieler und Trainer erleben durfte, habe ich gelernt. dass Ungeduld ein ganz schlechter Ratgeber ist.
Die ersten Wochen am Campus des FC Bayern liegen hinter Ihnen. was waren Ihre ersten Eindrücke?
Galm: Zunächst einmal bin ich sehr stolz, ein kleiner Teil dieses großartigen Vereins sein zu dürfen. Ich selbst befinde mich noch immer in einer Art Kennenlernphase, was damit zusammenhängt, dass ich sehr stark auf die Arbeit mit meiner Mannschaft fokussiert bin. Eine Vorbereitung auf eine U19-Bundesligasaison erfordert volle Konzentration auf alle personellen und organisatorischen Entscheidungen.
Sie sind in Amorbach aufgewachsen und haben zuletzt zwölf Jahre in Mudau gelebt. Welche Erinnerungen nehmen Sie mit nach München?
Galm: Mudau ist für uns in den zwölf Jahren, die wir hier leben durften, zur Heimat geworden. Meine drei Jungs sind hier aufgewachsen und wir konnten in wunderschöner Umgebung unseren Traum vom Eigenheim verwirklichen. Besonders die Menschen sind uns ans Herz gewachsen und das ehrenamtliche Engagement in den örtlichen Vereinen ist außergewöhnlich. Dass ich beim TSV zwei Jahre im Trainerstab der Bambinis mithelfen durfte und 2018 vor über 5000 Zuschauern im Odenwaldstadion gegen die Bayern-Legenden auf dem Rasen stehen konnte, werde ich ganz sicher niemals vergessen. Wir werden bestimmt immer gerne hierher zurückkehren, nicht zuletzt auch, weil meine Eltern hier leben. rm
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