Würzburg. Trampolinspringen ist bei Kindern und Jugendlichen zunehmend beliebt. In der Kinderchirurgie des Uniklinikums Würzburg häufen sich jedoch auch die damit verbundenen Verletzungen. In Deutschland ereignen sich derzeit an den Trampolins jährlich rund 40 000 Unfälle von Mädchen und Jungen gleichermaßen. Der Altersdurchschnitt liegt dabei bei acht Jahren.
Auch in der Abteilung für Kinderchirurgie der Chirurgischen Klinik I des Uniklinikums Würzburg war in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme der Trampolin-assoziierten Verletzungen zu registrieren.
Prof. Dr. Thomas Meyer, der Leiter der Abteilung, schildert: „68 Prozent der Unfälle passieren, wenn mehrere Kinder gleichzeitig springen und bei 42 Prozent ist eine missglückte Landung die Ursache. Bei der Hälfte aller Kinder ist die untere Extremität verletzt, bei einem Drittel die obere Extremität – hier vor allen Dingen der Ellenbogen.“ Obwohl Halswirbelverletzungen relativ selten seien, ist nach den Worten des Experten das Risiko einer Querschnittslähmung jedoch nicht zu unterschätzen. Zu den „klassischen“ Verletzungen von Kindern unter sechs Jahren beim Trampolinspringen gehört die proximale Tibiafraktur, also ein Bruch des oberen Schienbeins. „Dafür hat sich in der Fachwelt schon der Name ‚Trampolinfraktur‘ eingebürgert“, sagt Prof. Meyer und fährt fort. „Ursächlich ist hier immer das Trampolinspringen zusammen mit einem schwereren Kind oder einem Erwachsenen. Hier kann es leicht zu einem Katapult-Effekt kommen.“
Schwere Unfälle treten nach seinen Angaben auch dann auf, wenn das Netz um das Trampolin nicht geschlossen oder defekt ist. In dieser Situation sind gravierende Verletzungen im Bereich des Ellenbogengelenkes oder des unteren Unterarms keine Seltenheit. Neben diesen leicht ersichtlichen Verletzungen erlebt Prof. Meyer in seinem Klinikalltag jedoch auch Verletzungen, die nicht sofort mit dem Trampolinspringen in Zusammenhang zu bringen sind. Hier erinnert sich der Kinderchirurg an eine kleine Patientin, die mit zunehmenden Bauchschmerzen nach Trampolinspringen vorgestellt wurde. Klinisch bestätigte sich der Befund eines verdrehten Eierstockes. In einer Schlüsselloch-Operation wurde die Verdrehung aufgelöst und der Eierstock erhalten. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie sowie die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie empfehlen daher Trampolinspringen erst ab einem Alter von sechs Jahren.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte rät außerdem: Nicht ohne Netz und niemals zusammen springen. Keine Saltos oder anderen Überkopfsprünge. Nur in Gegenwart von Erwachsenen springen. pm
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