Hochschule - Land finanziert weiter mit, Stadt und Firmen schießen Gelder zu / Fünf Millionen Euro sollen in Hochschulstiftung transferiert werden

Zukunft des Campus Hall ist gesichert

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Tobias Würth
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Der Campus Schwäbisch Hall soll ausgebaut werden. © Haller Tagblatt/Archiv

Der Gemeinderat stimmte einem Vertragsentwurf zu: Die Stadt stellt weitere fünf Millionen Euro in den nächsten Jahren bereit. Im Gegenzug erweitert das Land die Studiengänge.

Schwäbisch Hall. Rund 1000 Studenten bereiten sich am Campus Schwäbisch Hall der Hochschule Heilbronn auf ihre Karriere vor. Die Zukunft der Fakultät für Management und Vertrieb ist bisher bis zum Jahr 2024 garantiert.

Das jahrelange Ringen um Fortbestand, Ausbau und Finanzierung scheint nun zu einem Abschluss zu kommen. Das Land Baden-Württemberg hat mit der Stadt Hall einen Grundsatzbeschluss für einen öffentlich rechtlichen Vertrag getroffen. Die Stadträte haben diesem in einer nichtöffentlichen Sitzung am Jahresende zugestimmt, teilt Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim mit. Damit ist die Zukunft des Campus Hall grundsätzlich gesichert. Jetzt geht es um Details.

Geld gegen Garantien

Die Eckpunkte: Die Landesregierung sagt zu, den Campus Schwäbisch Hall weiterhin mitzufinanzieren. Bis ins Jahr 2034 wird die Existenz der Hochschule garantiert – mit der Perspektive auf ein weiteres Bestehen. In einer „Sprechklausel“ verpflichtet sich die Stadt Hall mit Unterstützung der Firmen als Spender dazu, weiterhin eine Million Euro jährlich zur Finanzierung des Campus Schwäbisch Hall beizutragen. Damit trägt sie die Fakultät, die jährlich vier Millionen Euro insgesamt benötigt, zu einem Viertel.

An die Zusage aus dem Landkreis werden allerdings Bedingungen geknüpft: Die bestehenden 1000 Studienplätze sollen in die Regelfinanzierung des Landes übergehen. Der Zuschuss von einer Million Euro pro Jahr aus der Region soll für den weiteren Ausbau des Campus Schwäbisch Hall verwendet werden.

„Die Gespräche dazu werden in diesem Jahr geführt“, klärt Oberbürgermeister Pelgrim auf. Eigentlich ist die Hochschule Ländersache. Doch das Haller Verwaltungschef kann als Gründungsvater des Campus Hall gelten, da er Hall gegen viele Widerstände und mit einer längeren Vorgeschichte letztendlich zum Hochschulstandort gemacht hat. Anfänglich war sowohl die Hochschule Heilbronn als auch die Stadt Heilbronn dagegen, dass eine Außenstelle in Schwäbisch Hall gegründet wird. Pelgrim: „Ministerpräsident Günther Oettinger hat dann ein Machtwort gesprochen.“ Der Campus Hall konnte daraufhin 2009 eröffnen.

Auch für das Land sind die Hochschulen keine Petitesse. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer hat kürzlich die Eckpunkte für die neue Finanzierungsvereinbarung 2021 bis 2025 vorgestellt. Die betrifft auch den Campus Schwäbisch Hall. Neben einer Verstetigung bisher befristeter Mittel sieht die Vereinbarung zusätzliches Geld für die Hochschulen in Höhe von mehr als 1,8 Milliarden Euro vor. „Natürlich werden mit der neuen Vereinbarung nicht alle Finanzierungsprobleme der Hochschulen auf einmal gelöst“, sagte die Ministerin im Landtag. „Aber es wird ein großer, ambitionierter Schritt nach vorne gemacht, der erneut bundesweit Maßstäbe setzt.“

Große Beträge

Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim gründete in seinen Anfangsjahren nach 1998, als es Hall dank der hohen Gewerbesteuer noch gut ging, die Hochschulstiftung. Sie war mit zehn Millionen D-Mark ausgestattet und trug mit jährlichen Zinsgewinnen von rund 500 000 D-Mark einen Teil zur Finanzierung der Fachhochschule für Gestaltung bei.

Die Kunstschule gibt es nicht mehr. Auch der Zinsgewinn bleibt aus. Schlimmer noch: Das heute rund fünf Millionen Euro starke Stiftungskapital wird kleiner. Der Berg schmilzt um jährlich rund 300 000 Euro.

Warum? Es gibt praktisch keine Zinsgewinne mehr. Und: Die eine Million Euro, die jährlich an die Hochschule fließt, wird mit 660 000 Euro aus Spenden der Unternehmen, Mitteln des Landkreises und der IHK und Banken gestemmt. Der Rest kommt eben von der Stadt Hall selbst.

In wenigen Jahren wäre das Stiftungskapital weg. Die Stadträte stimmten zu, dem gegenzusteuern. Die Stadtwerke haben im vergangenen Jahr hohe Gewinne mit dem Verkauf der Stadtwerke Ottobrunn gemacht, die sie einst dort aufgebaut hatten. Fünf Millionen Euro davon sollen nun in die Hochschulstiftung transferiert werden.

Doch selbst diese dann zehn Millionen Euro reichen nicht bis in alle Ewigkeit. Oberbürgermeister Pelgrim und mit ihm die Stadträte halten es dennoch für sinnvoll, die Hochschule in dieser Form zu unterstützen.

Denn der Lohn dafür ist die Zusage des Landes, die bestehenden Studiengänge in die Regelfinanzierung zu übernehmen und damit den Bestand der Hochschule dauerhaft zu sichern.

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