Gesundheitswesen - Beim Krankenhaus-Entscheid des Kreistags stand die Versorgung für den ganzen Hohenlohekreis im Mittelpunkt

"Wir müssen die Kräfte bündeln"

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Das Öhringer Krankenhaus soll abgerissen werden, wenn der Neubau bezugsfertig ist. Noch in diesem Jahr soll die Schlaganfalleinheit von Künzelsau nach Öhringen umziehen.

© Dennis Mugler

Beim Krankenhaus-Entscheid des Kreistages stand die Versorgung für den ganzen Hohenlohekreis im Mittelpunkt.

Krautheim. Im Hohenloher Kreistag herrscht weitgehend Einigkeit, wenn es um die Zukunft des Hohenloher Krankenhauses geht. Fast einstimmig sind die Beschlüsse zur Zentralisierung des Krankenhauses, zur Fördermittelannahme und zum Öhringer Klinikneubau. Dass die drei Gegenstimmen zum Aus fürs Künzelsauer Krankenhaus und die Reduzierung der Hohenloher Krankenhausbetten - Bürgermeister Stefan Neumann, Christian von Stetten und Professor Dr. Christoph Karle, der als Arzt in Künzelsau praktiziert - aus der Kreisstadt kommen, wen wundert's? Schließlich ist sie der Verlierer in Sachen Klinikzukunft.

Auffallend ist, dass bei der richtungsweisenden Kreistagssitzung in Krautheim acht Kreisräte - immerhin 20 Prozent des Gremiums - entschuldigt fehlen. Drei von ihnen sind aus dem Kochertal: Michael Bauer (Ingelfingen), Emil Kalmbach (Niedernhall) und Martin Braun (Künzelsau). Keine Zeit hatten auch Markus Knobel (Waldenburg), Thilo Michler und Manfred Wenzel (Öhringen), Fritz Rehm (Kupferzell) und Sabine Weber (Bretzfeld). Der Dienstälteste unter den Kreisräten, Martin Tuffentsammer (CDU) aus Forchtenberg, bringt es auf einen Nenner: "Der kleinste Kreis im Land kann sich nur noch ein Krankenhaus leisten." Also müsse die neue Klinik auch da stehen, wo die meisten Hohenloher leben - rund um Öhringen. Und weil er die Hohenloher Befindlichkeiten nur zu gut kennt, ruft er zur Einigkeit auf: "Wir müssen die Kräfte bündeln."

Dem folgen seine Kollegen über alle Fraktions- und Gruppengrenzen hinweg gern. Dass nur eine funktionierende Gesundheitsversorgung für den ganzen Hohenlohekreis das Ziel sein kann, ist nicht nur für Karlheinz Börkel als Fraktionschef der CDU keine Frage.

Auch für Gerhard Feiler (FDP) muss "wenigstens ein Krankenhaus im Kreis erhalten" bleiben. Sachgerecht, nicht emotional gelte es zu entscheiden, unterstreicht SPD-Fraktionschefin Irmgard Kircher-Wieland. "Wo das Krankenhaus steht, ist uns egal", erklärt deshalb Erika Bauer für die Grünen. "Hauptsache ist eine gute Gesundheitsversorgung." Ihre Hoffnung: Mit Fördermitteln und einem neuen Partner werde eine gute Lösung fürs Krankenhaus gefunden und auch wieder Ruhe in den Kreis einziehen. Dass Gemeinsamkeit vor Eigennutz komme, betont auch Thomas Dubowy, Arzt und Kreisrat aus Krautheim: "Die Jagsttäler tragen das Konzept für den Hohenlohekreis mit, obwohl der Klinikstandort Öhringen für sie keine Option ist." Der ist zu weit vom Schuss, wo doch das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim vor der Haustür liegt.

Konsequentes "Nein"

Nicht einmal alle Künzelsauer verweigern sich auf der ganzen Linie. Nur Stefan Neumann als Künzelsauer Rathauschef sagt zum Aus für sein Krankenhaus, zu Neubau und Fördermitteln konsequent Nein. Christian von Stetten trägt den Neubau wie auch die Annahme der Fördermittel mit. Christoph Karle, Dörzbacher, aber auch Kardiologe in Künzelsau, der lange nach Lösungen für den Erhalt der Künzelsauer Klinik gesucht hat, gibt für ein kleineres Krankenhaus in Öhringen sein Okay. Ernst Kern, Künzelsauer und einziger Linke-Kreisrat, will auf Fördermittel nicht verzichten, um "im Landkreis etwas zu gestalten". Die Künzelsauerin Gudrun Struve stimmt der Umstrukturierung voll und ganz zu.

Dieser allseits beschworenen Gemeinsamkeit zum Trotz: Es bleiben Meinungsverschiedenheiten sowie Frust, Ärger und Empfindlichkeiten - vor allem ungelöste Probleme. Stefan Neumann stellt nicht nur die Frage, ob ein Krankenhaus wirklich immer wirtschaftlich sein müsse. Die unterschiedlichen Perspektiven von Künzelsau und Öhringen schmerzen ihn. Während es für einen Standort ein neues Krankenhaus gebe, habe der andere nur einen "Fingerzeig in Richtung Modellprojekt". Ein Projekt, das alles andere als klar umrissen sei.

Der Sonderweg, den Baden-Württemberg mit seinem Krankenhaus-Strukturfonds geht, erbittert Christian von Stetten. Dass ein ganzer Klinikstandort fallen müsse, sei vom Bund nicht vorgesehen. Da würde eine Abteilung genügen. Christoph Karle stößt nach wie vor sauer auf, dass mehrere Vorschläge, die Umsätze des Krankenhauses zu heben, nicht einmal ausgelotet wurden. "Ich bedaure zutiefst, dass das nicht versucht wurde." Barbara Griesinger

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