Dörzbach. Mehr als 50 Pferde sind zur Dörzbacher Pferdeprämierung angemeldet, deutlich mehr als im Vorjahr, eine Zahl, die Bürgermeister Andy Kümmerle froh macht: „Diese Tradition stirbt nicht aus“, sagt er. Die Gemeinde habe aber auch etwas dafür getan: Seit einigen Jahren habe man die Veranstaltung näher an das Marktgeschehen, in den äußeren Schlosshof gebracht.
Auf Anregungen der Teilnehmer habe man umgehend reagiert und den Ring vergrößert und mit einem weicheren Untergrund versehen. Dass sich die Pferde auf dieser Anlage wohlfühlen, beweist Shetlandpony Piroschka: Sie wälzt sich während ihrer Runde begeistert auf dem Boden, „das ist ein Zeichen, dass sie sich hier wohlfühlt und keinerlei Ängste hat“, erklärt Moderator Willi Schmitt. Er übersetzt die spezielle Sprache der Pferdewelt für das immer zahlreicher werdende Publikum: „Abstriche im Fundament“, „ansprechendes Gesicht“, „taktklarer Schritt“ - es ist eine ganz eigene Fachsprache.
„Quadratisch, praktisch, gut“
Er erklärt auch, dass es Rechteck- und Quadratpferde gibt - die ersteren seien ein wenig länger, dafür sollen die zweiteren wendiger sein. „Genau so ist es“, betätigt Westernreiterin Eileen Mohr lachend: „Mein Quarterhorse Jess ist quadratisch, praktisch, gut!“. Sie muss es wissen: Sie und Jess nehmen an erfolgreich an Deutschen und internationalen Meisterschaften teil. Mit ihrer Reitschule in Bieringen hat sie Hobby und Beruf vereint.
Die Vielfalt der gezeigten Pferderassen ist enorm, vom großen Kaltblüter, ehemals Arbeitspferde, bis zum vergleichsweise winzigen Shetlandpony. Die meisten Meldungen gibt es bei den Haflingern und den „Shetties“. Jürgen Sturm ist ein bekannter Haflinger-Züchter, seine Pferde erringen immer wieder Preise. Freizeitreiter und Züchter, kaufen seine Tiere.
Ende Mai brachte er einen Preis von der Weltausstellung mit nach Niederstetten, im November ist er im Schlosshof: „Dörzbach ist gut organisiert und richtig schön“, lobt er. Das bestätigt auch Franziska Wunderlich: „Wenn man vom Ort ist, muss man zeigen, was man hat“, fühlt sie sich dem lokalen Pferdemarkt verpflichtet. Auch wenn die Wun-derlichs nicht selbst züchten, nehmen Pferde auf dem Birkenhof eine wichtige Rolle ein: Reiten, Planwagenfahrten und Pferdepension sind Angebote des Hofes. Fjordpferd Shiro erregt Aufmerksamkeit: „Der hat Sonderlackierung“, heißt es im Publikum über seine untypisch helle Farbe.
Besucher aus der weiten Umgebung
Währenddessen ist im Ort das Marktgeschehen schon im vollen Gang. Senn Felix preist seinen Schweizer Almkäse an. Bunte Schals werden für diejenigen angeboten, die die Kälte unterschätzt haben und aus einigen Scheunen im Ort sind Flohmärkte geworden. Nur am Karussell ist am Morgen noch wenig Betrieb: Die Kinder sind am Führring zu finden, die echten Pferde sind scheinbar doch interessanter, auf jeden Fall für die fünfjährige Carlotta: Sie führt - unterstützt von ihrer Mutter - stolz ihren Yakari, ein Mini-Shetlandpony. „Vorsicht, der kann ein Biest sein“, warnt Carlottas Vater, doch an diesem Tag ist Yakari nur neugierig.
Nicht nur Pferdebesitzer aus der näheren Umgebung, dem Jagst- und dem Taubertal, schätzen die Dörzbacher Prämierung. Der Ruf des Dörzbacher Pferdemarkts reicht bis Stimpfach oder Mainhardt. „Es ist eine kleine Prämierung, ideal, um junge Pferde zu gewöhnen“, meint einer. Ein anderer lobt die erfahrenen Richter und „das ehrliche Feedback, das man hier bekommt“. Die Richter Hartmut Fürst, Marina Kissinger und Bernhard Schumm sind selbst in der Pferdezucht aktiv und wissen, worauf es ankommt.
Und irgendwann ist der Sound des ersten „Dieselross“ der Westernhausener Schlepperfreunde, einer Attraktion des anschließenden Umzugs, zu hören - aber dieses Ross wird nicht im Führring gezeigt.
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