Rothenburg. Dass er gegen zwei Mitbewerber die OB-Wahl gewinnen würde, das hatte der FRV-Kandidat Dr. Markus Naser 2020 selbst am wenigsten erwartet. Inzwischen sind ihm Höhen und Tiefen des kommunalpolitischen Spitzenamtes vertraut und er möchte darauf aufbauend die Stadt weitere sechs Jahre führen: „Sehr gerne kandidiere ich für eine zweite Amtszeit!“ sagt er. Es scheint aber kein Spaziergang zu werden, denn es könnten zwei weitere Bewerber dazukommen.
Bei den Parteien hält man sich zwar noch bedeckt, aber nach dem Sommer dürfte es, wie unsere Recherchen ergaben, interessante Nominierungen geben. Die Bayerischen Kommunalwahlen finden am 8. März 2026 statt. Die Ausgangslage ist für den 44jährigen Kandidaten der Freien Rothenburger Vereinigung mit seinem Amtsbonus vielversprechend. Nachdem SPD und CSU bei den letzten Wahlen 2020 ihre Niederlage verschmerzt hatten, kam es bald zu einer fraktionsübergreifenden, guten Zusammenarbeit im Stadtrat. Mit nur 19,6 Prozent war damals der Sozialdemokrat Harry Scheuenstuhl in der ersten Runde ausgeschieden, CSU-Bewerberin Martina Schlegl (als Schulleiterin in Tauberbischofsheim tätig) holte 33,6 Prozent, während sich Dr. Naser gleich über 46,7 Prozent freuen konnte. Aus der folgenden Stichwahl gegen Martina Schlegl ging er mit 60,7 Prozent als klarer Gewinner hervor.
„In alle Themen mit Fleiß eingearbeitet“
Der promovierte Landeshistoriker und frühere Alt-Rothenburg-Vorsitzende freut sich, dass ihn die FRV erneut nominieren möchte. Außerdem betont Markus Naser die Atmosphäre im Stadtrat, man arbeite „in der Sache fraktionsübergreifend zum Wohl der Stadt gut zusammen“. Der Rathauschef wörtlich: „Ideologische Grabenkämpfe finden bei uns nicht statt, die meisten Beschlüsse erfolgen einstimmig!“ Besonders erfreulich sei in seiner Amtszeit die Rettung des Wildbades als Veranstaltungs- und Tagungsort durch die Stadtwerke gewesen, womit die Liegenschaft ins mittelbare städtische Eigentum überführt werden konnte.
Juttta Striffler, FRV-Fraktionsvorsitzende, lobt Nasers Arbeit. In der Pandemie habe er gezeigt, wie man Unvorhersehbares gut meistern könne. Anliegen der Bürger nehme er ernst und er habe sich „in allen Themen mit viel Fleiß sachkundig eingearbeitet. Die FRV-Vorsitzende Karin Bierstedt meint, um „in schwierigen Zeiten zum Wohl der Stadt agieren zu können“ brauche es einen Oberbürgermeister wie Markus Naser, der sich unermüdlich einsetze.
Als sehr unerfreulich bezeichnet der OB den Kampf um die Erhaltung der Klinik, die man zu einem „Rumpf-Krankenhaus“ degradieren wolle. Die Einrichtung sei für die Stadt wie für das Umland – wozu auch die Patienten aus Württemberg gehören – sehr wichtig. Da sehe er eine Hauptaufgabe für eine mögliche zweite Amtszeit. Außerdem gehe es darum „alle städtischen Institutionen trotz der nötigen Haushaltskonsolidierung“ zu erhalten.
Vieles aber sei gemeinsam erreicht worden. Genügend Kinderbetreuungsplätze gehörten dazu. Oder die 200 sozial geförderten Wohnungen, die man mit dem Neubaugebiet Himmelweiher bald anbieten könne. Ebenso sei bei den Schulen einiges am Laufen – von der Mittelschul-Sanierung bis zur Erweiterung der Toppler-Grundschule. insgesamt bereite ihm das Amt viel Freude.
Fragt man bei den im Stadtrat vertretenen Parteien und Gruppierungen nach Gegenkandidaten so wird zumindest offiziell nichts verlautet. „Lieber nicht zu früh Farbe bekennen“, formulierte es ein Parteigänger. Da haben vor allem die Christlich-Sozialen ihre Erfahrungen. Schließlich hatte der Amts-Vorgänger Nasers bewiesen, wie effektiv ein Auftauchen „in letzter Minute“ sein kann: Der Heilbronner Verwaltungsfachmann Walter Hartl wurde erst im Dezember 2005 von einer neu gegründeten freien Wählergruppe (und Grünen) zum Kandidaten auserkoren und kam bei der Wahl am 12. März 2006 auf Anhieb in die Stichwahl gegen den auswärtigen CSU/FRV-Kandidaten Jochen Müssig (ein Tourismus-Fachman), während der SPD-Bewerber Kurt Förster als bekannter Rothenburger mit 20,5 Prozent enttäuscht ausscheiden musste.
CSU und SPD wollen Bewerber ins Rennen schicken
Letztlich ging Walter Hartl mit fast 56 Prozent als Wahlsieger aus der Stichwahl hervor und war 14 Jahre lang über zwei Perioden im Amt. Den Sieg des späten Überraschungskandidaten, ein erfahrener Verwaltungsfachmann aus Heilbronn, hatten die meisten eher nicht für möglich gehalten.
Die Rothenburger sorgten schon öfter bei OB-Wahlen für unerwartete Ergebnisse. Am 8. März 1970 war das bürgerliche Lager aus CSU und FRV beispielsweise ziemlich siegessicher: Mit Dr. Helmut Schwaabe trat ein Münchner Oberregierungsrat gegen den amtierenden SPD-Oberbürgermeister Alfred Ledertheil an. Als persönlicher Referent des Ministerpräsidenten Alfons Goppel brachte er beste Voraussetzungen mit und verlor trotzdem mit 45 Prozent die Wahl.
Der damals als sehr links geltende Sozialdemokrat Alfred Ledertheil war als OB-Kandidat in der Nachkriegs-Stadtgeschichte wohl der größte „Überraschungssieger“: Mit 35 Jahren wurde der Jurist 1964 als Nachfolger von Dr. Lauterbach als einer der jüngsten Oberbürgermeister Deutschlands gewählt. Zum Entsetzen des bürgerlichen Lagers hatte er mit 151 Stimmen Vorsprung seinen Gegenkandidaten Dr. Rittelmeyer geschlagen, obwohl der von CSU, FDP und FRV nominiert worden war. Und auch der Versuch von 1988 mit dem auswärtigen CSU-Bewerber Erich Landgraf gegen den Rothenburger SPD-Mann Herbert Hachtel zu punkten, mißlang. Der SPD-Oberbürgemeister wurde zweimal wiedergewählt und regierte bis 2006.
Wie es aussieht, möchte der CSU-Ortsverband im März 2026 nun wieder eine oder einen CSUler als Stadtoberhaupt im Rathaus sehen. Intern wird einiges an der bisherigen Stadtpolitik kritisiert, da sieht man die Welt nicht so rosig wie der Amtierende. Der Parteivorsitzenden Silke Sagmeister-Eberlein ist immerhin zu entlocken, dass man Farbe bekennen wird und sich darauf bereits vorbereitet hat. Es geht offenbar schon um eine konkrete Person, ob männlich oder weiblich bleibt ebenso „vorerst geheim“ wie deren Wohnort.
Und ähnlich ergibt sich das Bild beim SPD-Ortsverein. Der Vorsitzende Christoph Rösch hält sich mit konkreten Antworten zurück, sagt aber, man werde „die in der Tat wichtige Frage“ in den nächsten Wochen entscheiden und Näheres bekanntgeben. Jedenfalls will die SPD antreten und hätte gern den OB-Sessel zurück. Den Parteivorsitz teilt sich Rösch mit Michaela Ebner, beide könnten für die Kandidatur in Frage kommen, heißt es. Michaela Ebner will sich persönlich nicht festlegen und antwortet auf unsere Nachfrage wörtlich: „Die SPD Rothenburg wird in jedem Fall mit einem Kandidaten/einer Kandidatin antreten. Da wir uns intern noch im Prozess mit einigen Aspekten befinden, bitte ich Sie für den Moment um Verständnis, dass ich zu Ihrer Frage noch keine Antwort geben kann“.
Zum 24-köpfigen Stadtrat (6 CSU, 5 SPD, 5 FRV) gehören noch das Bündnis 90/Die Grünen und die Unabhängigen Rothenburger (UR) mit jeweils vier Sitzen. Ob letztere dann Wahlempfehlungen aussprechen oder selbst noch für weitere Kandidaten-Überraschungen sorgen, ist bis dato nicht zu erfahren, aber man rechnet kaum damit.
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