Mulfingen. Das letzte Konzert des Hohenloher Kultursommers 2025 fällt aus dem gewohnten Rahmen. Das Zusatzkonzert unter dem Motto „Zukunftsmusik“ sei ja auch eher eine Zugabe, sagt Marcus Meyer von der Kulturstiftung Hohenlohe. Das Zukunftsthema Nachhaltigkeit soll mit Hilfe der Kultur in die Gesellschaft getragen werden, und das mittels „Begegnungen, Ideen und Emotionen“, wie es Annemarie Rothe, Nachhaltigkeitsmanagerin beim Mitveranstalter EBM-Papst, ausdrückt.
Ein Musikensemble und Marionetten stehen gemeinsam auf der Bühne - das sei vielleicht eine Weltpremiere, vermutet Meyer. Ganz sicher eine Weltpremiere ist das Ensemble: „Wir treten zum ersten Mal als Quartett auf“, berichtet Violinistin Lea Brückner. Ein Quartett mit Violine, Gitarre, Akkordeon und Kontrabass sei gar nicht so ungewöhnlich, sagt sie, man kenne das aus dem Gypsy Jazz oder der ungarischen Musik. Arrangements für diese Besetzung gibt es wenige - und so erstellt Lea die Arrangements oder komponiert gleich selbst.
Nicht neben, sondern mit der Musik engagiert sich Lea als Nachhaltigkeitsbotschafterin, sie will zeigen, welchen Einfluss die Kultur auf Nachhaltigkeit ausüben kann. Dass sie und ihre Mitmusiker nachhaltig mit der Bahn reisen, ist selbstverständlich - „aber nach Mulfingen war das nicht ganz so einfach“, lacht sie. Nachdem sie es in die Stauseehalle geschafft haben, begeistern sie das Publikum mit ihrer Musik: Violine und Gitarre klingt anfangs ungewohnt, findet aber schnell zusammen, weil Gábor Ladánys Gitarre ebenbürtig neben der Violine steht. Ob als Duo, im Trio mit Pavel Efremov (Akkordeon) oder im Quartett mit Bela Bluche - die Arrangements begeistern, immer wieder reißt die Emotion der Rhythmen das Publikum mit.
Marionetten berichten live mit der Kamera
Klima und Nachhaltigkeit stehen im Mittelpunkt des Stücks „Ein paar Grad Plus - die Klimakonferenz“, in dem die Pendelmarionetten aus Hermuthausen die Floskeln der Wirtschaft und Politik entlarven, wenn sie etwa von der „Zusammenarbeit der Ökonomie und Chemie“ bei der Nahrungsmittelerzeugung sprechen. Doch nicht nur aus dem UN-Gebäude des Stücks senden die Marionetten, die von Marlene Gmelin und Detlef Schmelz zum Leben erweckt werden, sie berichten auch live aus dem Studio Mulfingen und sprechen mit den Menschen. Sie interviewen Luca Wolpert und Kevin Kotschik, zwei „Future Heroes“ bei EBM-Papst. Sie haben jeden Freitag im Wald verbracht, wo sie die Förster unterstützten: „Wie haben alte Zäune beseitigt“, erzählt Luca, „oder Nistkästen gebaut und aufgestellt“, ergänzt Kevin. 15 Azubis haben in dieser Kooperation gelernt, was der Wald bedeutet und wie er für die Zukunft fit gemacht werden kann.
Kultur kommt zu den Menschen
Die Puppen lassen sich auch erklären, wie wichtig die Artenvielfalt ist und wie man seinen Beitrag leisten kann, um sie zu erhalten. Monika Christ und Sandra Schmitt kennen sich damit aus: Gerade haben sie in Mulfingen den nächsten Staudengarten eröffnet, der auf wenig Fläche mehreren Hundert Insektenarten einen Lebensraum bieten kann. Ihre Idee: viele solcher Gärten sollen zum Lebensraum-Netzwerk für Insekten werden.
Warum dieses Konzert, wenn man den Abend so bezeichnen will, nachhaltig ist, zeigt eine Begegnung in der Pause: „Man geht daheim aus der Tür und ist schon da“, bringt eine Besucherin auf den Punkt, wie Kultur Nachhaltigkeit verwirklichen kann: Indem sie zu den Menschen kommt. Eine Idee, wie sie der Hohenloher Kultursommer mit seinen vielen Spielstätten verwirklicht.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/rhein-main-neckar_artikel,-hohenlohe-franken-klima-trifft-kultur-wie-ein-zusatzkonzert-nachhaltigkeit-lebendig-macht-_arid,2333830.html