In Baden-Württemberg werden acht oder neun dieser Einrichtungen aufgebaut. Der Impfmarathon beginnt frühestens am 15. Dezember.
Rot am See. Die Hanselmann GmbH hat ihren Hauptsitz in Crailsheim sowie ein Außenlager in Rot am See. Das Unternehmen verkauft und vermietet Lagertechnik, Arbeitsbühnen und Gabelstapler. Dieses Geschäftsfeld hat mit dem, was am Hanselmann-Standort in der Steinäckerstraße 16 vom 15. Dezember an geschehen wird, gar nichts zu tun.
Das baden-württembergische Sozialministerium hat sich gestern dazu entschieden, eines der acht oder neun zentralen Impfzentren des Landes in Rot am See einzurichten. Mit Details wollte Jan Hanselmann, der das Unternehmen zusammen mit seinem Vater Friedrich Hanselmann betreibt, gestern nicht rausrücken. Er wisse selbst noch nicht alle Einzelheiten.
Gut erreichbar, viel Parkraum
Von der Nachricht überrascht wurde auch Siegfried Gröner. Der Bürgermeister von Rot am See äußerte sich zum Standort in seiner Gemeinde gegenüber der Presse nur zurückhaltend: „Ich freue mich, wenn es mit den Impfungen losgeht. Damit kommt vielleicht wieder ein Stück Normalität in unser Leben zurück. Gut, wenn wir in Rot am See etwas dazu beitragen können.“
Wie alle anderen Impfzentren soll auch das in Rot am See bis zum 15. Dezember in Betrieb gehen können. Ob von diesem Tag an das Serum verabreicht werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Noch ist nicht sicher, ob das Zentrum bis dahin mit ausreichend Impfstoff versorgt werden kann.
Das Sozialministerium hat die örtlichen Anforderungen für die Impfzentren festgelegt: Sie müssen gut erreichbar, die Gebäude müssen ausreichend erschlossen sein. Es sollte genug Parkraum zur Verfügung stehen. Wichtig ist außerdem, dass es Lagerungsmöglichkeiten gibt und dass das Gebäude von sofort an bis in den nächsten Sommer hinein verfügbar ist.
Was für den Hanselmann-Standort in Rot am See sprechen könnte ist der Umstand, dass dort Möglichkeiten zum Gefrieren von Waren bis zu minus 80 Grad schon vorgesehen sind. Für den Impfstoff des Mainzer Herstellers Biontech ist dies essenziell. Er muss bei minus 70 Grad transportiert und gelagert werden.
Feststehende Abläufe
Menschen, die sich dort impfen lassen wollen, können mit einem festgeschriebenen Ablauf rechnen. Dieser wurde am zurückliegenden Wochenende in den Ulmer Messehallen geprobt. Am Anfang steht die Registrierung. Es folgt eine Aufklärung über Video. Weitere Informationen geben Ärzte in persönlichen Gesprächen. Der Impfung schließt sich eine Phase der Beobachtung an – ähnlich wie bei einer Grippeimpfung oder Blutspende. Die Wege im Impfzentrum sollen so angelegt werden, dass die Zahl der Begegnungen möglichst gering ist.
Mindestens 1500 Menschen sollen täglich an jedem Zentrum geimpft werden. Das Sozialministerium geht davon aus, dass Impfungen an allen sieben Tagen der Woche möglich sind – jeweils von 7 bis 21 Uhr. Nötig sind zwei Impfdosen. Zwischen beiden Terminen sollten 21 bis 28 Tage liegen. Um das zentrale Impfzentrum betreiben zu können, werden etwa 1100 Beschäftigte benötigt: Ärzte, Dolmetscher, Reinigungskräfte, Fahrer, Mitarbeiter für Registrierung und Dokumentation, außerdem weiteres medizinisches Personal sowie Sicherheitskräfte. Nicht klar erscheint derzeit, wie dieses Personal rekrutiert werden soll.
Wer zuerst geimpft wird
Die Ständige Impfkommission (STIKO) und der Ethikrat der Wissenschaftsakademie Leopoldina empfehlen, dass zunächst ältere Menschen geimpft werden, außerdem Patienten mit Vorerkrankungen sowie das pflegerische und medizinische Personal.
Später können dann die Angestellten der Gesundheitsämter, Polizisten, Feuerwehrleute, Lehrer sowie Erzieher. Schließlich die die Allgemeinheit geimpft werden.
Keine Impfpflicht
Bundesregierung, Landesregierung und Sozialministerium betonen: Eine allgemeine Impfpflicht werde es nicht geben.
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