Verabschiedung und Einführung - Wechsel in der Leitung des Polizeireviers Schwäbisch Hall / Missstände angesprochen

„Ich bin sprachlos, wie gut ich war“

Von 
Tobias Würth
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Der Schwäbisch Haller Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim überreicht dem scheidenden Revierleiter Siegfried Schön ein Präsent. In der ersten Reihe schauen zu (von rechts): Monika Heiner, der neue Revierleiter Thomas Heiner und Polizeipräsident Roland Eisele. © Ufuk Arslan

Bei der feierlichen Verabschiedung des alten und der Begrüßung des neuen Polizei-Revierleiters von Schwäbisch Hall wurden Missstände angesprochen: Es fehlt eindeutig an Personal.

Schwäbisch hall. Rund die Hälfte der 200 Stühle im Parkett der Hospitalkirche bleiben bei der Verabschiedung von Siegfried Schön (60) als Leiter des Schwäbisch Haller Polizeireviers unbesetzt. Wäre es allein um den Platz gegangen, hätten viel mehr Polizisten zum Festakt mit Amtseinsetzung des Nachfolgers Thomas Heiner (53) kommen können. Doch das Problem liegt woanders: Es gibt sie in Hall nicht in so großer Zahl.

„Das Präsidium Aalen ist das Schlusslicht in Baden-Württemberg, und das Land ist das Schlusslicht bundesweit, was die Polizeidichte pro Einwohner betrifft“, sagt Personalrat Rolf Kircher.

Nachwuchs in Sicht

„Es gibt eine Durststrecke in den nächsten zwei Jahren“, räumt Präsidiumspräsident Roland Eisele beim Festakt ein. Doch er gibt sich zuversichtlich: „Wir haben viele gute Mitarbeiter, die einiges ertragen können.“ Derzeit laufe eine Ausbildungsoffensive, die bald Früchte tragen werde. Das Hauptaugenmerk lag beim Festakt aber auf dem alten und dem neuen Leiter des Reviers, das 90 Planstellen aufweist und für den Streifendienst, die Polizeiposten und den Bezirksdienst für die Sachbearbeitung zuständig ist.

Nach 43 Jahren im Dienst, davon acht an der Spitze der Haller Polizei, kann Siegfried Schön immer noch freundlich lächeln. „Sie haben der Polizei ein freundliches Gesicht gegeben“, sagt Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim. „Wir arbeiten in einem Bereich, in dem wir nicht mit Lob überschüttet werden: Entweder wir werden als zu lasch oder als zu hart kritisiert“, stellt Oberstaatsanwalt Peter Bracharz fest. Der 60-jährige Ruheständler Schön wird von den Rednern gelobt. „Du darfst in deinem Ruhestand sehr zufrieden sein“, meint Personalrat Kircher. „Sie waren eine verlässliche Größe. Sie haben die Demo-Lagen hervorragend gemeistert“, lobt Polizeipräsident Eisele.

Bei den sogenannten Keppler-Demos von rechts und den linken Gegenkundgebungen hatte die Polizei in den Jahren 2003 bis 2006 viel zu tun. „Ich bin eigentlich sprachlos, wie gut ich war“, gibt sich Schön überrascht von den vielen lobenden Worten. „Ich lasse das mal so kommentarlos stehen.“ Über die Nazi-Demos von einst erlaubt sich der Polizist, der seit Ende 2017 im Ruhestand ist, ein offenes Wort: „Die haben mich echt genervt.“

Arbeit hat „Spaß gemacht“

Insgesamt habe die Arbeit aber Spaß gemacht. Die Polizei sorge für Ordnung und Sicherheit. Sie trage damit zur Lebensqualität der Bürger bei.

„Sie sind sich nicht zu schade, mit Ihren Mitarbeitern auf Streife zu fahren“, lobt Polizeipräsident Eisele den neuen Chef.

Zudem sei es für das Haller Revier, das den Altkreis umfasst, ein Vorteil, aktuell einen „waschechten Haller“ als Chef zu haben. Thomas Heiner – bislang über lange Jahre als Revierleiter in Crailsheim im Einsatz – stammt aus der Siederstadt und lebt in Wolpertshausen.

In seiner kurzen Antrittsrede hebt er die Wichtigkeit von guten Mitarbeitern hervor, freut sich auf den Einzug ins neue Polizeigebäude im Sommer.

Heiner will, dass die Polizei Präsenz zeigt, um keine „Angsträume“ entstehen zu lassen, in denen sich der Bürger bedroht fühle. Heiner sagt: „Für mich schließt sich ein Kreis. Ich habe hier in Schwäbisch Hall als junger Polizeiwachtmeister schon ein Praktikum absolviert.“ Tobias Würth

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