Über Landesgrenzen hinweg

„Fränggische Bibl“ herausgebracht

Rund 100 Autoren haben an einer fränkischen Ausgabe des Neuen Testaments der Bibel mitgearbeitet. Auch aus dem Main-Tauber-Kreis waren Übersetzer beteiligt.

Von 
Lothar Schwandt
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Pfarrer Claus Ebeling aus Lichtenau bei Ansbach vor seiner Kirche. Ebeling ist Vorsitzender des Vereins "Mundart in der Kirche". © Schwandt

Hohenlohe-Franken/Dertingen. Fast unbemerkt in Hohenlohe ist vor kurzem die „Fränggische Bibl – Des Neue Tesdamend“ erschienen, und ganz aktuell im Februar bereits die zweite Auflage. Entstanden ist eine opulent ausgestatte Studienbibel, die Dialektsprechern Freude macht.

Die Landesgrenze zu Bayern ist oft genug auch eine Informationsgrenze. Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass es eher Zufall war, dass der Autorenkreis um Pfarrer Claus Ebeling aus Lichtenau mit Hohenlohe und Tauberfranken dabei auch württembergisch Franken einbezogen hat. Eine schwäbische Bibelübersetzung gibt es durch Pfarrer Rudolf Paul schon seit einigen Jahren, doch diese ist eine Einheitsübersetzung, während die „Fränggische Bibl“ nun die gesamte Vielfalt und Breite der fränkischen Dialektlandschaft repräsentiert, die bekanntlich von Bad Kissingen bis Gunzenhausen und vom Vogtland bis Südhessen reicht.

Fast 100 Autorinnen und Autoren beteiligt

Diese Bibel ist auch eine ökumenische Ausgabe, wie Herwig Gössl, Erzbischof von Bamberg, eingangs formuliert: „Jesus wollte, dass das Evangelium unter die Leute kommt und alle erreicht“, und daher haben sich fast hundert Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Konfessionen daran beteiligt, nicht nur Theologen. Nicht nur Zufall ist es auch, dass der Aufruf zur Mitarbeit im 500. Jubiläumsjahr der Luther-Übersetzung des Neuen Testaments erfolgte. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder betont in seinem Grußwort vor allem die „Wärme des Dialekts“, die sich hier mit der „Klarheit“ der Luther-Bibel verbindet.

Der Verein „Mundart in der Kirche“ unter Leitung von Pfarrer Claus Ebeling aus Lichtenau bei Ansbach war Trägerkreis dieser Mammutaufgabe. In Online-Konferenzen wurden übergreifende Fragen diskutiert, zum Beispiel „Wie schreibe ich den Gottesnamen?“ oder „Welche Regeln gelten für die Verschriftlichung?“ Dabei gibt es manche gut durchdachten scheinbaren Kuriositäten, wenn es fränkisch heißt „Ich gäih ham“ statt „Ich gehe heim.“ Und immer gilt, dass wenigstens ein Buchstabe in jedem Wort anzeigen muss, dass man das Wort „fränggisch“ aussprechen soll wie bei „Engl“ oder „Krafd“ mit weichem „d“ am Schluss.

Eine Freude ist es, die Bibel in die Hand zu nehmen. Dafür sorgt schon der Leineneinband mit von Hand aufgelegtem Titelbild, vielen wertvollen Druckbildern wie aus der Gumbertusbibel der Universitätsbibliothek Nürnberg-Erlangen, aus fränkischen Museen und Kirchen und einem gut lesbaren Schriftbild.

Landeskirche nahm wenig Notiz

Mit dabei aus der Region: Industriekauffrau Nadine Strauß aus Wertheim-Dertingen, also im unterfränkischen Dialektraum, und Pfarrerin Barbara Wirth, aufgewachsen in Niederstetten-Rinderfeld und heute im Pfarramt Obersulm-Eschenau tätig. Ein Fingerzeig ihrer Tante aus Schwabach machte sie neugierig, und als mehrsprachige Theologin weiß sie auch die Vorzüge des Dialekts zu schätzen. Aus dem Urtext übersetzte sie Matthäus 23-25 in ihren Heimatdialekt, der frühere Landesbauernpfarrer und versierte Dialektkenner Willi Mönikheim, ein Klassenkamerad ihrer Mutter, hat „Korrektur“ gelesen. „Es war eine gute Erfahrung, auch wenn ich viele Abende damit beschäftigt war“, sagt Wirth, die zugleich bedauert, dass ihre württembergische Landeskirche keine große Notiz von diesem Bibelwerk nahm. Überhaupt seien die Reaktionen bisher eher verhalten gewesen.

Ganz anders beim Festgottesdienst zur Vorstellung der Bibel in der Nürnberger Lorenzkirche im letzten Oktober. „Es war ein ganz feierlicher Gottesdienst. Wenn die Orgel in der Lorenzkirche ertönt, Blechbläser klingen und dazu dieses wunderbare Farbenspiel der Glasfenster in diesem gotischen Hallenchor, dann ist das an sich schon ein Erlebnis“, sagt Ebeling. Und angesprochen auf die größte Herausforderung, ergänzt er, dass einer der älteren aus dieser Übersetzergruppe ganz plötzlich erkrankt sei und auch welche verstorben seien. Auch er selbst habe gesundheitliche Rückschläge erlebt. Trotzdem konnte die Arbeit termingerecht abgeschlossen werden. Für gestandene Hohenloher gibt es nur einen Wermutstropfen: Es hätten sich noch mehr hiesige Dialektschreiber beteiligen können.

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