Wandeltheater „Aub im Bauernkrieg“ lockt über 200 Zuschauer an

Aub zwischen Aufruhr und Abrechnung: Bürger spielen Geschichte

Auf einem vier Kilometer langen Theaterweg inszenierten rund 50 Laiendarsteller Szenen aus dem Jahr 1525 – mit Teufelspakt, Plünderung und blutigem Schlussakt.

Von 
Alfred Gehring
Lesedauer: 
Die Bauern stürmen die Reichelsburg. © Alfred Gehring

Aub. Genau 500 Jahre sind es inzwischen her, seit im Jahr 1525 hier in der Region der Bauernkrieg tobte. Adel und Klerus hatten den untersten Stand, dem die meisten Menschen angehörten, mehr und mehr unterdrückt. In Wittenberg predigte ein Mönch die Glaubensfreiheit, die beweglichen Lettern und damit die Druckkunst war erfunden und ermöglichte es, Ideen rasch zu verbreiten. So entstand in Südwestdeutschland ein Flächenbrand, als die unterdrückten Bauern und Handwerker gegen die Obrigkeit und die Leibeigenschaft aufbegehrten.

Diese Situation und weitere Szenen aus dem Bauernkrieg wollte in Aub eine Laienschauspielgruppe aus rund 50 Mitwirkenden, angeleitet von Klaus Adam, darstellen und veranstaltete dazu ein Wandeltheater „Aub im Bauernkrieg“ mit drei Stationen. Wohl mehr als 200 Zuschauerinnen und Zuschauer hatten sich eingefunden, um gemeinsam mit der Darstellergruppe den etwa vier Kilometer weiten Weg von der Teufelsschmiede zum Auber Marktplatz zurückzulegen.

Erste Szene war die Sage vom Teufelsschmied, der seine Frau verloren hatte und im Gollachgrund eine Hammerschmiede betrieb. Der Schmied lässt sich von den aufständischen Bauern überzeugen, Waffen zu schmieden. Er verbündet sich dazu mit dem Teufel, dem er seine Tochter Else als Gegenleistung überlässt und stürzt sich und das Mädchen damit ins Unglück.

Auf dem Weg hinauf durchs Gollachtal traf die Gruppe Friedrich Süß, einen historischen Augustinermönch, Laienpriester zu Waldmannshofen. Dieser wiegelt die Bauern auf, sich gegen Adel und Klerus aufzulehnen und sich seine Religion selbst auszuwählen. Auf dem Weg zur Reichelsburg treffen die Aufständischen auf einen berittenen Boten, der schildert, wie man bei Weinsberg gegen die Obrigkeit gesiegt hatte, die Adeligen „durch die Spieße geschickt“ und sie so getötet habe.

So kommt es schließlich zum Aufruhr. Unterhalb der Reichelsburg brechen etwa 20 Bauern, bewaffnet mit Mistgabeln und Knüppeln aus dem Wald, stürmen unter Trommelschlägen den Hang zur Reichelsburg hinauf. „Wir sind der Taubertaler Haufen, wollen mit Tyrannen raufen“ singen sie und stürmen die Ruine der Burg, die tatsächlich im Bauernkrieg zerstört worden ist. Im Innenhof versammeln sich Bauern und Publikum zur gemeinsamen „Plünderung“ der Burg. Plündern konnte man zwar nichts, damals wie heute. Doch zumindest gab es Verpflegung dort.

Bevor es weiterging, orakelte die Seherin im Burghof den Bauern nichts Gutes: „Einig, besonnen und rechtschaffen solltet ihr sein“, fordert sie: „Aber ihr seid nicht besser als Eure Herren, die plündern und rauben und das Recht mit Füßen treten.“ Nach der Rast führte der weitere Weg durch den Wald nach Aub. Unterwegs am Zeltplatz traf man auf zwei Bauern aus dem hellen und dem schwarzen Haufen, die sich über die Situation vor der Festung in Würzburg unterhielten, die von den Bauernhaufen belagert und angegriffen wurde.

Die Stadträte müssen den den Treueeid leisten. Stellvertretender Bürgermeister Klaus Saliger, Bürgermeister Roman Menth und Stadtratsmitglied Florian Menth vor dem Fürstbischof (von links). © Alfred Gehring

Einige Meter weiter vor dem Schützenhaus am Waldrand war eine Klanginstallation der Schlacht bei Königshofen von Marius Wünsch zu hören. Schlachtenlärm, Kanonendonner, Pferdegetrappel und Waffenklirren waren zu hören. Ein paar Schritte weiter traf man wieder auf eine Augenzeugin, die schilderte, wie die Schlacht bei Königshofen abgelaufen war, wie das Heer des Schwäbischen Bundes unter Führung des Truchsesses Georg III. von Waldburg die Bauern niedergemetzelt und dabei keine Gnade mit den Aufständischen gezeigt habe. Ein Chronist schilderte die Schlacht bei Sulzdorf, Ingolstadt und Giebelstadt, bei der der als Bauernjörg verschriene Truchsess weiter gewütet und unzählige Bauern abgeschlachtet habe.

So säumen den weiteren Weg des Trosses denn auch erschlagene Bauern, hinterrücks niedergemetzelt, den Wegesrand. Vor der Auber Stadtmauer beklagt eine Frau den Tod ihres Mannes, der hinterrücks ermordet nun die Familie nicht mehr ernähren kann. Die Kinder knien ebenfalls am Leichnam des toten Vaters. Ein Landsknecht und ein Mönch fordern die Torfallabgabe, nach der beim Tod eines Leibeigenen der Herr Anspruch auf das beste Stück Vieh, das beste Gewand des Verstorbenen hat.

Schließlich kommt es dann vor dem Auber Rathaus zum Strafgericht. Drei gefangene Anführer der Bauern, Caspar Krieger aus Baldershaym, Hanns Dayb und Hanns Sengfeder aus Tauberretterseheim stehen im Büßergewand barfuß und von den Verhören gezeichnet vor dem Fürstbischof, der Äbtissin von Frauental und den Truchsessen. Die Gruppe Trommelfeuer aus Seligenstadt untermalt dramatisch die Szene.

Die Äbtissin schildert, wie die abziehenden Bauern ihr Kloster geplündert und zerstört haben. „Eure Ehre, Pflicht und Gelübde habt ihr vergessen – an seiner fürstlichen Gnaden und seinen Getreuen seit ihr treulos und meineidig geworden und habt somit Ehr‘, Gut, Freiheit, Lehen, Leib und Leben verwirkt“, lautet die Anklage“. Der Scharfrichter wartet schon, die Verurteilten werden von Landsknechten weggeführt.

In der letzten Szene müssen der Bürgermeister von Aub und zwei ihn begleitende Stadträte den unterwürfigst den Treueeid ihrem Fürstbischof leisten. „Wir verpflichten uns, zu ewigen Zeiten uns in keiner Weis‘ mehr in dergleichen unchristlich, tyrannisch und räuberischen Furnehmen zu begeben“, schwören Bürgermeister und Stadtrat, ehe die Schlussszene vor dem Rathaus einfriert.

Zu Beginn der Aufführung schilderte Klaus Adam, wie es zum Aufruhr kam und nach der letzten Szene am Marktplatz schilderte Burkhard Fleckenstein das Strafgericht, die furchtbare Rache der Adeligen, aber auch, dass mit den Memmiger Artikeln erstmals in Deutschland die Forderung nach den Menschenrechten schriftlich festgehalten wurde.

Insgesamt konnten die Teilnehmer eine eindrucksvolle Darstellung der Ereignisse von vor 500 Jahren mitverfolgen. Heftigen Schlussapplaus und Szenenapplaus bei den einzelnen Stationen waren der Lohn für die Darstellerinnen und Darsteller. Bürgermeister Roman Menth, selbst Darsteller beim abschließenden Treueeid, war des Lobes voll für das gelungene Schauspiel.

Der Teufel schließt einen Bund mit dem Schmied. Angi Wünsch und Max Krieger stellen die Sage um den Teufelsschmied im Gollachtal dar. © Alfred Gehring

Freie(r) Autorin/Autor

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke