Jahresbilanz

Unterdurchschnittliche Badesaison im Neckar-Odenwald-Kreis

Wo eigentlich gute Laune herrschen sollte, gab es dieses Jahr wiederholt großen Ärger. Die Rede ist von Freibädern, die wegen Konflikten für Schlagzeilen sorgten. Wie fiel das „Badejahr“ im Neckar-Odenwald-Kreis aus?

Von 
Simon Retzbach
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Badegäste genießen einen Sommertag im Freibad. So zahlreich wie auf diesem Symbolbild waren die Besucher in den Freibädern des Neckar-Odenwald-Kreises allerdings nicht, hier verlief die Badesaison eher unterdurchschnittlich. © dpa

Neckar-Odenwald-Kreis. „Bis auf wenige Ausnahmen hatten wir Glück. Probleme konnten wir der Situation entsprechend lösen“, schildert Andreas Stein, Geschäftsführer der Buchener Stadtwerke, die Situation bezüglich Konflikten im Buchener Freibad. Verstärkt habe es Diskussionen über die Kleiderordnung gegeben. Diese schreibt, wenig kontrovers, die Benutzung des Schwimmbades nur in Badebekleidung und ein Verbot von Straßenschuhen im Badebereich vor.

Doch offensichtlich besteht auch hier ab und an Diskussionsbedarf, wenn auf Verfehlungen hingewiesen wird. Zugleich sei es jedoch nicht so, dass man ständig nur diskutieren müsse, wie die Stadtwerke Buchen auf FN-Anfrage betonen.

Auch in Walldürn zieht man ein positives Fazit hinsichtlich des Verhaltens der Badegäste. „Nur vereinzelte Ermahnungen die zum Alltag dazu gehören“, habe man dort festgestellt.

Im Adelsheimer Freibad fällt das Fazit gemischt aus. „Es gab nichts, was vergleichbar gewesen wäre mit den Schlagzeilen von anderswo. Aber es wird auch nicht einfacher, dass sich alle Badegäste an die geltenden Regeln halten. Das liegt auch daran, dass manche Menschen aus einen anderen Kulturkreis kommen und teilweise der deutschen Sprache nicht mächtig sind“, wie Bürgermeister Wolfram Bernhardt mitteilt.

Der Blick auf die Besucherzahlen offenbart ein überwiegend unterdurchschnittliches Jahr. So erreicht Walldürn in der aktuellen Saison lediglich gut 9000 Besucher und bleibt damit deutlich hinter dem Vorjahr mit gut 16 000 Badegästen zurück.

Während die Stadtwerke Buchen Besucherzahlen auf Vorjahresniveau bilanzieren, war auch in Adelsheim ein deutlicher Einbruch festzustellen. „Nach über einem Monat Regenwetter sind wirklich nur noch die Hartgesottenen übrig geblieben. Im vergangenen Jahr hatten zu diesem Zeitpunkt bereits rund 28 000 Besucher – dieses Jahr sind es lediglich rund 20 000“, so Bürgermeister Bernhardt. Dieser Rückgang der Besucherzahlen wirke sich natürlich auch auf die Einnahmen aus: So habe man bisher 61 000 Euro durch Eintrittsgebühren erwirtschaftet, auch hier liege man rund 30 Prozent unter den Zahlen des Vorjahres.

Verständigungsprobleme

Ein Thema, das in mehreren Bädern des Neckar-Odenwald-Kreises in dieser Badesaison aufkam, waren Verständigungsprobleme mit Badegästen nicht-deutscher Herkunft. So ließen sich nach Auskunft des Adelsheimer Bürgermeisters teilweise auch die auftretenden Regelverstöße erklären. Um diesem Problem zu begegnen, habe man mit der Leitung der Gemeinschaftsunterkünfte in Adelsheim gesprochen und sie gebeten, die Flüchtlinge auf geltende Regeln hinzuweisen. Außerdem wurden besagte Regeln in mehrere Sprachen übersetzt zur Verfügung gestellt. „Das hat dann auch gut funktioniert“, zieht der Bürgermeister ein zufriedenes Fazit.

Auch in Buchen zog man aus bundesweiten Vorkommnissen und eigenen Erfahrungen eine Lehre. „Für die nächste Saison planen wir für unsere Mitarbeiter Auffrischungsschulungen im Bereich Deeskalation“, kündigt Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Stein an. Früher ist das schlicht nicht möglich: Derzeit seien solche Kurse ausgebucht. Weitere Maßnahmen, wie beispielsweise Videoüberwachung, seien aus Datenschutzgründen nur bedingt möglich.

Ein Problem besteht für die Freibäder des Landkreises in der Personalsituation. „Fachkräftemangel beim Bäderpersonal ist nicht nur in Buchen, sondern auch in der Region ein Thema“, warnt Andreas Stein. Bei Personalausfall drohe eine Bäderschließung und schon jetzt müsse er sich beim „ewigen Bademeister“ Hans-Jürgen Funda bedanken, da dieser trotz seines Ruhestandes den Badebetrieb in Zeiten von Personalnot immer noch aufrecht erhalte. Auch in Walldürn besteht nach Auskunft der Stadtverwaltung Personalmangel, eine weitere Fachkraft werde gebraucht. In Adelsheim wird das Personal wohl erst auf absehbare Zeit ein Thema: „Spannend wird, es wenn der langjährige Bademeister in Ruhestand geht.“

Hoffen auf ein Wunder

Um diesem Mangel zu begegnen und auch in Zukunft Einschränkungen beim Bäderbetrieb vermeiden zu können, hat Andreas Stein von den Buchener Stadtwerken eine Forderung an die Politik: „Bei der Fachkräfteaus- und weiterbildung sind dringend die Rahmenbedingungen anzupassen. Wie in anderen Branchen schon selbstverständlich, fordern wir die berufsbegleitende Bademeisterausbildung, die berufsbegleitende Weiterbildung von Rettungsschwimmern zu Fachkräften sowie die Qualifizierung von Fachhandwerkern zu Bädertechnikern. Die Stadt Buchen hat zielführende Vorschläge gemacht und den Städte- und Gemeindetag um Unterstützung gebeten. Zuständig für die Fachkräfteausbildung in Baden-Württemberg ist das Regierungspräsidium Karlsruhe. Als Bäderbetreiber hoffen wir hierbei auf ein Wunder.“

Man suche auch noch Auszubildende als Fachkraft für den Bäderbetrieb. Mit einem Praktikum könne man den Beruf mit seinem umfangreichen Aufgabenspektrum kennenlernen. „Auch geeigneten Rettungsschwimmern können wir eine ganzjährige Beschäftigung bieten, indem wir diese in der Wintersaison, abhängig der Eignung, gegebenenfalls auch bei den Stadtwerken mit anderen Tätigkeiten eine Perspektive bieten. Gerade für junge Menschen der Generation Z bietet der Bäderbetrieb interessante Beschäftigungsmodelle. Im Sommer im Waldschwimmbad arbeiten und im Winter auf Weltreise gehen“, wirbt Stein für den Beruf.

Redaktion

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