Adelsheim. Mit dem Ende der Freibadsaison in Adelsheim verabschiedet sich auch Bademeister Thomas Ehrler nach über drei Jahrzehnten in den wohlverdienten Ruhestand. Für viele ist es kaum vorstellbar, das Bad ohne den Mann zu erleben, der das Schwimmbad und seine Besucher so viele Sommer lang umsorgt hat.
Denn wer regelmäßig ins Adelsheimer Freibad ging, kam an dem freundlichen Bademeister Thomas Ehrler nicht vorbei. Er sorgte dafür, dass der Badebetrieb stets sicher und reibungslos verlief. Viele erinnern sich noch aus ihrer Kindheit an ihn – an den Mann, der mit wachem Blick darüber wachte, dass niemand Angst haben musste, zu ertrinken, und der immer ein offenes Ohr für alle Badegäste hatte.
Generationen von Schwimmern lernten bei ihm das Schwimmen, und viele, die heute mit ihren eigenen Kindern ins Freibad kommen, kennen ihn noch aus diesen Tagen. Für die Adelsheimer war Ehrler jedoch weit mehr als nur der Bademeister: Er war die Seele des Freibads. Er sorgte nicht nur dafür, dass der Badebetrieb lief, sondern auch dafür, dass die Technik stets funktionierte und jeder sich willkommen fühlte. „Ich habe meinen Beruf gerne gemacht“, sagt Ehrler, der nie großes Aufsehen um seine Arbeit machte.
Seine Geschichte im Adelsheimer Freibad begann jedoch lange vor seinem ersten offiziellen Arbeitstag. Schon als Kind und Jugendlicher war Ehrler, der in der DLRG aktiv war, Stammgast im Freibad.
Sauberkeit lag ihm am Herzen
Sauberkeit und Ordnung lagen ihm immer am Herzen: In den 70er Jahren sammelte er beispielsweise nach dem Badebetrieb abends freiwillig den Müll auf und sorgte dafür, dass die Besucher am nächsten Morgen wieder ein sauberes Freibad vorfanden. Ein Sinn für Ordnung, den er sich auch in seiner Zeit als Bademeister bewahrte.
1994 sollte sich Thomas Ehrlers Weg endgültig mit dem des Adelsheimer Freibads kreuzen. Die Stadt suchte einen neuen Bademeister, und der damalige Kämmerer Günther Wörner wusste, dass Ehrler, Rettungsschwimmer und -taucher, der perfekte Kandidat wäre. „Ob er nicht Lust hätte, hier anzufangen?“, fragte Wörner. Ehrler, der eigentlich gelernter Koch war, sagte zu, wollte die neue Herausforderung aber erst einmal auf sich wirken lassen, doch am 1. März 1994 begann seine offizielle Laufbahn im Adelsheimer Freibad – eine Laufbahn, die sich über drei Jahrzehnte erstrecken sollte.
Sein erstes Jahr war jedoch alles andere als einfach, erinnert sich Ehrler. Das Jahrhunderthochwasser im Dezember 1993 hatte auch das Freibad nicht verschont. Das Becken musste von Schlamm und Dreck befreit werden, bevor überhaupt an einen Badebetrieb zu denken war. Die Saison startete zögerlich, und das schlechte Wetter hielt die Besucher zunächst fern. Doch als schließlich der Sommer Einzug hielt und die Sonne herauskam, füllte sich das Freibad. In diesem Moment wusste Ehrler, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. „Nicht eine Minute habe ich es bereut.“
Unter seiner Aufsicht entwickelte sich das Freibad zu einem modernen Erlebnisbad, doch der Weg dorthin war nicht immer einfach.
Anfang der 2000er Jahre stand das Freibad kurz vor der Schließung, da aus Kostengründen ernsthaft darüber diskutiert wurde, es aufzugeben. Für Ehrler war dies eine der dunkelsten Phasen in seiner Laufbahn. „Der Bürgermeister wollte damals ein Naturbad, aber ich war der Meinung, dass ein technisches Bad das Beste für Adelsheim ist“, erinnert er sich. Um das Freibad zu retten, kämpfte Ehrler unermüdlich und war an der Gründung des Schwimmbadfördervereins V.I.S.A. beteiligt, der sich bis heute für den Erhalt des Bades einsetzt.
Sein Einsatz zahlte sich aus
Sein Einsatz zahlte sich aus, und während des großen Umbaus von 2001 bis 2003 konnte Ehrler seine Erfahrung und sein Fachwissen einbringen. Er war entscheidend daran beteiligt, dass die Neuerungen den praktischen Anforderungen gerecht wurden. Ein solarbeheiztes Schwimmbecken, ein Sprungturm, eine Rutsche und eine liebevoll gestaltete Badelandschaft für die Kleinsten entstanden. Aus dem traditionellen Freibad wurde ein modernes Erlebnisbad, das über die Stadtgrenzen hinaus geschätzt wird.
Er kümmerte sich um alles
In all den Jahren hat sich viel verändert – nicht nur das Freibad, sondern auch sein Beruf. Offiziell trägt Thomas Ehrler den Titel „Fachangestellter für Bäderbetriebe“, doch für die meisten Badegäste bleibt er einfach der „Bademeister“. Für sie war Ehrler weit mehr als nur der Mann am Beckenrand – er kümmerte sich mit Hingabe um alles, von der Badeaufsicht über die technische Betreuung bis hin zum Kassieren und der Reinigung der Umkleiden und Duschen. Egal, ob es darum ging, eine geplatzte Wasserleitung zu reparieren oder eine Pumpe wieder in Gang zu setzen – irgendwie hatte er schon alles einmal gemacht.
Dabei war ihm die Unterstützung anderer, ob Kollegen oder Ehrenamtliche, immer wichtig. „Man schafft das nicht allein“, betont er. In all den Jahren hat Ehrler das Freibad gemeinsam mit einem engagierten Team und tatkräftiger Hilfe am Laufen gehalten.
Auch pachtete er über viele Jahre den Freibadkiosk. Dort verkaufte er Eis, Süßigkeiten und Pommes an die Badegäste und war immer für Jung und Alt ein freundlicher Ansprechpartner. Diese Nähe zu den Badegästen war ihm wichtig. Vor allem die positiven Rückmeldungen bedeuteten ihm am meisten.
Besonders stolz ist Ehrler darauf, dass kein tödlicher Unfall passiert ist. „Kleine und mittlere Unfälle lassen sich natürlich nie ganz vermeiden, aber ich bin froh, dass es nie schlimmer kam“, sagt er mit sichtbarem Stolz. Für ihn stand die Sicherheit immer an erster Stelle, und er setzte alles daran, das Freibad zu einem sicheren Ort zu machen.
Mit seiner Hingabe wurde das Freibad für Ehrler zu seinem zweiten Zuhause. „Ich habe mich immer mit dem Bad verbunden gefühlt“, sagt er rückblickend. Mit seinem Ruhestand endet eine Ära, die weit über den reinen Badebetrieb hinausging.
Ort des Miteinanders
Ehrler prägte nicht nur das Adelsheimer Freibad, sondern auch die gesamte Freibadkultur der Stadt. Als Bindeglied zwischen dem Freibad, der DLRG und der V.I.S.A. hat er maßgeblich dazu beigetragen, das Freibad als Ort der Gemeinschaft und des Miteinanders zu bewahren.
Doch auch nach seinem Ruhestand wird Ehrler dem Freibad nicht ganz den Rücken kehren. „Als Badegast komme ich auf alle Fälle wieder“, sagt er lachend.
Gleichzeitig freut er sich auf die neuen Abenteuer, die nun vor ihm liegen: Reisen, Deutschland erkunden und vor allem wieder mehr Zeit für sein Hobby, das Tauchen – und das diesmal auch im Sommer, wenn er sonst immer im Freibad beschäftigt war.
Dennoch bleibt sein Herz dem Freibad tief verbunden, und zum Abschied möchte er noch etwas loswerden: „Ich möchte allen danken, die dem Bad die Treue gehalten haben, und wünsche mir, dass es noch lange erhalten bleibt.“
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