Mundartverein gegründet

Dialekt ist eine Art „Goldreserve“

„Unsere Sprachheimat“ widmet sich den Dialekten

Von 
Isabell Arnstein
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Der Vorstand des neu gegründeten Mundartvereins (von links) Veronica Kerber, Dr. Isabell Arnstein, Elfi Neubauer-Theis mit Kulturmanagerin Dr. Marta Schmidt. © Georg Kerber

Neckar-Odenwald-Kreis. Dialekt ist eine Art „Goldreserve“, etwas, auf das man sich zurückziehen kann und wo sich das im Hochdeutschen nicht Sagbare befindet, so Martin Walser im Jahr 1967 in seinem Aufsatz „Bemerkungen über unseren Dialekt“. Unsere „Goldreserve“ im fränkischen Sprachraum Baden-Württembergs zu heben wird die Aufgabe des neu gegründeten Mundartvereins „Unsere Sprachheimat“ sein, dessen konstituierende Versammlung nun in Reilingen (Rhein-Neckar-Kreis) stattgefunden hat. Im Vorstand ist auch Dr. Isabell Arnstein aus Buchen.

Politisch bunte Veranstaltung

Kulturmanagerin Dr. Marta Schmidt war eine der maßgebenden Initiatorinnen dieser Initiative und hat als neutrale Vermittlerin die Akteure der Szene miteinander vernetzt. Politisch und gesellschaftlich bunt gestaltete sich die erste offizielle Sitzung, zu der landesweit geladen wurde. Das fehlende Puzzleteil ist mit dieser Vereinsgründung nun gesetzt, um die gesamte Dialektlandschaft unseres Bundeslandes abzudecken und zu vertreten. Schon seit fast 60 Jahren gibt es im Alemannischen die „Muettersproch-Gsellschaft“, seit fast 50 Jahren gibt es die „Mundartgesellschaft Württemberg“, seit gut 20 Jahren den „Förderverein Schwäbischer Dialekt“. Nun endlich: „Unsere Sprachheimat“ für den vielfältigen fränkischen Dialektraum samt seiner Übergangsgebiete im Norden und Teilen der Mitte Baden-Württembergs mit Vereinssitz in Karlsruhe.

Ein großes Sprachgebiet, das der neue Mundartverein nun als seine Aufgabe sieht, dementsprechend eng wurde es im Reilinger Rathaus. Über 50 Leute der „Mundartszene“ waren zugegen, etliche Honoratioren aus Kommunal- und Landespolitik. Fast allesamt sind sie nun Gründungsmitglieder erster Stunde.

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Im Namen von und als Ode auf Reilingen trug Musiker Charly Weibel seine Begrüßung gesanglich vor und dankte der Gemeindeverwaltung für die große Unterstützung der Gründungsversammlung.

Das Grußwort kam von MdL Daniel Born, Vizepräsident des Landtags. Er hielt in seiner Rede das zum Teil weit gereiste Publikum zum „Ufbasse“ an und gab damit auch gleich sein persönliches Lieblingswort im Dialekt preis, das er sehr stark mit seiner Kindheit verbindet.

Und „Ufbasse“ sei auch ein gutes Motto für den Umgang mit Heimat, Umwelt, Vielfalt und Demokratie, so der SPD-Abgeordnete. Auch MdL Andreas Sturm (CDU) nahm an der Veranstaltung teil.

„Wir setzen uns dafür ein, die Mundarten als Kulturgut mehr zu pflegen, zu bewahren, weiter zu erforschen und in der Öffentlichkeit lebendig zu halten“, erklärt Dr. Isabell Arnstein aus Buchen. Die Sprachwissenschaftlerin vom Ludwig-Uhland-Institut der Universität Tübingen ist eine von drei Vorsitzenden des Vereins. Neben Arnstein wurden die Autorin Elfi Neubauer-Theis (Neckarbischofsheim) und die Kulturwissenschaftlerin Veronica Kerber (Karlsruhe) gewählt.

Wahlen zum Vorstand

Karl-Heinz Neser leitete die Vorstandswahlen. Neser ist stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungsbezirk Karlsruhe, der bereits eine Anschubfinanzierung des neues Verein beschlossen hat. Dem Vorstand der „Sprachheimat“ gehören ebenfalls an: Schriftführerin Andrea Krieg und Schatzmeister Georg Kerber (beide Karlsruhe).

Im Beirat sind vertreten: Heidi Ströbel (Hemsbach), Thomas Liebscher (Hockenheim), Charly Weibel (Reilingen), Bernd Siemers (Karlsruhe), sowie Rosi und Wolfgang Müller (Pfinztal). Hans Slama (Mudau) und Roland Leibersberger (Forst) übernehmen die Kassenprüfung.

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