Gesundheit - Vorrat des Blutspendedienstes Bade-Württemberg/Hessen reicht akutell für drei Tage

Blutspendezahlen im Neckar-Odenwald-Kreis sind stabil

Die Blutkonserven in Baden-Württemberg und Hessen werden weniger. Deshalb ist Blutspenden gerade aktuell sehr wichtig. Die Spenderzahlen für den Neckar-Odenwald-Kreis sehen jedoch gut aus.

Von 
Nicola Beier
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Es ist aktuell sehr wichtig, Blut zu spenden, da die Lagerbestände sinken. © Marius Becker/dpa

Neckar-Odenwald-Kreis/Hettingen.  Fein säuberlich standen die Klappliegen im Hettinger Lindensaal nebeneinander, immer in Zweiergruppen und getrennt von einem kleinen Tisch, auf dem sich Ampullen, Nadeln und Verbandszeug befanden. Zwischen den Liegen wuselten Helfer in weißen Jacken umher, um die Blutspender zu versorgen und die Blutkonserven zu verstauen. Doch viel war in Hettingen am Montag um 14.30 Uhr bei der Blutspendeaktion noch nicht los, dabei ist Blut gerade in letzter Zeit zu einem kostbaren Rohstoff geworden.

Zwei Aktionen in Hettingen

„Wir in Hettingen organisieren immer zwei Blutspendeaktionen im Jahr. Eine im Januar und die andere im Juli“, erklärt Willi Schmidt von der DRK Ortsgruppe. Für den Termin im Januar würden sich durchschnittlich 250 Personen anmelden. Der im Sommer sei weniger besucht, etwa rund 150 Blutspender kämen dann nach Hettingen.

Schmidt habe in den Tagen vor der Blutspendeaktion die Anmeldezahlen im Auge behalten. Kurze Zeit vor dem Termin hätten wieder Leute abgesagt. „Momentan finden wieder viele Feste am Wochenende statt. Das könnte ein möglicher Grund sein, dass der Termin doch noch kurzfristig abgesagt wird“, meint Schmidt. Außerdem steigen die Coronazahlen in der Region wieder rasant an: „Auch Kontaktpersonen von Corona-Infizierten dürfen nicht zum Blutspenden kommen, das könnte ein weiter Grund sein“, überlegt er. Insgesamt waren am Montag 170 Personen (zwölf Erstspenden) in Hettingen Blutspenden. Über diese Beteiligung freut sich Schmidt.

Dennoch gehen die Zahlen der zur Verfügung stehenden Blutkonserven in den vergangenen Tagen und Wochen immer weiter zurück, bestätigt der Pressesprecher des Blutspendedienstes für Baden-Württemberg und Hessen, Eberhard Weck, auf Nachfrage der Fränkischen Nachrichten: „Bis April 2022 konnten wir mit dem Bedarf gut mithalten, aber seit der ’Ablenkung’ unserer Spender durch das gute Wetter und die wieder gewonnen Freiheiten durch die ausgesetzten Corona-Restriktionen, verzeichneten wir täglich fünf bis zehn Prozent weniger Spender.“ Gleichzeitig steige der Bedarf in den Kliniken jedoch an, weil ausgesetzte Operationen nun nachgeholt würden. „Das führte zu einer zunehmenden Blutarmut in unserem Vorratslager. Statt einem gewünschten Vorrat von 3,5 bis vier Tagen Bedarf war der Lagerbestand auf einen oder zwei Tage abgesunken. Dank der enormen Unterstützung der Medien konnten wir wieder aufholen, aktuell haben wir eine Tagesreichweite von drei Tagen“, erklärt er.

2750 Spenden werden benötigt

Insgesamt würden in Baden-Württemberg und Hessen werktäglich rund 2750 Blutspenden benötigt, um den anfallenden Bedarf zu decken. Bundesweit seien es mehr als 15 000 Spenden.

Im Neckar-Odenwald-Kreis sind die Spendenzahlen erfreulich hoch. Waren es vor der Pandemie 2019 noch 28 Spendetermine im Zeitraum von Januar bis Juni, bei denen insgesamt 4366 Spenden Vollblut abgegeben wurden, sind es im selben Zeitraum 2022 insgesamt 4389 Spenden bei 30 Blutspendeaktionen. Dazwischen ging die Zahl der Spenden zurück. Das liege daran, dass in diesem Zeitraum weniger Blut benötigt wurde, erklärt Weck. „Wegen der begrenzten Haltbarkeit der Blutprodukte macht es keinen Sinn, Blutspenden über den Bedarf abzunehmen.“

Aufarbeiten und untersuchen

Die jeweils 0,5 Liter Vollblut, die bei Aktionen wie in Hettingen gespendet werden, kommen anschließend in ein Depot des Blutspendedienstes. Im Falle des Neckar-Odenwald-Kreises ist dieses vermutlichin Frankfurt oder Ulm. Dort werde das Blut aufgearbeitet und untersucht.

Das Vollblut wird zudem in drei Bestandteile aufgeteilt, deren Lagerbedingungen teilweise konträr sind: Blutplasma, rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). „Wenn man das Plasma einfriert, ist es bis zu zwei Jahre haltbar“, erklärt Weck. Anders sieht es bei den roten Blutkörperchen aus. Die platzen nämlich, wenn man sie einfriert. „Sie sind bei einer Kühlschranktemperatur von etwa vier Grad noch rund 42 Tage haltbar“, erläutert Weck. Bei der richtigen Lagerung können Blutplättchen immerhin noch etwa vier bis fünf Tage aufbewahrt werden.

Kliniken aus Baden-Württemberg und Hessen wenden sich bei Bedarf an den Blutspendedienst und bestellen dort Blutkonserven nach. Dabei sei vor allem die Blutgruppe Null negativ beliebt, weil die bei den allermeisten Patienten transfundiert werden könne, erklärt Weck. Er appelliert aber an alle Spender: „Es gibt keine Alternative zu Blut, deshalb ist es wichtig, dass so viele Personen Blut spenden, wie möglich.“

Weitere Informationen zum Blutspenden

Im Neckar-Odenwald-Kreis wurden 2019 insgesamt 61 Blutspendetermine angebot. Dabei wurden 9508 Vollblutspenden abgegeben.

2020 fanden 63 Termine statt, bei denen 9377 Spenden zusammenkamen. Die Zahl der Blutspenden wurde dabei bewusst reduziert, da der Bedarf in den Kliniken (die Intensivbetten wurden für potenzielle, schwerstkranke Covid-19-Patienten geblockt) zurückgegangen war.

66 Spendetermine fanden 2021 statt. Dabei kamen 9708 Vollblutspenden zusammen.

Für 2022 (1. Januar bis 30. Juni) wurden bisher 30 Termine angeboten, bei denen 4389 Vollblutspenden abgegeben wurden.

Zum Vergleich: 2019 waren es von Januar bis Juni 4366 (bei 28 Terminen), 2020 waren es 3986 (bei 25 Terminen) und 2021 kamen 4482 Blutspenden (bei 30 Terminen) zusammen.

In Baden-Württemberg und Hessen werden werktäglich rund 2750 Blutspenden benötigt, um den Bedarf zu decken.

Bundesweit sind es mehr als 15 000 Spenden.

Aktuell reicht der Lagerbestand in Baden-Württemberg/Hessen,nachdem alle Kliniken mit Blutkonserven beliefert wurden, für drei Tage. Idealerweise sollten es vier Tage sein. nb

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