Gedankenaustausch

Suchtberatungen leisten Wertvolles

MdL Dr. Wolfgang Reinhart informiert sich bei den Einrichtungen im Kreis

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pm
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Main-Tauber-Kreis. Sowohl Arbeiten, Aufgaben und Bedeutung als auch Anliegen, Sorgen und Wünsche der regionalen ambulanten Suchtberatungsstellen standen im Mittelpunkt eines Gesprächsaustausches zwischen MdL Dr. Wolfgang Reinhart sowie Sabrina Borst, Leiterin der Suchtberatungsstelle Main-Tauber des von der Erzdiözese Freiburg finanzierten AGJ-Fachverbandes, und Barbara Veh, Leiterin der Suchtberatung des Diakonischen Werks im Main-Tauber-Kreis.

„Die Suchtberatungen leisten wertvolle Dienste für Betroffene, Angehörige, Prävention und die Gesellschaft“, konstatierte der Landtagsvizepräsident. Die Politik schreibe immer neue Aufgaben in das Aufgabenbuch der Suchtberatungsstellen wie etwa den Ausbau der Präventionsangebote angesichts der geplanten Cannabisregulierung, der Erweiterung niederschwelliger Zugänge zu Suchtberatungen, genderspezifische Versorgungsangebote oder Angebote für neue Problembereiche wie zum Beispiel Mediensucht, berichteten Sabrina Borst und Barbara Veh. „Hinzu kommen die Herausforderungen einerseits von Tarif- und Lohnsteigerungen sowie andererseits eines zunehmenden Mangels an Fach- und Nachwuchskräften“.

„In landesweit rund 100 Suchtberatungsstellen finden jährlich mindestens 50 000 Menschen oder Angehörige Hilfe. Die Suchtberater sorgen dafür, dass Chronifizierungen von Suchterkrankungen vermieden werden, Arbeitsplätze und Wohnungen erhalten bleiben sowie sozialer Ausgrenzung und Isolation vorgebeugt oder Prävention in Schulen und anderen Einrichtungen angeboten wird. Sie sichern die soziale Teilhabe für Betroffene und den sozialen Frieden vor Ort. Dazu tragen die ambulanten Beratungsdienste mit ihren Kontaktstellen, Sprechstunden und Substitutionsbegleitungen einen erheblichen Anteil bei“, erläuterten die Leiterinnen.

Zusätzlich war das im Frühjahr gestartete Aktionsbündnis „Suchtberatung retten“ wesentliches Gesprächsthema, das Borst und Veh einbrachten. Die ambulanten Suchtberatungen des AGJ-Fachverbandes und des Diakonischen Werks im Kreis zählen zu den Einrichtungen, die bereits zu Beginn im Frühjahr dem damals frisch gegründeten Aktionsbündnis „Suchtberatung retten“ beitraten.

Erhöhung gekippt

„Eine Erhöhung der Landesförderung für die ambulante Suchthilfe in Baden-Württemberg ist im Landeshaushalt für 2023/24 gekippt worden. Insofern stellt sich die Frage, wie es weiter geht“, gaben Sabrina Borst und Barbara Veeh zu bedenken. Daher fordere das Aktionsbündnis „Suchtberatung retten“ die Landesregierung zu einer Berücksichtigung im Nachtragshaushalt auf, um einen Rückbau des ambulanten Versorgungsnetzes der Suchthilfe aufzuhalten. „Die Grundversorgung durch die ambulanten Suchtberatungsstellen muss stabil und verlässlich finanziert sowie gesichert werden. Um einen Rückbau 2024 zu verhindern, ist die Erhöhung des Landesanteils für eine Fachkraftfinanzierung auf 25 000 Euro erforderlich“, appellierten die beiden Fachexpertinnen.

„Ein Euro in Suchtberatung investiert spart 17 Euro öffentlicher Gelder ein“, verdeutlichten Borst und Veh. „Während die Kommunen in den vergangenen Jahren ihren Finanzierungsanteil entsprechend der gewachsenen Bedarfe überwiegend angepasst haben, ist der Finanzierungsanteil des Landes seit 1999 auf 17 900 Euro pro Fachkraftstelle eingefroren. Zugleich musste ein Anstieg des Eigenanteils der Suchthilfeträger von ursprünglich circa zehn Prozent auf inzwischen durchschnittlich 30 Prozent verzeichnet werden“. Der Eigenanteil der Träger sollte zukünftig stabil im Bereich von zehn bis 15 Prozent liegen.

„Unseren Beratungsstellen steht ein extrem schwieriges und herausforderndes Jahr bevor“, prognostizierten sie. Bliebe es bei der Finanzierungslage, werde es einen Rückgang der Leistungsangebote geben und drohe ein Personalabbau. Besonders die niederschwelligen Angebote wie beispielsweise Cannabis-Prävention, Aufklärung über Suchtgefahren und Safer Use Angebote müssten zurückgefahren werden und Wartezeiten auf Beratungstermine würden zunehmen. „Die Versorgungssituation für Menschen mit Suchtproblemen oder deren Angehörige würde sich erheblich verschlechtern“, befürchten Sabrina Borst und Barbara Veh.

Im Gegensatz zu vergangenen Jahren gebe es diesmal keinen Nachtragshaushalt, so dass keinerlei Posten verändert worden seien, erklärte Wolfgang Reinhart, der auch dem Wirtschafts- und dem Finanzausschuss des Landtags angehört. Die frühesten Beratungen und Verhandlungen über das Landesbudget stünden im kommenden Sommer für den nächsten Doppelhaushalt 2025/26 an. Dabei werde Rücksprache unter anderem mit den sozialen Verbänden und Trägern gehalten. „Ich werde die sehr aufschlussreichen und wichtigen Informationen unserer Gesprächsrunde miteinbringen und die Belange der Suchtberatungsstellen unterstützen“, sagte der Landtagsvizepräsident zu. pm

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