Main-Tauber-Kreis/Bad Mergentheim. Zur aktuellen Corona-Situation in den Schulen fragte die Redaktion vergangene Woche verschiedene Schulträger, das Schulamt und auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) an. Sie alle berichten über die Auswirkungen der Omikron-Welle
Auf dem Höhepunkt der momentanen Corona-Welle sieht die Bildungsgewerkschaft GEW die Sicherheit in den Klassenzimmern in Baden-Württemberg alles andere als gewährleistet. „Die Inzidenz steigt und steigt jedenfalls und es wird leider nicht alles für die Sicherheit getan“, sagte GEW-Landeschefin Monika Stein dem „Offenburger Tageblatt“ auf die Frage, ob gerade die „Durchseuchung der Kinder“ stattfinde.
„Immer wieder Positiv-Fälle“
„In den Bad Mergentheimer Schulen macht sich die Omikron-Welle bemerkbar: Wir haben in allen Einrichtungen immer wieder Positiv-Fälle, vor allem unter den Schülerinnen und Schülern. Dass ganze Klassen oder Lerngruppen in Quarantäne und Fernunterricht wechseln mussten, war dabei allerdings bisher die Ausnahme“, berichtet Hauptamtsleiter Jürgen Friedrich von der Stadtverwaltung auf Anfrage. Weiter teilt er mit: „Die Ausstattung mit Schnelltests und Hygiene-Mitteln läuft in der Koordination zwischen Stadt und den einzelnen Schulen problem- und reibungslos. Es gibt hier erfreulicherweise keine Material-Engpässe, das haben uns die Einrichtungen in einer aktuellen Abfrage bestätigt.“
Immer informiert sein
Markus Moll, der Pressesprecher des Landratsamtes, erklärt für die Beruflichen Schulen im Landkreis, dass laut Einschätzung des Geschäftsführenden Schulleiters, Peter Wöhrle, „die Lage an den Beruflichen Schulen insgesamt eher entspannt“ sei.
Moll verweist zudem auf eine Nachricht von Anfang Februar. Darin heißt es: „Auch bei größeren Ausbruchsgeschehen müssen künftig nicht mehr ganze Klassen und Kindergartengruppen in Quarantäne. Dies teilte das Gesundheitsministerium Baden-Württemberg mit. Die Landesregierung hat den Handlungsleitfaden für die Gesundheitsämter entsprechend aktualisiert. Demnach müssen sich von nun an nur noch positiv getestete Kitakinder und Schülerinnen und Schüler absondern.“
Nach wie vor würden jedoch auch weiterhin alle nicht-quarantänebefreiten Schülerinnen und Schüler einer Klasse an fünf Tagen hintereinander getestet, wenn dort Infektionsfälle auftreten, so Moll. Der Schulbetrieb laufe aktuell „normal weiter, abgesehen davon, dass positiv getestete Schülerinnen und Schüler ihre Absonderungsverpflichtung einhalten müssen“.
Zahlen aus Stuttgart
Bettina Hey, die Leitende Schulamtsdirektorin mit Sitz in Künzelsau, antwortet auf mehrere Fragen der Redaktion nur allgemein und verweist auf öffentliche Mitteilungen des Landratsamtes und des Kultusministeriums zur Corona-Lage.
Auf der Internetseite des Kultusministeriums ist dann mit Stand 11. Februar Folgendes nachlesbar: „Die Schulen haben 2870 mit Covid-19 infizierte Lehrkräfte gemeldet; dies sind 2,08 Prozent aller Lehrkräfte in Baden-Württemberg. 1626 Lehrerinnen und Lehrer befinden sich in Quarantäne, das entspricht 1,18 Prozent aller Lehrer in Baden-Württemberg. Darüber hinaus wurden 34 334 mit Covid-19 infizierte Schülerinnen und Schüler gemeldet, was einem Anteil von 2,34 Prozent der Schülerschaft entspricht. 28 371 Schüler befinden sich in Quarantäne, das entspricht 1,93 Prozent aller Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg.“
Jana Kolberg ist die GEW-Kreisvorsitzende Main-Tauber/Hohenlohe. Sie hat eine andere, nicht ganz so entspannte Sicht auf die Corona-Lage an den Schulen. Sie teilt mit: „Es treten regelmäßig Corona-Fälle an den Schulen auf, wovon genauso auch Lehrkräfte betroffen sind. Die Häufigkeit ist regional sehr unterschiedlich.“
Das Hauptproblem sei laut Kolberg, „dass die Schulen von Beginn an nur knapp mit Lehrkräften versorgt waren und bei jedem Ausfall, beispielsweise durch Schwangere oder Erkrankte, ist es ein Totalausfall. Das fangen dann die Kollegien vor Ort auf, was zu einer immer höheren Belastung führt. Kommen dann noch die ganzen Corona-Regelungen dazu und weitere Ausfälle, steigt die Belastung noch weiter. Dies führt auch unweigerlich zu weiteren Ausfällen.“
Kolberg sagt: „Vor allem die Schulleitungen sind aktuell extrem belastet, da sie oft aufgrund beispielsweise neuer Corona-Vorgaben kurzfristig umorganisieren, unzählige Informationen lesen und weitergeben, die Zusatzprogramme wie ,Lernen mit Rückenwind’ mit umsetzen oder die Notbetreuung organisieren müssen. Bezüglich der Coronasituation fehlt es an vielen Schulen übrigens immer noch am Ausbau der Luftreinigungssysteme oder Klimatechnik, was in der aktuellen Situation und mit Blick auf die Zukunft sehr hilfreich wäre.“
Wie groß ist der Unterrichtsausfall? Dazu Kolberg: „Das hält sich in der Regel in Grenzen, denn die Kollegien fangen durch zusätzlichen Unterricht viel mit auf. Es werden aber auch Unterrichtsstunden gestrichen. Auch der Ganztagesbetrieb kann nicht an allen Schulen aufrechterhalten werden.“
Wie steht es um den Krankenstand der Lehrer und die Arbeitsbelastung? Kolberg sagt: „Die Arbeitsbelastung ist durch Corona enorm gestiegen. Im Unterrichtsalltag fehlen regelmäßig Schüler, da sie krank, infiziert oder in Quarantäne sind. Das bedeutet dann oft noch den Unterricht so aufzubereiten, dass er auch für den Fernunterricht geeignet ist, Materialpakete erstellen oder auf Nachfragen zu reagieren.“
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