Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten - Feierliche Übergabe von der Luftwaffe am Standort Penzing/Bayern an das Heer im Rahmen eines Regimentsappells

SAR-Rettungseinsätze für gesamten süddeutschen Raum übernommen

Von 
Sascha Bickel
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In Niederstetten sind ab sofort SAR-Rettungshubschrauber der Bundeswehr (Bild links) stationiert. Das SAR-Kommando wechselte von Penzing in Bayern zum Transporthubschrauberregiment 30. Regimentskommandeur Oberst Peter Göhringer (rechtes Bild, Mitte) übertrug die Verantwortung für die Einsatztruppe von Luftwaffen-Oberstleutnant Marco Jurga an Major Michael Wagner.

© dpa/Sascha Bickel (2)

Rund um die Uhr stehen ab sofort Rettungshubschrauber der Bundeswehr in Niederstetten bereit, um bei Flug-, aber auch Verkehrsunfällen zu helfen.

Niederstetten. "SAR" steht für "Search and Rescue" ("Suchen und retten"). Die SAR-Einheiten der Bundeswehr sind bekannt unter anderem durch ihre Hubschrauber mit den außen aufgezeichneten, drei großen Buchstaben auf orangefarbenen Grund. Diese sind 365 Tage im Jahr einsatzbereit, um bei Seenot-, Not- und Katastropheneinsätzen Hilfe zu leisten.

Sofern keine militärischen Aufträge vorliegen, werden zivile Rettungsmissionen unterstützt, wenn beispielsweise die Rettungshubschrauber des ADAC oder der Deutschen Rettungsflugwacht gerade nicht verfügbar sind oder beispielsweise nachts nicht fliegen können.

Im Zuge der Bundeswehrreform 2013 wurde entschieden, den militärischen Such- und Rettungsdienst (Land) von der Luftwaffe an das Heer zu übergeben.

Folge der Bundeswehrreform

Nach einer mehrjährigen und vor allem aufwendigen Übergangsphase erhielt nun das Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten offiziell das SAR-Kommando für Süddeutschland.

Im Rahmen eines feierlichen Regimentsappells löste Oberst Peter Göhringer das bisherige SAR-Kommando des Luftwaffen-Fliegerhorstes Penzing im oberbayerischen Landsberg/Lech auf und stellte die neue 7. Staffel des eigenen Regiments 30 im Vorbachtal in Dienst.

Unter den Augen von Generalmajor Andreas Marlow, dem Kommandeur der Division Schnelle Kräfte, und zahlreicher Festgäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erfolgte die Zeremonie in der Hermann-Köhl-Kaserne, die das Heeresmusikkorps Veitshöchheim äußerst hörenswert begleitete.

Mit Bedauern musste Oberst Göhringer zunächst feststellen, dass die Abordnung des Standortes Penzing nicht in Niederstetten eingetroffen war, weil der geplante Flug mit einer Transall der Bundeswehr aufgrund des schlechten und vor allem nebeligen Wetters ausfiel. Mit Blick auf das eigene Regiment freute sich Göhringer dann aber, dass "just in diesem Moment" die SAR-Leitstelle in Münster vom bisherigen Ansprechpartner Penzing auf die neue Einsatzstaffel in Niederstetten umschaltete. Eine intensive Vorbereitungszeit sei nun abgeschlossen und er sei stolz auf das bislang geleistete seiner Soldaten, so der Oberst.

Bell UH-1D noch länger in Betrieb

Der Regimentskommandeur berichtete schließlich, dass das zurückliegende Jahr aus flugbetrieblicher Sicht mehrfach ereignisreich war und erinnerte an das eigentlich geplante Flugbetriebsende des betagten Hubschraubermodells Bell UH-1D (bekannt auch als "Huey") zum Jahreswechsel 2016/17. Doch das "Herunterfahren dieser Flotte" sei angehalten und zur Sicherstellung der Dauereinsatzaufgabe SAR (Land) entschieden worden, die UH-1D über den 31. Dezember 2016 hinaus noch für bis zu 30 Monate zu nutzen. Bereits in der Vergangenheit war öffentlich zu hören, dass dies eine Übergangslösung bis zur Einführung eines neuen SAR-Hubschraubermodells sein soll.

Jetzt neun NH-90 am Standort

Das Transporthubschrauberregiment 30 bildete zusätzliche Piloten auf der Bell aus, um sie auf die Luftrettung SAR zu spezialisieren. Eigentlich läuft am Standort Niederstetten bereits seit Jahren der Übergang von der Bell auf den modernen Transporthubschrauber NH-90, von dem neun inzwischen vor Ort angekommen sind. Oberst Göhringer bedauerte am Rande, dass der Flugsimulator NH-90 noch bis 2019 am Standort Holzdorf steht.

"Heute geht ein vier Jahre dauerndes Kapitel des Übergangs zu Ende, das wahrlich nicht immer einfach war", wandte sich Oberst Göhringer an Oberstleutnant Marco Jurga, der als Staffelkapitän den SAR-Transfer von der Luftwaffe auf das Heer an entscheidender Stelle mit begleitete. An Major Michael Wagner übergab Göhringer danach den Staffelstab und wünsche ihm immer das richtige Händchen im Umgang mit den ihm unterstellten Frauen und Männern und in der Durchführung des SAR-Auftrages stets eine unfallfreie Zeit.

Marco Jurga überreichte seinem Nachfolger Michael Wagner schließlich noch ein altes SAR-Schild, dass zu früheren Zeiten zunächst mit Druckknöpfen und später mit Schrauben ("weil die ein Davonfliegen der Schilder in Nachbars Garten besser verhindern") an den SAR-Hubschraubern außen angebracht war, ehe auf den orangefarbenen Anstrich umgestellt wurde, und bat ihn dieses fortan gut zu hüten.

Bürgermeister ist stolz

Niederstettens Bürgermeister Rüdiger Zibold ist, wie er beim anschließenden Empfang sagte, sehr stolz, dass das SAR-Regiment der Bundeswehr jetzt offiziell in Niederstetten stationiert ist.

Und auch Generalmajor Andreas Marlow beglückwünschte den Bundeswehrstandort im Main-Tauber-Kreis zur neuen Aufgabe, die auf dem deutschen Festland sonst nur noch in Holzdorf (Landesgrenze Sachsen-Anhalt/Brandenburg) und in Nörvenich (Nordrhein-Westfalen) erfüllt wird.

Von den Alpen bis Mittelhessen

Die SAR-Hubschrauber der Bundeswehr dürfen im Gegensatz zu zivilen Rettungsfliegern auch bei sehr schlechtem Wetter abheben. Sie sind zudem mit einer Rettungswinde ausgestattet, die gerade bei der Bergrettung oft benötigt wird. Von Penzing aus starteten die SAR-Teams (stets zwei Piloten und ein Luftrettungsassistent samt viel Medizintechnik an Bord) in der Vergangenheit etwa 120 Mal pro Jahr, also etwa jeden dritten Tag. Niederstetten wird künftig den Bereich von den Alpen bis Mittelhessen abdecken.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim

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