Main-Tauber-Kreis. Sie sind nicht zu überhören und machen sich auch im Main-Tauber-Kreis in letzter Zeit immer wieder bemerkbar: Kampfjets. Die FN haben beim Luftfahrtamt der Bundeswehr nachgehakt.
Die Anwesenheit von Kampfjets am Himmel hinterlässt bei so manch einem ein mulmiges Gefühl. Doch was ist der Grund für die verstärkte Präsenz der Jets? "Bei solchen Flügen handelt es sich um ganz normale Übungsflüge im militärischen Trainingsflugbetrieb, damit Mensch und Maschine im Training bleiben", erklärt Günter Bohn, Oberstleutnant beim Luftfahrtamt.
Die Flüge finden nicht immer in den gleichen Übungsräumen statt, "weil das keinen Sinn machen würde und wir die Fluglärmbelastung möglichst gering halten wollen", so Bohn. "Für verschiedene Übungsflugvorhaben, insbesondere von Abfangjägern, ist es unerlässlich, bestimmte Lufträume für den Zeitraum dieses Trainings von Verkehrsflugzeugen komplett freizuhalten", betont Hauptmann Maik Bugenhagen, ebenfalls vom Luftfahrtamt. "Nur unter dieser Voraussetzung können diese Übungen effektiv und vor allem sicher durchgeführt werden, da sie in der Regel viel Platz erfordern."
Zu diesem Zweck seien in Deutschland spezielle Lufträume eingerichtet, die bei Bedarf für einen bestimmten Zeitraum aktiviert oder für den militärischen Flugbetrieb reserviert werden. Dies sind die sogenannten Temporary Reserved Airspace, kurz TRA.
Während der Aktivierungszeit dürfen sich nur noch dafür freigegebene Luftfahrzeuge in diesem Luftraum aufhalten. Während der Nutzung der TRA sei der zuständige Fluglotse dafür verantwortlich, dass die dort geltenden Bestimmungen eingehalten werden. Nach Beendigung der jeweiligen Übung und dem Ausfliegen der angemeldeten Luftfahrzeuge, werde die TRA entweder deaktiviert oder dem nächsten Nutzer zugeteilt.
Beobachtet - oder besser "gehört" - wurden Kampfjets beispielsweise am 15. März im Zeitraum von 20.30 bis 21.15 Uhr in Lauda-Königshofen. Auf Anfrage eröffnet Bugenhagen: "Die Ortschaft liegt unterhalb der 'Low Altitude Night Interception Area', kurz Lania 3." Zu dieser Zeit waren "insgesamt sechs Kampfflugzeuge der amerikanischen Streitkräfte des Typs F-16 im Einsatz, welche Übungsflugbetrieb in dem Flugbeschränkungsgebiet lania 3 durchgeführt haben." Dieser Flugbetrieb habe in Höhen zwischen 2500 Fuß und Flugfläche 100 (zirka 760 bis 3050 Meter über Grund) stattgefunden.
Am 16. März soll um 14.37 Uhr Ortszeit ein Kampfflugzeug der Firma Airbus Defence and Space vom Typ Tornado zu hören gewesen sein, "welches im Rahmen eines Testfluges 21 Nautische Meilen (38,9 Kilometer) südwestlich von Tauberbischofsheim in einer Höhe von 2000 Fuß (rund 610 Meter über Grund) geflogen ist." Außerdem "flog um 14:40 Uhr Ortszeit ein Luftfahrzeug der amerikanischen Streitkräfte fünf Nautische Meilen (9,3 Kilometer) nordöstlich von Tauberbischofsheim in Flugfläche 133 (rund 4055 Meter über Grund). Dieser Flug sei keiner speziellen Übung zuzuordnen, sondern fand im Rahmen des Routineflugbetriebs statt.
Die genannten Beispiele zeigen, dass die hörbaren Flüge in keinem Fall ungewöhnlich sind. Laut Bohn könne es immer wieder und jederzeit vorkommen, dass Kampfjets in einer bestimmten Region fliegen. So richtig laut werde es allerdings erst, wenn sich die Kampfjets im Tiefflug befänden und noch dazu sehr schnell flögen. "Tiefflug bedeutet Flug mit Kampf- und Transportmittelflugzeugen unter zirka 600 Metern. In Deutschland ist er grundsätzlich an Werktagen von 7 bis 17 Uhr mit einer Mindesthöhe von etwa 300 Metern zulässig", heißt es in einer vom Luftfahrtamt herausgegebenen Broschüre über den militärischen Flugbetrieb. Dort ist auch von einer Mindestgeschwindigkeit, nämlich schlappen 780 Stundenkilometern während Tiefflügen, die Rede.
Sollte in Zukunft also der dröhnende Krach über den Dächern der Region zu hören sein, besteht kein Grund zur Sorge. Es handelt sich in den meisten Fällen lediglich um Übungsflüge, die Mensch und Maschine auf den Ernstfall vorbereiten sollen.
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