Ministerbesuch

Markelsheimer Tauberberg könnte zum Modellfall für andere Regionen werden

Peter Hauk informierte sich bei der Weingärtnergenossenschaft über durch die Trockenheit entstehenden Probleme. Stopp auch in Schäftersheim auf dem Hof 8

Von 
Bernd Hellstern
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Markelsheim/Weikersheim. Der baden-württembergische Minister für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, besuchte auf seiner Reise auch die Residenzstadt Weikersheim und den Weinort Markelsheim. Zweck der Reise war laut Ankündigung des Ministers, „die Vielfalt des ländlichen Raumes selbst zu erleben“, an ausgewählten Stationen mit den Menschen Themen des ländlichen Raums erörtern und an einigen Beispielen verdeutlichen, wie bestimmte Projekte zur Attraktivität der Region beitragen können.

Der Minister wollte aber auch mit Menschen reden, die sich für ihre Heimat in besonderem Maße engagieren. Dadurch hat der Minister von seiner Stippvisite viel Gesprächsstoff mit ins Ministerium gebracht. Ein ganzer Sack voller Wünsche und Anregungen fuhren mit Hauk per Eisenbahn zurück in die Landeshauptstadt.

Beim Halt in Weikersheim besuchte der Minister den „Hof8“ in Schäftersheim, dem sich nach dem Hof-Rundgang ein Impulsgespräch zum Thema „Smartes Arbeiten, Wohnen und Leben im Ländlichen Raum“ anschloss. Geplante Themen in Markelsheim waren unter anderem Erläuterungen zur Weigärtner Markelsheim eG und zur geplanten Rebflurneuordnung am Tauberberg, mit anschließendem Impulsgespräch „Weinkultur mit Tradition und Zukunft“. Laut dem WG-Vorstandsvorsitzenden Michael Schmitt geht es in der Hauptsache darum, wie man es schafft, für den Weinberg Wasser zur Verfügung zu stellen, zum einen zur Spätfrostbekämpfung zum anderen zur zusätzlichen Bewässerung in Trockenperioden.

In Markelsheim war alles für einen würdigen Empfang des Ministers vorbereitet, doch just als Peter Hauk den Wagen der Tauberbahn verließ, öffnete Petrus seine Schleusen für einen fast sintflutartigen Starkregen. So retteten sich das Empfangskomitee um Oberbürgermeister Udo Glatthaar und Ortsvorsteherin Claudia Kemmer und der ganze Ministertross eiligst in den bereitstehenden Gelben Wagen, der die gesamte Gesellschaft zur Schutzhütte am Roggenberg brachte.

Auf der Fahrt ging OB Glatthaar auf das Thema „Wasser für den Tauberberg“ ein, zu dem natürlich auch die finanzielle Komponente gehört. Er hoffe, so der OB, dass es gelingt, gemeinsam mit dem Land ein Modellprojekt zu etablieren, das auch für andere Regionen von Baden- Württemberg beispielgebend sein könnte.

In der Roggenberghütte eröffnete Michael Schmitt die Gesprächsrunde mit Erläuterungen zur WG sowie zur allgemeinen Situation des Weinbaus. Zurückblickend auf die vergangenen zirka sieben Jahre, so der Vorstandsvorsitzende, sei man mehrheitlich von Wasserknappheit betroffen gewesen; deshalb nun der Anlauf zum angesprochenen Projekt, um den für die Reben klimatischen ungünstigen Bedingungen entgegen zu wirken. Jennifer Düchs (Leiterin des Landwirtschaftsamtes Main-Tauber) und Roland Zipf (Weinbaufachberater im Landwirtschaftsamt) informierten anhand des Areals Tauberberg eingehend über die Möglichkeiten einer Umsetzung der Machbarkeitsstudie. Die Synergieeffekte wären nutzbar hinsichtlich Hochwasserschutz und der Regenwassersammlung, unabhängig von der Kostendeckung.

Der Leiter des Flurbereinigungsamtes, Werner Rüger, legte die Möglichkeiten dar, wie das Projekt aus Sicht der Flurneuordnung umsetzbar ist.

Er sei guter Hoffnung, dass man die Voraussetzungen bezüglich der Zuschüsse hinbringt. Es gelte nun, Partner mit ins Boot zu holen, wie zum Beispiel das Stadtwerke Tauberfranken, dessen Geschäftsführer Dr. Schön die verschiedenen Möglichkeiten der Energieversorgung für das Projekt darlegte. Natürlich sei dabei die finanzielle Komponente zu berücksichtigen, aber es wäre sozusagen ein Leuchtturmprojekt nicht nur für Markelsheim, sondern übertragbar auf andere vergleichbare Situationen im Weinland Baden-Württemberg.

Beim Impulsgespräch „Weinkultur mit Tradition und Zukunft“ sprach OB Glatthaar von einer prekären Situation (Trockenheit) nicht nur für den Weinbau. Die Stadt Bad Mergentheim sei dazu bereit, ihren Anteil dafür zu leisten, damit dieses Modellprojekt realisiert werden kann, um die Zukunft des Weinbaus in der Tauberregion zu sichern.

Auch Landrat Christoph Schauder gab zu verstehen, dass der Landkreis das Projekt ohne Wenn und Aber genauso unterstützt.

Er sei sich mit Blick auf die erneuerbaren Energien mit Dr. Schön einig darin, dass die Windkraft ein schwieriges Feld sei. Der Landkreis betreibe seit Jahren erfolgreich die Energiewende und könne übrigens mit der größten Windkraftdichte im ganzen Land aufwarten. Minister Hauk gab zu verstehen, dass er von dem Projekt begeistert sei. Man habe im Ministerium bereits vor einigen Jahren das Thema Wassermanagement angestoßen. Er sei froh, dass man nun über die erste Stufe der Machbarkeitsstudie hinaus ist und dass es am Ende noch konkreter wird. Man müsse den Fortschritt der Technik dazu nutzen. Man werde die Task Force „Windkraft“ erweitern, kündigte der Minister an. Im Ministerium werde man Tempo machen, versprach Minister Hauk, sonst laufe einem die Zeit davon. Auch deshalb werde man das Projekt unterstützen. Man werde Lösungen finden, davon sei er fest überzeugt, er sei jedenfalls für alle Vorschläge offen. Für ihn sei es ein hochinteressanter Tag gewesen, so der Minister im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten, weil er ihm die ganzen Facetten des Ländlichen Raums aufgezeigt habe.

Es werde nun darum gehen, dass man für die Menschen das Taubertal lebenswert erhält. Dazu gehöre der Weinbau. Den Menschen im Taubertal gebe er mit auf den Weg, dass die Tauberregion bei vielen anstehenden Projekten bei seinem Ministerium mit oben auf der Prioritätenliste stehe. Die Tauberregion sei klimatechnisch eine sehr problematische Region, aber auch die Region, wo man ausprobieren müsse, wie man mit klimatischen Extremen umgehen muss.

Das Taubertal, seit Jahren sehr wasserarm, könne als Muster für das ganze Land dienen. „Hier brennt das Wasserproblem“, so der Minister.

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