Bad Mergentheim. Herzog Paul Wilhelm von Württemberg (1797-1860) wurde allgemeinhin als Chef des „Freiwilligen Schützencorps von 1824“ bezeichnet und war wohl ohne Zweifel eine der schillerndsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Mergentheimer Schlosses.
Das Historische Schützen-Corps Bad Mergentheim erinnert immer im September an sein berühmtes Mitglied und veranstaltet jährlich einen öffentlichen Herzog-Paul-Abend. Zum Programm am Samstag, den 9. September ab 19.20 Uhr am und im katholischen Gemeindehaus in der Marienstraße 1 zählen unter anderem ein Ehrensalut aus historischen Vorderlader-Gewehren, Märsche und Hornsignale, gespielt mit Naturtönen auf dem Fürst-Bless- und dem großen und kleinen Rundhorn.
Herzog Paul war ein unermüdlicher Forscher und Sammler. Er tauschte sich mit fast allen europäischen Naturwissenschaftlern schriftlich aus und galt als einer der bedeutendsten Naturforscher im 19. Jahrhundert. 1831 wurde ihm die Ehrenbürgerwürde der Oberamtsstadt Mergentheim angetragen.
Bis zu seinem Tode im Jahre 1860 präsentierte der Herzog im Mergentheimer Schloss seine unermessliche naturwissenschaftliche Sammlung, man spricht von über 20 vollen Sälen und Zimmern.
Der Herzog verfügte in seinem Testament, dass die Sammlung nur im Ganzen zu veräußern sei, aber dazu kam es leider nicht. Sein Sohn, Herzog Maximilian von Württemberg, sollte das Schloss räumen und das Museum seines Vaters an seinen ständigen Aufenthaltsort nach Regensburg verlegen. Da er dort keinen geeigneten Platz für diese riesige Sammlung hatte, wurde sie zerstückelt, verkauft und verhökert. Unter anderm wurden auch dem damaligen Naturhistorischen Verein in Passau große Teile der herzoglichen Sammlung angeboten. In seinen Vereinsberichten von 1869-1870 kann man folgendes darüber nachlesen: „Auch unserm Vereine wurde eine Partie sehr schöner Naturalien zur Einsicht zugeschickt; die Gegenstände waren alle sehr gut präparirt und vortrefflich erhalten, die Preise hierfür ungemein billig gestellt.“ Weiter kann man dort lesen: „Den bedeutendsten Zuwachs erhielt unser Museum durch den Ankauf einer großen Anzahl schöner und zum Theil seltener Naturalien aus den naturhistorischen Sammlungen des Herzog Paul von Württemberg, welcher auf seinen weiten Reisen viele Naturgenstände gesammelt und diese seinem naturhistorischen Kabinete im Schlosse Mergentheim einverleibt hatte, welches als eines der reichhaltigsten und schönsten in ganz Deutschland galt.“
Auch Worte des Dankes über den Ankauf und die Finanzierung wurden dort ausgesprochen: „Die hohen Gönner und Wohlthäter haben durch ihre Spenden unser Museum so bereichert, das es nicht blos unserm Vereine, sondern der Stadt Passau zur Ehre und Zierde, gereichen wird.“ Sicherlich wäre es eine große Bereicherung für Stadt und Schloss Mergentheim gewesen, wenn die Sammlung des Herzogs in Bad Mergentheim verblieben wäre.
Neben dem schon eingangs erwähnten Programm wird auch ein historischer Vortrag über das damalige Leben in der Stadt Mergentheim zu hören sein. In diesem Jahr wird Klaus-Dieter Brunotte über „Die Biedermeierzeit in Mergentheim“ berichten. Der Eintritt zu dem Vortrag ist frei.
Die Aktiven des Corps treffen sich zu den Vorbereitungen des Abends am Samstag, 9. September ab 10 Uhr im Gemeindehaus. Am Abend treten dann die Aktiven in voller Uniform und mit Gewehr zum Salut und Instrument zum Spiel zusammen mit den Bürgerfrauen um 19.20 Uhr vor dem katholischen Gemeindehaus an. ge
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