Ärztliche Versorgung

Kassenärztliche Vereinigung: Anforderungen an Kinderärzte wachsen

Im Main-Tauber-Kreis liegt der kinderärtztliche Versorgungsgrad bei 127,9 Prozent, neue Niederlassungen sind damit gesperrt. Die Bedarfsplanung ist aber nicht unbedingt mit dem tatsächlichen Bedarf vor Ort gleichzusetzen.

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sk
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© Sabine Holroyd

Tauberbischofsheim. „Im Main-Tauber-Kreis gibt es derzeit zwölf praktizierende Kinder- und Jugendärzte, was einem Versorgungsgrad von 127,9 Prozent entspricht. Dieser Landkreis ist deshalb für die Niederlassung weiterer Kinderärzte gesperrt“, antwortet Gabriele Kiunke, Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg, auf eine FN-Anfrage. Die Stellenzahl läge bei zehn. Im Neckar-Odenwald-Kreis seien es zehn praktizierende Kinder- und Jugendärzte bei einer Stellenzahl von 9,3 und einem Versorgungsgrad von 108 Prozent. Niederlassungen seien dort möglich. Die Pressesprecherin: „Die Bedarfsplanung ist ein vom Gesetzgeber vorgegebenes Rechenwerk, an das wir als KV gebunden sind. Damit soll sichergestellt werden, dass überall genügend Ärzte vorhanden sind. Sie sagt aber nichts über den tatsächlichen Bedarf vor Ort aus – beziehungsweise die Wahrnehmung der Bevölkerung kann eine andere sein, auch wenn der Versorgungsgrad bei 100 Prozent oder mehr liegt“, erklärt sie.

Über 900 freie Hausarztsitze

Dass viele Eltern nur mit Mühe einen Termin finden, liegt nach Ansicht der KV auch daran, dass der Bedarf an kinderärztlicher Beratung viel höher ist als früher, weil es an Wissen um Krankheiten fehlt und Kinderärzte inzwischen auch in allen Fragen der Erziehung beraten sollen. Aber auch die Zahl der regulären Vorsorgeuntersuchungen habe deutlich zugenommen. „Zudem haben wir insgesamt einen gravierenden Ärztemangel, so dass wir derzeit allein über 900 freie Hausarztsitze in Baden-Württemberg nicht besetzen können. Der Beruf des Kinderarztes ist zwar weiterhin sehr beliebt und es gibt viele junge Mediziner, die diese Facharztausbildung anstreben. Allerdings fehlt oftmals die Bereitschaft, sich auch niederlassen zu wollen. Viele junge Ärzte bevorzugen ein Angestelltenverhältnis, auch der Anteil der Teilzeitbeschäftigten wächst stetig“, so Gabriele Kiunke.

Sie teilt weiter mit: „Als KV haben wir bereits viele Maßnahmen initiiert, um eine Niederlassung attraktiv zu gestalten. So gibt es in manchen Regionen einen finanziellen Zuschuss.“ Sie empfiehlt Eltern außerdem, die Online-Sprechstunde www.docdirekt.de zu nutzen. sk

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