Main-Tauber-Kreis. Die Liberalen im Main-Tauber-Kreis trafen sich zu ihrer Kreismitgliederversammlung im Weingut Schmidt in Königheim. Im Mittelpunkt standen dabei die turnusgemäß stattfindenden Neuwahlen sowohl des gesamten Kreisvorstandes als auch die der Delegierten für die anstehenden Parteitage. Die Versammlung stand unter besonderen Vorzeichen, da der bisherige Kreisvorsitzende Benjamin Denzer, der vor kurzem das Amt des Präsidenten des Deutschen Fechterbundes angetreten hat, bereits vorab erklärt hatte nach insgesamt 17 Jahren an der Spitze der Kreispartei nicht erneut für die Führungsposition zu kandidieren.
Rückblick
In seinem letzten Bericht referierte der scheidende Kreisvorsitzende sowohl über die für den Kreisverband erfolgreich verlaufenden Kommunal- und Europawahlen, bei denen es insbesondere gelungen sei, trotz deutlichem Gegenwind aus Berlin die Zahl der kommunalen Mandate zu halten und bei der Europawahl im Landkreis über dem Ergebnis der Bundes-FDP zu liegen. Er dankte in diesem Zusammenhang ausdrücklich allen Kandidatinnen und Kandidaten, die sich als Bewerber auf den Listen zur Verfügung gestellt hatten und hob darüber hinaus den engagierten Wahlkampf des Europakandidaten Mirwais Wafa aus Bad Mergentheim hervor. Bei Albrecht Rudolf, der für die Partei über 20 Jahre hinweg Mitglied des Kreistages gewesen ist und nach wie vor sowohl dem Werbacher Gemeinderat, als auch der Regionalversammlung Heilbronn-Franken angehört bedankte sich Denzer mit einer separaten Laudatio.
Hart ins Gericht ging Denzer mit der grün-schwarzen Landesregierung. Besondere Kritik übte er dabei an der Ausgestaltung der Grundsteuer, die Besitzer von Eigenheimen finanziell zukünftig zum Teil deutlich stärker belaste, sowie am geänderten Wahlrecht was einen auf über 200 Mitglieder anwachsenden Landtag nach den Wahlen 2026 bedeuten könne. Auch in Sachen Bildung, Integration und bei der Industrie- und Standortpolitik werde mehr denn je deutlich, wie sehr Baden-Württemberg den internationalen Anschluss verliere. Diese Abwärtsspirale und daraus unter anderem resultierende Gewinne für die politischen Ränder gelte es mit einer Politik aus der Mitte der Gesellschaft, die nicht zu Lasten der Leistungsträger gehe, entschieden entgegenzutreten. Denzer hatte mit seiner kämpferischen Rede ganz offenbar den Nerv der anwesenden Parteibasis getroffen. Diese quittierte die Ausführungen dann auch mit langanhaltendem, stehendem Applaus.
Nach dem Bericht des ebenfalls ausscheidenden Kreisschatzmeisters Wolfgang Schumacher aus Wertheim, dem eine einwandfreie Kassenführung bescheinigt wurde, erfolgte auf Antrag aus der Versammlung die einstimmige Entlastung des Kreisvorstandes.
Neuwahlen
Hernach standen die Neuwahlen des Kreisvorstandes an. Albrecht Rudolf schlug dabei den Weikersheimer Stadt- und Kreisrat Jürgen Vossler für das Amt des FDP-Kreisvorsitzenden vor. Dieser erklärte sich zur Kandidatur bereit und nutze die Gelegenheit den Mitgliedern die Grundzüge seines liberalen Politikverständnisses näher zu bringen. „Wir sind die Partei der sozialen Marktwirtschaft, der Bürgerrechte und der Selbstbestimmung“ – diesen liberalen Markenkern gelte es immer wieder herauszustellen. Vossler berichtete von seiner kommunalpolitischen Arbeit in Weikersheim, wo er durch persönliche Überzeugungsarbeit den Einzug der von ihm gegründeten und angeführten Liste in den Gemeinderat geschafft habe. Die FDP dürfe nicht „über Berlin jammern“, sondern müsse sich vor Ort um die Belange der Bürgerinnen und Bürger kümmern und jederzeit ansprechbar sein.
Vossler berichtete zudem von der Arbeit der gemeinsamen Fraktion der FDP mit der Wertheimer Bürgerliste im Kreistag. Hier sei man als FDP-Vorreiter bei der Bezahlkarte für Flüchtlinge gewesen – eine Idee, die das Prinzip ‚fördern und fordern‘ in der Migrationspolitik wieder zur Geltung verhelfe. Mittlerweile sei nun endlich auch die CDU als stärkste Fraktion, sowie einige andere Parteien zu der Überzeugung gelangt, dass hier dringend Handlungsbedarf bestehe, so Vossler.
Auch Jürgen Vossler hatte die anwesenden Mitglieder mit seiner politischen Schwerpunktsetzung ganz offenbar überzeugt, wählten sie ihn doch einstimmig zum neuen Vorsitzenden der FDP Main-Tauber. Der neue Frontmann dankte für die breite Unterstützung seitens der Kreismitgliederversammlung und für den enormen Vertrauensbeweis, den die Mitglieder der Partei mit ihrem einmütigen Votum zum Ausdruck gebracht hätten. Er versprach gemeinsam mit dem FDP-Bundestagskandidaten Mirwais Wafa einen innovativen Wahlkampf machen zu wollen, und die FDP mit aller Kraft im politischen Wettbewerb als gestalterische Kraft und demokratischen Alternative zu positionieren.
Auch die weiteren Vorstandswahlen verliefen reibungslos. Zu stellvertretenden Kreisvorsitzenden wurden der Wertheimer Unternehmer Dr. Holger Zippe, Bundestagskandidat Mirwais Wafa aus Bad Mergentheim sowie der Stadtverbandsvorsitzende aus Lauda-Königshofen, Kurt Breitenstein, gewählt. Der vom seitherigen Kreisvorsitzenden Benjamin Denzer als liberales Urgestein bezeichnete Tauberbischofsheimer Ingo Brudereck bleibt Kreisgeschäftsführer der Freidemokraten und wird in seinem Amt zukünftig stellvertretend von Dr. Michael Storch unterstützt werden. Jürgen Wiesner als neuer Kreisschatzmeister sowie Carina Schmidt, Bürgermeister Dr. Lukas Braun, Albrecht Rudolf, Thomas Nuss, Anna Hansen-Peter, Birgit Schmidt, Norbert Patzner und der Bad Mergentheimer Stadtrat Artur Schmidt komplettieren als Beisitzer den neuen FDP-Kreisvorstand. Für den Bezirksvorstand wurden Benjamin Denzer, Mirwais Wafa und Carina Schmidt nominiert. Diese werden gemeinsam mit dem neuen Kreisvorsitzenden Jürgen Vossler den Kreisverband zudem auch als Delegierte auf der Landesebene vertreten.
Ehrung
Zum Abschluss der Versammlung ließ es sich der langjährige Vorsitzende der FDP-Kreistagsfraktion, Albrecht Rudolf, nicht nehmen nochmals auf die umfangreichen Verdienste Benjamin Denzers für den FDP-Kreisverband hinzuweisen. Im Jahre 2007 als damals jüngster FDP-Kreischef in Baden-Württemberg in sein Amt gekommen habe es Denzer stets mit Herzblut und gleichzeitig kühlem Kopf verstanden den Kreisverband umsichtig und harmonisch auch durch schwierige politische Zeiten zu führen. „Dein rhetorisches Talent und Deine überaus gute Vernetzung innerhalb der Landes- und Bundes-FDP sind beispielgebend“, so Albrecht Rudolf an die Adresse Denzers gerichtet.
Auch der grenzüberschreitende Austausch mit den bayerischen Nachbarn aus dem Landkreis Würzburg und die damit verbundene Organisation des gemeinsamen politischen Aschermittwochs fanden positive Erwähnung. Die Würdigungen Rudolfs nahm Ingo Brudereck sodann zum Anlass, um dem Kreisparteitag die Ernennung Benjamin Denzers zum Ehrenkreisvorsitzenden vorzuschlagen, welche die Versammlung ebenfalls einstimmig folgte.
Der nunmehr als Kreisehrenvorsitzende amtierende Denzer zeigte sich sichtlich bewegt von dieser höchsten Auszeichnung, welche die Kreis-FDP zu vergeben hat und versicherte, dass er seinen Nachfolger und das gesamte Team an der Spitze des Kreisverbandes mit voller Überzeugung bei ihren Aufgaben unterstützen werde. „Aber keine Angst, ich werde die Ehre nicht mit dem Vorsitz verwechseln“, so Denzer in seinen Dankesworten mit einem Augenzwinkern.
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