Main-Tauber-Kreis. Zwei Vorträge standen bei der Verleihung des Zukunftspreises Main-Tauber-Kreis auf dem Programm. Dr. Gunther Wobser, Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Lauda Dr. R. Wobser, referierte über die "Duale Ausbildung vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung". Mit Blick auf die Statistik malte er ein düsteres Bild für die Zukunft im Main-Tauber-Kreis. Denn er gehöre in einigen Jahren zu den zwei Kreisen mit dem zweithöchsten Altersschnitt in Baden-Württemberg.
Das liege auch daran, dass viele junge Menschen den Landkreis nach der Schule verließen. Der gefeierte Anstieg der Geburtenrate sei in erster Linie Müttern mit einem ausländischen Hintergrund zu verdanken, stellte er fest und forderte generell dazu auf, Kindern eine höhere Wertschätzung entgegenzubringen. In Asylbewerbern sieht Wobser ein nicht zu unterschätzendes Potenzial für den Arbeitsmarkt. Rund 1100 seien in den Kreis gekommen, doch verhinderten eine undifferenzierte Behandlung und eine langsame Bearbeitung von Anträgen eine schnelle Integration. "Wir brauchen eine strategisch ausgerichtete Integrationspolitik", plädierte er.
Junge Leute sollten schnell in Ausbildung oder Arbeit gebracht werden, so sein Appell. In der Region Heilbronn-Franken seien allerdings lediglich 33 Ausbildungsverträge mit jungen Asylbewerbern geschlossen worden. Sicher, so Wobser, sei die Integration eine Herkulesaufgabe. Doch sei eine solche auch in den 90er Jahren geschafft worden, als drei Millionen Menschen - vorwiegend ebenfalls ohne Deutschkenntnisse - ins Land kamen.
An seine Kollegen appellierte er, über die Chancen in den Betrieben vor Ort in den sozialen Medien zu berichten. Schließlich böten sie attraktive Arbeitszeiten und gute Karrieren. "Wir alle müssen den Wert einer Ausbildung herausstreichen", zeigte er sich überzeugt. Den Herausforderungen hätten sich die Unternehmen zu stellen, die im Main-Tauber-Kreis grundsätzlich gut aufgestellt seien. Dabei hofften die Unternehmer auf eine Politik ohne Irrungen, wie sie Rente mit 63 darstelle. Es müssten auch unpopuläre Maßnahmen ergriffen und Leistung konsequent eingefordert werden, schloss Wobser.
Prof. Dr. Seon-Su Kim, Prorektor und Leiter des Campus Bad Mergentheim der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, erläuterte die Ergebnisse aus dem Zukunftspreis 2016 aus Sicht der Jury. "Wir können von allen 25 Unternehmen, die am Wettbewerb teilgenommen haben, lernen", so sein Resümee. Die Kontinuität bei der Ausbildung zahle sich auf Dauer aus, konstatierte er. Außerdem seien 20 Prozent der 25 Teilnehmer "Potenzial und Chancenseher", die Rückkehrer in den Beruf, sozial Benachteiligte oder Flüchtlinge integrierten. Eine verantwortungsvolle Ausbildung, die Feedback-Gespräche, Lernhilfen und Teamevents beinhalte, gewährten die teilnehmenden Firmen ebenfalls. Auch eine nachhaltige Bindung an das Unternehmen gehöre bei vielen zum guten Ton. Sie werde durch Perspektiven und Weiterbildung erreicht. Das Bekenntnis zum Standort durch Sponsoring oder einen Firmenlauf zu steigern, sei für die Firmen ebenfalls selbstverständlich. "Nur eine nette Region zu sein reicht nicht", so Kim. hvb
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