Rot am See. Eine Bahnsprecherin informierte kürzlich für die Westfrankenbahn über die anstehenden Modernisierungsarbeiten auf der Tauberbahn.
Eine Anfrage nach der anderen zu den anstehenden Arbeiten auf der Tauberbahn, Vor-Ort-Gespräche, Diskussionsrunden, Stellungnahmen: Fahrgäste sorgen sich, die Bahn hält dagegen. Verkehrsminister Winfried Hermann war zu diesem Thema ebenso Gast im Gerabronner Kulturbahnhof wie Matthias Gastel, Mitglied im Aufsichtsrat der DB Netz und im Verkehrsausschuss des Bundestags. Catherine Kern (Landtagsabgeordnete der Grünen) hat sich an die Landesregierung gewandt, ebenso Arnulf von Eyb (CDU) und Stephen Brauer (FDP).
Die Westfrankenbahn, die zum Regio-Netz der Deutschen Bahn AG gehört, verwahrt sich gegen die Darstellung der Initiative Pro-Tauberbahn, durch die Umwandlung von Bahnhöfen in Haltestellen während der Modernisierungsphase werde es auf Jahre hinaus massive Probleme geben. Die DB-Sprecherin erklärte, die Tauberbahn werde von den anstehenden Arbeiten enorm profitieren. Letztlich würden alle Bahnhöfe barrierefrei ausgebaut, alle Bahnübergänge erneuert und elektronische Stellwerke installiert, Anschlüsse und Reisezeiten würden deutlich verbessert. Im Mai 2023 werden dieser Stellungnahme zufolge in Blaufelden und in Rot am See die mechanischen Stellwerke zurückgebaut und in diesem Zusammenhang der Streckenblock technisch bis Satteldorf und aufgrund dort fehlender Bahnsteige im Grunde bis Crailsheim verlängert – lediglich für den Schülerverkehr gibt es nachmittags eine Kreuzungslösung in Satteldorf. Notwendig werde diese Maßnahme, so die Bahn, weil der aktuelle Streckenblock zwischen Schrozberg und Blaufelden erhebliche betriebliche Probleme verursache. Es gebe dort immer wieder größere Blockstörungen, die Verspätungen von bis zu 20 Minuten verursachen. Der neue, längere Zentralblock soll dann sehr viel besser laufen. Nachträglich ließen sich zudem die geplanten neuen Elektronischen Stellwerke (ESTW) besser einbinden, ohne in Schrozberg weitere Umbaumaßnahmen durchführen zu müssen. In Rot am See werde das ESTW bereits bis Herbst 2024 eingebaut, in Blaufelden erst bis 2027/28, nämlich wenn feststehe, was mit dem Bahnhof insgesamt geschehen soll. Die Deutsche Bahn betont in ihrer Stellungnahme: „Durch den Rückbau des mechanischen Stellwerks in Blaufelden ändert sich für die Fahrgäste nichts.“ Blaufelden heiße dann eben künftig „Blaufelden Hp“ und nicht mehr „Blaufelden Bf“, da die Weichen verbolzt werden und damit eine Zugkreuzung nicht mehr möglich sein wird. „Blaufelden wird aber bereits heute nur äußerst selten als Ausweichkreuzungsbahnhof verwendet“, so die Bahn zu entsprechenden Befürchtungen der Initiative Pro-Tauberbahn um Sprecher Marc Müller, durch diese Umwandlung seien größere Verspätungen und weitere Zugausfälle programmiert. Auch die FDP-Abgeordneten Stephen Brauer und Dr. Christian Jung, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion, haben Fragen an die Landesregierung. Unter anderem wollen sie wissen, „welche Bedeutung für die Region der Tauberbahn im Hinblick auf die angestrebte Verkehrswende“ beigemessen wird und ob die Bahn zukünftig mit batterieelektrischen Fahrzeugen betrieben werden kann.
„In welchem finanziellen Umfang hat das Land als Vertragspartner aufgrund der Nichterfüllung der vereinbarten Leistungen aus dem Vergabevertrag in den Jahren 2015 bis 2022 Strafgelder wegen Verspätungen und/oder Zugausfällen eingenommen?“, ist ebenfalls eine Frage; außerdem wollen die beiden wissen, ob sich die Probleme der Tauberbahn auf die Pläne der beiden Landkreise Main-Tauber und Schwäbisch Hall für die Schülerbeförderung auswirken.
„Ausgerechnet jetzt“, so ist Catherine Kern zufolge aus dem Verkehrsministerium zu hören, entstehe der Eindruck, das Land vernachlässige diese Strecke. Dabei habe man im vergangenen Jahr großen Druck auf die Betreiberin ausgeübt, um die Probleme dort zu lösen. Mittlerweile laufe der Betrieb ja auch einigermaßen stabil. Was der Tauberbahn nach wie vor zu schaffen mache, seien tatsächlich die durch langfristige Erkrankungen noch immer fehlenden Fahrdienstleiter. Neue Kräfte würden derzeit ausgebildet.
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