Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hält die Corona-Warn-App bislang für praktisch wirkungslos. „Die App ist leider bisher ein zahnloser Tiger. Sie hat kaum eine warnende Wirkung“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Daher braucht es ein digitales Update, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, damit die Corona-App wirksam wird.“ Wie genau dieses Update aussehen soll, ließ Söder offen. Der Walldorfer Softwarekonzern SAP und die Deutsche Telekom, die die App entwickeln, äußerten sich nicht zu dieser Kritik.
Auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach forderte wegen der stark steigenden Infektionszahlen eine Aufrüstung der Corona-Warn-App mit zusätzlichen Funktionen. Wissenschaftler der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Würzburg bemängelten in einer Studie die Bluetooth-Technik, die Abstände zwischen Personen nicht zweifelsfrei messen könne. Zudem kritisierten sie die hohen Entwicklungskosten.
Die deutsche App wurde mittlerweile rund 19,8 Millionen Mal heruntergeladen. Experten gehen davon aus, dass die Anwendung von mehr als 16 Millionen Menschen in Deutschland aktiv genutzt wird. Erst am Montag war eine neue Version erschienen. Damit können bei der Risiko-Ermittlung jetzt auch Kontakte mit Nutzern der offiziellen Corona-Apps anderer Länder ermittelt werden. Gleichzeitig kam eine Tagebuch-Funktion hinzu. Darin können infizierte Nutzer ihre Krankheitssymptome eintragen. Mit Hilfe dieser Angaben soll das Infektionsrisiko präziser berechnet werden. „Die App wird gut angenommen. Jede Infektionskette, die hierdurch zusätzlich unterbrochen wird, ist wichtig“, sagte Gottfried Ludewig, Leiter der Digital-Abteilung im Bundesgesundheitsministerium. dpa/jung
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