Klimawandel

So will der Bund die Versorgung mit Trinkwasser sichern

Noch gibt es genügend Trinkwasser in Deutschland - doch es drohen ernsthafte Probleme. Das Umweltministerium plant daher eine nationale Wasserstrategie. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

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Beate Kranz
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Sauberes aus dem Wasserhahn– das soll es nach Wunsch des Umweltministeriums auch in Zukunft geben. © Patrick Pleul/zb/dpa

Starkregen, Stürme, Dürre, oder heiße Sommer - die Wetterextreme nehmen angesichts des Klimawandels zu. Die Wasserversorgung in Deutschland ist derzeit gesichert, dennoch sind ernsthafte Probleme nicht ausgeschlossen. Mancherorts sinken die Wasserpegel, Fischweiher trocknen aus. Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat eine Nationale Wasserstrategie entwickelt, die an diesem Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden soll. Fragen und Antworten:

Warum ist eine Wasserstrategie notwendig?

Die vergangenen Dürrejahre haben Spuren in Wäldern, Seen, Flüssen und der Landwirtschaft hinterlassen. „Wasser ist für uns lebenswichtig. Wir müssen alles dafür tun, um unser Wasser zu schützen - für uns und nachfolgende Generationen“, sagte Lemke unserer Redaktion. „Die Folgen der Klimakrise für Mensch und Natur zwingen uns zum Handeln.“ Die Nationale Wasserstrategie sei Grundlage für ein modernes Wassermanagement. Alle Kräfte von Bund, Ländern, Kommunen, Forschung und Wasserwirtschaft würden gebündelt. „Sauberes Wasser ist eine Gemeinschaftsaufgabe.“

Was ist konkret geplant?

Das Aktionsprogramm umfasst 79 Maßnahmen, die schrittweise bis 2050 umgesetzt werden sollen. Zu den Kernzielen gehört, dass es auch in 30 Jahren und darüber hinaus noch überall und jederzeit hochwertiges und bezahlbares Trinkwasser geben soll. Gewässer und Grundwasser sollen sauber sein. Der naturnahe Wasserhaushalt soll gestärkt und wiederhergestellt werden. Infrastruktur und Wassernutzung werden an die Folgen der Klimakrise angepasst. Die Wasserstrategie betrifft Landwirtschaft, Naturschutz, Verwaltung und Verkehr, Stadtentwicklung und Industrie.

Wie gut ist Deutschland mit Wasser versorgt?

Die Trinkwasserversorgung in Deutschland ist aktuell gesichert. Doch der Niederschlag ist ungleich verteilt. Im Osten und Nordosten fällt weniger Regen und Schnee als im Westen und Süden. Laut dem Umweltbundesamt verfügen die Gebirgsregionen in Süddeutschland über 10 bis 20 Mal mehr Wasser als Brandenburg. Wenn 20 Prozent des verfügbaren Wassers von Menschen genutzt werden, sprechen Experten von Wasserstress. Dieser zieht oft Umweltprobleme nach sich. Moore und Feuchtgebiete können austrocknen, Wälder leiden.

Wie können sich die Bundesländer helfen?

Regionen sollen sich gegenseitig mit Wasser aushelfen. So will das Bundesumweltministerium mit den Ländern Verbundnetze und Fernleitungen planen, die Wasser aus nassen Regionen in trockenere Gegenden bringen sollen. Damit könnten regionale Unterschiede ausgeglichen werden. In Baden-Württemberg und Hessen gibt es bereits erste Fernleitungen.

Wie entstehen Wasserprobleme?

Nicht nur Dürre, auch zu viel Wasser kann zum Problem werden - wie die Zerstörungen durch die Sturzfluten im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen vor zwei Jahren gezeigt haben. Extremwetterereignisse stellen Kommunen und Länder vor große Probleme, so Lemke. Beide sollen per Gesetz dazu verpflichtet werden, Gefahren und Risikokarten für Starkregen zu erstellen. Diese sollen bei Bebauungsplänen berücksichtigt werden.

Was können Städte beitragen?

Städte sollen künftig mit mehr Grün und weniger versiegelten Flächen geplant werden. Diese sogenannten Schwammstädte können Wasser besser speichern und machen Städte klimaresistenter. Zudem steige dadurch die Lebensqualität, ist die Ministerin überzeugt.

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Was wird gegen Wasserverschmutzung getan?

In Gewässern finden sich immer wieder Pestizide, Mikroplastik und Rückstände von Medikamenten. Die Verschmutzung der Gewässer und des Grundwassers ist laut Umweltministerium zu hoch und ein Risiko für die Gesundheit. Der Schutz des Wassers habe Priorität, der Eintrag von Schadstoffen müsse verhindert werden, fordert Lemke. „Sauberes Wasser muss immer und überall in Deutschland ausreichend verfügbar sein.“

Was verändert sich für Hersteller?

Wer wasserschädliche Produkte oder Wirkstoffe herstellt oder in den Verkehr bringt, muss künftig verstärkt zur Beseitigung von Schäden in den Gewässern beitragen. Hierzu will Lemke eine geplante EU-Regelung zur erweiterten Herstellerverantwortung unterstützen und schnellstmöglich einführen. Um Einträge von Düngemitteln und Pestiziden aus der Landwirtschaft zu reduzieren, soll der Ökolandbau gestärkt werden.

Muss Wasser gespart werden?

Das Umweltministerium will Anreize zum Wassersparen insbesondere in der Industrie und Landwirtschaft schaffen. Wasserintensive Nutzung soll, wo möglich, auf wassersparende Methoden umgestellt werden. Denkbar sind die Weiterentwicklung von Wasserentnahmeentgelten und smarte Wassertarife.

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