Terespol/Berlin. Polen hat Teilnehmer der umstrittenen Motorradtour des russischen Rockerclubs "Nachtwölfe" nach Berlin an der Grenze gestoppt. Ihnen sei die Einreise verweigert worden, teilten die als kremlnah geltenden Biker gestern in einem Internet-Blog mit. Die polnische Nachrichtenagentur PAP meldete, die Gruppe habe nicht die formellen Kriterien zur Einreise erfüllt. Zuvor seien die rund 20 Motorradfahrer von den polnischen Beamten am Grenzübergang Terespol stundenlang gefilzt worden, beklagte der Anführer des Trosses, Andrej Bobrowski. "Sie nehmen uns ganz schön in die Mangel, durchsuchen alle Sachen bis zu jedem T-Shirt, Schlüssel und Schraubendreher", sagte er der russischen Agentur Interfax. Polnische Motorradfahrer, die mit den "Nachtwölfen" solidarisch sind, kündigten an, stellvertretend für die "Nachtwölfe" den polnischen Teil der Tour zu fahren. Erstes Ziel war das Grab des Unbekannten Soldaten in Warschau. Breslau und Auschwitz sollten folgen.
Auf Siegestour
Polen wie auch Deutschland hatten den "Nachtwölfen" mit einem Einreiseverbot gedroht. Die Rocker waren dennoch am Wochenende zu einer "Siegestour" in Richtung Berlin aufgebrochen, mit der sie an die Erfolge der Roten Armee im Kampf gegen Hitler-Deutschland erinnern wollen. Die polnische Regierung hatte die Tour als Provokation bezeichnet. Die Nachtwölfe gelten als Sympathisanten der prorussischen Separatisten in der Ostukraine. Einige bereits ausgestellte Visa für Führungsleute der Nachtwölfe waren annulliert worden, teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin mit. Deren Zahl sei an einer Hand abzuzählen. Nach internen Beratungen sei die Bundesregierung zum Schluss gelangt, "dass es einige Personen gibt, die wir in der Führungsetage der Nachtwölfe verorten, von denen wir nicht glauben, dass sie mit ihren Aktionen in Deutschland ein legitimes Ziel verfolgen". Das zeigten Äußerungen zur völkerrechtswidrigen Annexion der Krim. dpa
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