Landtagswahl

Boris Rhein triumphiert in Hessen mit riesigem Vorsprung

Dass die CDU in Hessen stärkste Kraft wird, bezweifelte kaum jemand. Dass aber der amtierende Ministerpräsident Boris Rhein noch bei der Landtagswahl so deutlich hinzugewinnt, ist für viele eine Überraschung

Von 
Gerhard Kneier
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Jubel bei CDU-Kandidat Boris Rhein in Wiesbaden. © Arne Dedert/dpa

Wiesbaden. Der Jubel im Fraktionssaal der CDU kennt keine Grenzen: Kaum geht der Balken der CDU bei der ersten Prognose auf 35,5 Prozent, reißen die Anwesenden die Arme hoch und stoßen Freudenschreie aus.

Sie feiern ausgelassen den Wahlsieg, der noch viel größer ausgefallen ist als ohnehin schon erwartet.

Boris Rhein übertritt bei der Landtagswahl in Hessen das Ergebnis von Volker Bouffier

Der neue Ministerpräsident Boris Rhein, der später kommt und erst recht frenetisch gefeiert wird, hat das Ergebnis seines Vorgängers Volker Bouffier von 27 Prozent vor fünf Jahren mit einem gewaltigen Zuwachs noch deutlich übertroffen und kann sich jetzt unter Grünen und SPD einen Koalitionspartner aussuchen.

51-Jähriger mit Regierungsauftrag

Beide Parteien haben jeweils noch nicht einmal halb so viele Stimmen wie die CDU errungen und wurden womöglich sogar noch knapp von der AfD überrundet, die bei den ersten Hochrechnungen auf knapp 18 Prozent kommt und am Wahlabend von Bundeschefin Alice Weidel besucht wird.

„Boris, Boris“ rufen die CDU-Anhänger, als der 51 Jahre alte Rhein kurz nach 18.40 Uhr eintrifft und sich über den „klaren Regierungsauftrag“ freut. Den werde seine Partei natürlich annehmen und eine „Regierung der Mitte“ bilden, verspricht der alte und neue Ministerpräsident und begrüßt artig seine Vorgänger Roland Koch und Bouffier.

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Unerwartete Niederlage in Frankfurt

Allerdings hat es Rhein schwer, angesichts der anhaltenden Jubelrufe überhaupt zu Wort zu kommen. Was für ein Kontrast zu seinem bisher bittersten Tag, als der Frankfurter CDU-Politiker 2012 in seiner Heimatstadt in der Stichwahl für das Amt des Oberbürgermeisters unerwartet dem bis dahin weitgehend unbekannten Sozialdemokraten Peter Feldmann unterlag.

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dpa
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Damals hätte in der Partei kaum jemand noch einen Pfifferling auf die weitere Karriere Rheins gegeben. Wenig später verlor er erst das Amt des hessischen Innenministers und fünf Jahre später auch das des Wissenschaftsministers, führte dann aber die eher als Abstellgleis geltende Position des Landtagspräsidenten so souverän, dass 2022 bei der Nachfolge Bouffiers kein Weg mehr an ihm vorbei führte. Anderthalb Jahre später nun der glanzvolle Sieg nach dem Dreikampf um das Amt des Ministerpräsidenten. Den Wahlkampf hatte Rhein vor allem gegen die Bundesregierung geführt und Hessen zur „ampelfreien Zone“ ausgerufen.

Grüne überzeugen nicht

Die hessischen Grünen als seinen Koalitionspartner schonte er dagegen und lobte noch einmal deren Verlässlichkeit. Auch vom Grünen-Spitzenkandidaten Tarek Al-Wazir war kein böses Wort über die CDU-Landespartei zu hören. Doch die Ambition des amtierenden Wirtschaftsministers und stellvertretenden Ministerpräsidenten, Rhein abzulösen und selbst das Ruder in der Staatskanzlei zu übernehmen, scheiterte klar.

Al-Wazir kann froh sein, wenn er sein Amt als zweiter Mann in der Landesregierung behält. Es gebe keine Wechselstimmung im Land, sagte er vor den enttäuschten Parteifreunden und bot Rhein indirekt die Fortsetzung von Schwarz-Grün an. Immerhin haben CDU und Grüne auch künftig eine klare Mehrheit in Hessen. Ob das Bündnis aber fortgesetzt wird, darauf wollte am Sonntagabend in Wiesbaden niemand wetten.

Korrespondent

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