Erziehung

Verdi kämpft um Entlastungstage in den Kitas

Der Tarifabschluss für die Beschäftigten sorgt für Nachwehen. Die Gewerkschaft wirft den Trägern der Einrichtungen eine zögerliche Umsetzung vor

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Matthias Schiermeyer
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Das Kita-Personal hat für Entlastungstage hart kämpfen müssen. © dpa

Stuttgart. Nicht einmal zwei Monate ist die Tarifeinigung für die rund 330 000 Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst her, doch schon wird die Gewerkschaft nervös. Bei vielen Kita-Trägern hat Verdi den Eindruck, dass sie sich um die Realisierung des bundesweiten Kompromisses drücken.

Die baden-württembergische Verdi-Landesleitung hat jetzt alle 253 Oberbürgermeister im Südwesten plus die Kommunalverbände angeschrieben mit dem Appell, sich zügig an die Verwirklichung zu machen. Zwar laufen im Juli noch die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und der kommunalen Arbeitgebervereinigung (VKA), in denen Details festgezurrt werden – doch „die wesentlichen Inhalte sind bereits klar und bedürfen einer raschen Umsetzung“, heißt es in dem Brief. Ähnlich hatte bereits VKA-Präsidentin Karin Welge die eigenen Reihen zum Handeln ermuntert.

Im Verdi-Lager entsteht auch Druck im Kessel, weil die Erzieherinnen und Erzieher zwar mit den zwei festen und – bei der Umwandlung von Entgeltbestandteilen – zwei optionalen Regenerationstagen pro Jahr im Prinzip zufrieden sind. Doch befürchten viele, dass diese Tage zu mehr Arbeitsverdichtung führen.

Mehr Personal nötig

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„Die Erwartung, dass es sie nicht entlastet, sondern weiter belastet, haben wir von ganz vielen Kolleginnen und Kollegen vor Ort und im Rahmen unserer Mitgliederbefragung gehört“, sagt Landesvize Hanna Binder. Dies wäre „definitiv nicht im Sinne der Tarifvertragsparteien“, weshalb die Träger den Abschluss so umsetzen sollen, dass eine Regeneration möglich ist. „Das muss man aktiv planen“, sagt Binder. Damit die Erzieherinnen zwei oder vier Tage weniger eingesetzt werden können, müsse sich etwas ändern.

Mittelfristig bedeutet dies, dass die Träger mehr Personal einstellen müssen – sonst wäre der Tarifabschluss aus Sicht der Kita-Erzieherinnen ein Boomerang. Doch sind die zusätzlichen Kräfte auf dem Arbeitsmarkt zumeist nicht verfügbar. Somit sollten nach den Verdi-Vorstellungen zusätzlich zu den im Land bestehenden Regelungen zwei oder mehr feste Schließtage für das Personal eingeplant werden. Binder zufolge ist eine pauschale Anhebung wegen der unterschiedlichen Situationen nicht angebracht. Wo es schon 30 Schließtage gebe, wäre eine weitere Anhebung für die Eltern nicht mehr zumutbar.

Bis zum Start des neuen Kindergartenjahrs nach den Sommerferien sollten die Tage eingepreist sein, mahnt Binder – „dann muss es Klarheit geben, wie die Kita das macht“. Wenn die Gewerkschaft jedoch vor Jahresende feststellen sollte, dass es nicht umgesetzt worden sei „dann würden als weitere Schritte vom Personal die Geltendmachungsschreiben an die Träger rausgehen, um die Tage zu beantragen“. Dies würde man notfalls gerichtlich durchsetzen, kündigt die Landesvize an.

Mit umgekehrten Vorzeichen hat der Tarifabschluss auch im Lager der Arbeitgeber für Aufwallungen gesorgt. In den Gremien seien die Regenerationstage kontrovers diskutiert worden, sagt VKA-Geschäftsführer Wolfgang Spree. Denn sie ziehen im schlechtesten Fall zusätzliche Schließtage nach sich, ahnt man längst. Hiervor hätte die VKA während der Tarifrunde gewarnt, doch hätten die Gewerkschaften ohne diese Neuregelung keinem Tarifabschluss zugestimmt.

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