Rücktritt

„Meine es wirklich ernst“

Frankfurts Oberbürgermeister Feldmann will 2023 sein Amt abgeben

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lhe
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Peter Feldmann, SPD-Oberbürgermeister von Frankfurt am Main, gibt in einem Sitzungssaal im Römer ein Pressestatement zu seinem Rücktritt ab. © B. Roessler/dpa

Frankfurt/Main. Der unter Korruptionsvorwürfen stehende Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) will in der kommenden Woche seinen angekündigten Rücktritt einreichen. Er werde seine Amtszeit offiziell zum 31. Januar 2023 niederlegen, sagte Feldmann am Freitag.

„Damit haben auch die größten Skeptiker die Sicherheit, dass man mir wirklich vertrauen kann und dass ich es wirklich ernst meine“, sagte er. Den vom politischen Gegner geforderten sofortigen Rücktritt lehnte der Oberbürgermeister hingegen weiter ab. Er wolle ein „geordnetes Haus übergeben“, bekräftigte der 63-Jährige seine Entscheidung.

Die Stadtverordneten müssen dem Antrag nach Paragraf 76a der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) auf Versetzung in den Ruhestand aus besonderen Gründen allerdings noch zustimmen. Erst dann ist er rechtssicher. Wann dies sein wird, war zunächst unklar. Im Frankfurter Römer regiert ein Bündnis aus Grünen, SPD, FDP und Volt.

Abwahlverfahren läuft weiter

Das zeitgleich stattfindende Abwahlverfahren (Paragraf 76, Abs. 4), das derzeit gegen den 63-Jährigen läuft, ist von dem Antrag unabhängig. „Die Fraktionen haben trotzdem das Recht, mich nächste Woche abzuwählen“, sagte er. Eine mögliche Abwahl werde er ebenfalls zum 31. Januar annehmen. Ein entsprechendes Schreiben sei unterzeichnet und würde nächste Woche bei einem Notar hinterlegt.

Doch warum erst in gut einem halben Jahr? Das ließ Feldmann weiter offen. Der Termin habe sich herauskristallisiert. Eigene finanzielle Entscheidungen habe er dabei nicht in Erwägung gezogen. „Ich habe nicht einmal ausrechnen lassen, ob die sechs Monate bei der Pension überhaupt einen Unterschied machen“, sagte Feldmann.

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) reagierte erleichtert auf den angekündigten Rücktritt. „Gut, dass er jetzt endlich seinen Rücktritt angekündigt hat“, sagte Rhein dem „Wiesbadener Kurier“. „Frankfurt hat eine weitaus bessere politische Führung verdient.“

„Ich habe keine Schadenfreude, nur großes Mitleid mit meiner Heimatstadt“, erklärte der Regierungschef. Frankfurt sei als das größte Finanzzentrum Kontinentaleuropas und als der größte Verkehrsknoten von Hessen eine so wirtschaftlich und finanzpolitisch bedeutsame Stadt, „dass es einen umtreiben muss, in welchem politischen Zustand sie ist“.

Am Dienstag hatte der wegen Vorteilsnahme angeklagte Oberbürgermeister seinen Rückzug angekündigt. „Damit möchte ich der Stadt Frankfurt ein quälendes und teures Abwahlverfahren ersparen“, hieß es in einer Erklärung.

Am 18. Oktober beginnt vor dem Landgericht Frankfurt der Prozess gegen Feldmann. Seine Frau soll als Leiterin einer Kindertagesstätte der Frankfurter Arbeiterwohlfahrt (AWO) „ohne sachlichen Grund“ ein übertarifliches Gehalt bezogen haben. Zudem soll die AWO laut Staatsanwaltschaft Feldmann im Wahlkampf 2018 durch Einwerbung von Spenden unterstützt haben. Feldmann weist die Vorwürfe weiterhin zurück. lhe

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