Natur

Bienen brauchen Nisthilfen

Experten geben Tipps, wie die bedrohten Arten auf einfache Art und Weise unterstützt werden können. Weltweiter Aktionstag am 20. Mai

Von 
Andrea Löbbecke
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Karsten Klenke ist Wildbienen-Experte. Rund um sein Wohnhaus hat er Nisthilfen angebracht. © Christian Lademann/dpa

Weilburg/Freiburg. Am sonnigen Hang im Garten von Pensionär Karsten Klenke summt und brummt es an diesem warmen Frühlingstag. Es sind zahlreiche Wildbienen unterwegs – darunter Pelzbienen, Sandbienen und Mauerbienen. Der ehemalige Polizist und Hobby-Biologe hat auf seinem Grundstück mit vielen verschiedenen Blühpflanzen ein Insektenparadies geschaffen. An der Hauswand hängen Nisthilfen aus Holz oder Lehm.

Diese Unterstützung ist für die Insekten enorm wichtig – denn: „In Deutschland sind mindestens die Hälfte der Wildbienenarten gefährdet und das wird momentan durch den Klimawandel nicht besser“, sagt die Biologie-Professorin Alexandra-Maria Klein von der Universität Freiburg mit Blick auf den Weltbienentag am 20. Mai. Neben einem Mangel an Futterpflanzen und fehlenden Nistmöglichkeiten setzten den Tieren Pestizide und die teils extremen Wetterbedingungen zu.

Erdhummeln lassen sich gut beobachten

Bienenhotels

Bienenhotels bieten Bienen, aber auch anderen Insekten Hohlräume zum Nisten. Meistens sind das entweder Holzstücke mit Bohrungen oder Röhrchen aus Pappe, Schilf oder andere Stängel, wie der Wildbienen-Experte Johann-Christoph Kornmilch aus Greifswald erläutert.

Der Biologe empfiehlt Laubholz. Und: „Die Löcher sollten grundsätzlich quer zur Faser gebohrt werden“, betont er.

Die Löcher im Bienenhotel sollten verschiedene Durchmesser haben zwischen zwei Millimetern, wo sich kleine Plattwespen wohlfühlen, bis zu zehn Millimetern etwa für die Gehörnte Mauerbiene. Gute Standorte sind sonnig und warm, aber nicht in der prallen Hitze. Bei einer Ausrichtung nach Südosten bekommen die Tiere Morgensonne und werden schneller wach, erklärt Kornmilch.

Eine Variante zum Häuschen sind abgeschnittene Stängel von Brombeeren oder Königskerzen, rät der Experte. Aufrecht befestigt, etwa an einem Zaun, seien sie bei Insekten sehr beliebt. Für Bienen, die im Boden nisten, kann man Sand- oder Kieshügel im Garten anlegen. lhe

In Deutschland gibt es nach Angaben von Klein rund 570 Wildbienenarten. Wenn man in der Natur unterwegs ist und welche sehen möchte, dann hat man die besten Chancen bei Erdhummeln oder auch Steinhummeln mit ihrem markanten roten Po. Diese Hummeln leben in sogenannten Staaten zusammen, was eine Sichtung wahrscheinlicher macht. Die Mehrzahl der übrigen Wildbienen lebt alleine, wie etwa die recht verbreitete Rote Mauerbiene.

Da viele Wildbienenarten im Boden nisten, seien die weit verbreiteten Bienenhotels nur für weniger als zehn Prozent der Arten ein Angebot, sagt die Professorin für Naturschutz und Landschaftsökologie. „Bienenhäuschen können allerdings sehr hilfreich sein bei der Bildungsarbeit.“ Bei aufklappbaren Modellen lasse sich gut zeigen, was die Bienen und die Larven machen.

Bei der Bestäubung füllen Wildbienen die Nischen aus, die von den Honigbienen nicht besetzt werden. „Die Honigbiene ist ja hochkomplex. Wenn morgens eine Arbeiterin aus dem Stock fliegt und merkt: „Pfff, es ist zu kalt.“, dann sagt sie ihren Schwestern Bescheid: Geht bloß nicht raus heute. Dann fliegen diese Bienen nicht.“ Aber viele Wildbienen seien schon früh im Jahr und auch bei ungünstigen Wetterbedingungen unterwegs. „Die können es sich gar nicht leisten, in ihrem Haus zu bleiben. Sie leben ja alleine.“

Damit Wildbienen überleben können, seien vielfältige Lebensräume wichtig, bekräftigt die Professorin. „Jeder, der einen Garten oder einen Balkon hat, kann eine Blühwiese für Bienen und andere Insekten wachsen lassen.“

Der Biologe Johann-Christoph Kornmilch hat in einem bundesweiten Pilotprojekt erforscht, was Wildbienen hilft. Demnach seien in der Landwirtschaft solche Blühstreifen sinnvoll, die mit ihren Pflanzenarten an heimische Bienen angepasst sind. Auch große, extra angelegte Nisthügel hätten sich bewährt. „Ich wünschte mir ein bundesweites Sicherungsnetz für Bienen“, sagt der Experte. Daran könnten sich etwa Gemeinden oder Landwirte beteiligen. In den Städten helfe schon, wenn beim Mähen die Blühzeit abgewartet werde, sagt Kornmilch.

Da die verschiedenen Wildbienenarten das ganz Jahr unterwegs sind, sei es wichtig, dass immer etwas blüht, betont Hobby-Forscher Klenke. „Ich fördere die Mannigfaltigkeit“, sagt der 77-Jährige, der in seinem Garten rund 38 Arten gezählt hat. Reger Flugbetrieb herrscht an steinernen Trögen, in denen Wildbienen an zahlreichen Erdlöchern ein- und ausfliegen. Auch Klenke sieht den Verlust von Lebensraum als größte Gefahr für Wildbienen. Durch reine Graswirtschaft auf vielen Feldern fehlten immer mehr Futterpflanzen, die Nektar und Pollen anbieten. Klenke eignete sich im Laufe der Jahre Fachwissen an, nachdem er sich schon in jungen Jahren für Bienen und Hummeln interessiert hatte. lhe

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