Bürgerklinik

„Wie Hohn in unseren Ohren“

Stadt reagiert auf bayerische Position

Von 
Gerd Weimer
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Seit vergangener Woche ist das Wertheimer Bürgerspital in Betrieb. © Gerd Weimer

Wertheim/Main-Spessart-Kreis. Die Nachricht schlug am Sonntag ein wie eine Bombe: Die kommunale Rechtsaufsicht untersagt den bayerischen Nachbargemeinden eine Beteiligung am Defizitausgleich der Notfallversorgung am Bürgerspital Wertheim. So teilte es der Kreuzwertheimer Bürgermeister Klaus Thoma beim Neujahrsempfang mit.

Die Stadt Wertheim ist laut einer ersten Stellungnahme Klaus Thoma dankbar „für die klaren Worte, mit denen er die Stellungnahme der bayerischen Behörden kommentiert hat“. Thoma hatte von „rechtlicher Absurdität“ gesprochen.

Die formale, auf die bayerischen Landkreisordnung gestützte Haltung möge Verwaltungsjuristen vermittelbar sein, gehe aber an der Lebenswirklichkeit der Menschen und ihrem Bedürfnis nach einer wohnortnahen Gesundheits- und Notfallversorgung vollkommen vorbei, heißt es aus dem Rathaus.

Die Begründung, der Betrieb von Krankenhäusern sei keine Aufgabe einer Kommune, „klingt wie Hohn in unseren Ohren“, so die Stadtverwaltung. „Wenn die Stadt Wertheim, obwohl eigentlich nicht zuständig, nach der Insolvenz der Rotkreuzklinik nicht mit aller Kraft an einem Neustart des Krankenhauses gearbeitet hätte, stünden wir nicht da, wo wir heute glücklicherweise sind: Am 7. Januar ist die Grund- und Regelversorgung im Bürgerspital Wertheim angelaufen. Seitdem können die Menschen in Wertheim und in der Region wieder auf eine wohnortnahe Krankenhaus- und auf eine – zunächst nur eingeschränkte – Notfallversorgung vertrauen“, stellt die Stadt klar.

„Wir sind den Nachbarkommunen für ihre Bereitschaft, uns beim Defizitausgleich zu unterstützen, sehr dankbar. Alle Gespräche dazu haben auf sehr wohltuende Weise eine große kommunale Solidarität zum Ausdruck gebracht“, so die Erklärung weiter. „Es wäre für unsere Nachbarn wie auch für die Stadt Wertheim bitter, wenn diese Solidarität nicht greifen könnte.“ Deshalb sehe man die Stellungnahme der bayerischen Rechtsaufsicht zwar als Rückschlag, aber nicht als K.-o.-Schlag: „Wir geben nicht auf, sondern strengen uns an, gemeinsam und in enger Abstimmung mit unseren Nachbarn eine rechtssichere Lösung zu entwickeln“, heißt es weiter.

Die Stadt stellt noch einmal klar, dass sie den Defizitausgleich von maximal 2,75 Millionen Euro jährlich nicht allein stemmen kann. „Wir brauchen verbindliche Unterstützungszusagen des Main-Tauber-Kreises und der Nachbarkommunen.“ Das Regierungspräsidium habe deutlich gemacht, dass dies Voraussetzung für die Genehmigung der Ausgleichs- und Betrauungsvereinbarung zwischen Stadt und Bürgerspital ist. Im bisherigen Rechenmodell gehe man davon aus, dass die Nachbarkommunen insgesamt etwa 350 000 Euro pro Jahr beitragen. Bliebe die Unterstützung den bayerischen Nachbarn verwehrt, würden rund 290 000 Euro fehlen.

Dass das Bürgerspital schon zum Start des Krankenhausbetriebs zumindest wochentags von 8 bis 18 Uhr eine Notfallversorgung ermögliche, sei „Ausdruck des unbedingten Willens, für die Menschen in der Region da zu sein“. Es sei beeindruckend zu erleben, mit wie viel Herzblut und Engagement der ärztliche Direktor Gerhard Schüder und sein Team sich an die Arbeit gemacht haben.

Auch die Dankbarkeit bei den Patienten „verpflichtet uns, nicht aufzugeben, sondern nach einer Lösung zu suchen“, gibt man sich kämpferisch. wei

Redaktion Reporter Wertheim

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