Blackout

Wie gut ist Wertheim auf einen Blackout vorbereitet?

Blackout – die Energiekrise hat dafür gesorgt, dass sich viele Menschen mit dem Thema beschäftigen. Doch wie sind die Wertheimer Einrichtungen auf so ein mögliches Szenario vorbereitet? Die FN hörten sich um.

Von 
Birger-Daniel Grein und Heike Barowski
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Wertheim. Der Begriff des Blackouts ist nicht erst seit der Energiekrise 2022 in aller Munde. Schon 2012 beschrieb Marc Elsberg in seinem hochspannenden Wissenschaftskrimi „Blackout – Morgen ist es zu spät“ die Folgen und Verhaltensweisen der Menschen bei einem länger anhaltenden Stromausfall.

Im Krankenhaus

Ohne Strom funktioniert der Betrieb in der Rotkreuzklinik natürlich nicht. Das würde man schon direkt am Eingang spüren. Stromgeführte, sich automatisch öffnende Türen blieben zu. Die gute Nachricht: Beim Ausfall des Stromnetzes ist die Versorgungssicherheit der Klinik weiter gewährleistet. Dann übernehmen zwei große Dieselaggregate die autarke Notstromversorgung. Diese versorgen alle wichtigen Stromkreise im Haus und ermöglichen den medizinischen Regelbetrieb. Die Motoren sind stets vorgewärmt. Dies teilte der Leiter der Technik, Jürgen Dosch, auf Anfrage mit. „Die Dieselaggregate stellen die Versorgung innerhalb von 15 Sekunden her. Zur Überbrückung dieser kurzen Zeit sind alle wichtigen medizinischen Geräte mit einer internen, unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) ausgestattet.“ Auch die EDV verfüge darüber. Die gesetzliche Vorgabe laute, dass die Notstromgeneratoren mit dem eingelagerten Treibstoff mindestens 24 Stunden durchgehend die Versorgung sicherstellen müssen. Laut Dosch gelinge dies vermutlich sogar zwei Tage. Danach ist man im Krankenhaus auf eine Treibstofflieferung für Generatoren und Heizung angewiesen.

In der Rotkreuzklinik Wertheim stellen Notstromgeneratoren die Versorgung der Einrichtung bei einem Ausfall des Stromnetzes sicher. © Birger-Daniel Grein

In der Backstube

Von Ausfällen von Strom oder Gas sind auch lebensmittelproduzierende Betriebe betroffen. So berichtete Matthias Göpfert, Inhaber der Bäckerei Göpfert, man setze in der Backstube auf die Energieträger Heizöl, Erdgas und Strom. Die Öfen betreibe man vor allem mit Ölbrennern. Der größte Ofen wird mit Gas beheizt. „Wir weichen momentan aber auch da auf die Ölbrenner aus“, so der Bäckermeister. Ein Stromausfall würde, abhängig von der Zeit, zu einem Komplettausfall der Produktion führen. Beim Erdgas dagegen bestehe keine Abhängigkeit, weil man auf die Alternative Heizöl zurückgreife. Vorsorgemaßnahmen für mögliche Blackouts könne man nicht treffen, weil der Verbrauch in der Produktion dafür einfach zu hoch sei, erklärt der Bäckermeister. Ein plötzlicher Stromausfall würde zwar an den Anlagen keine Schäden verursachen, ganz sicher aber an den gerade in der Produktion befindlichen Broten, Brötchen, Kuchen und Torten. Für Letztere und für viele Rohstoffe ist manchmal eine Kühlung unabdingbar. Auch diese benötigt Strom. Wie Göpfert mitteilte, sei die Kühlung bei einem Stromausfall für fünf Stunden gewährleistet. Auch der Verkauf in allen Filialen der Bäckerei wäre vom Stromausfall betroffen: Kein Licht, keine Wärme, keine Kasse – vieles wäre nicht möglich.

Bei der Polizei

Auf Nachfrage der Fränkischen Nachrichten antwortete die Pressestelle der Polizei mit einem recht allgemein formulierten Statement. Klar ist, dass genau wie das Krankenhaus auch die Polizei zu den „geschützten Kunden“ zähle, also auch in Krisensituation unbedingt mit Strom zu versorgen ist. „Die Sicherstellung der Versorgung der Dienststellen und Einrichtungen erfährt damit einen gesetzlich verankerten Vorrang.“ Die Elektrizitätsversorgung kritischer Infrastrukturen bei der Polizei ist bei einem etwaigen Stromausfall gewährleistet. Erreichbarkeit und Handlungsfähigkeit der Dienststellen und Einrichtungen der Polizei sind somit stets garantiert. Für die Aufrechterhaltung der Kommunikation steht der Polizei Baden-Württemberg der Digitalfunk BOS zur Verfügung und kann auf Satellitentelefone zurückgreifen. Wichtige Liegenschaften sind zur Sicherstellung einer Notstromversorgung mit einer Netzersatzanlage ausgestattet. Außerdem hat die Polizei Zugriff auf eigene Kraftstoffreserven. Und Dienstfahrzeuge können im Notfall als mobile Wachen genutzt werden. In Bezug auf die öffentliche Ordnung heißt es: „Es werden aus polizeilicher Sicht alle erforderlichen Maßnahmen getroffen, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung auch unter schwierigen Rahmenbedingungen zu gewährleisten. Die Bevölkerung kann auf eine krisenfeste Landespolizei vertrauen. Durch zahlreiche Vorbereitungen und etablierte Strukturen ist die Polizei Baden-Württemberg sowohl auf aktuelle als auch auf künftige Herausforderungen vorbereitet.“

Über Black- und Brownout

Der Begriff des Blackouts (auf deutsch: Verdunkelung) wird in sehr vielen Fachbereichen für einen temporären Totalausfall verwendet. Ursprünglich stammt das Wort aus der Theatersprache und meint damit die plötzliche Verdunkelung (das Ausschalten aller Beleuchtung), beispielsweise am Ende einer Szene.

Im Bereich der Stromversorgung ist damit ein unvorhergesehenes Versagen von Netzelementen gemeint, das dazu führt, dass größere Teile des europäischen Verbundnetzes oder das gesamte Netz ausfallen (sogenannter Schwarzfall). Ein solches Ereignis könnte auftreten, wenn in einer angespannten Last- und Erzeugungssituation zusätzlich schwere Fehler an neuralgischen Stellen des Übertragungsnetzes auftreten.

Ein Blackout ist grundsätzlich kein durch eine Unterversorgung mit Energie ausgelöstes Ereignis, sondern bedingt durch Störungen im Netzbetrieb.

Ein Brownout dagegen ist eine kontrollierte Regelung. Er kann notwendig werden, wenn im Vergleich zur nachgefragten Menge zu wenig Strom produziert werden kann,beispielswesie aufgrund eines Brennstoffmangels. In diesem Fall ist es notwendig, die Nachfrage soweit zu reduzieren, dass das Angebot die Nachfrage wieder vollständig decken kann.

Viele Fragen zum Thema Blackout werden auf der Seite der Bundesnetzagentur unter www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Versorgungssicherheit/Stromnetz im Internet beantwortet. hei

In der Verwaltung

Wie die Stadtverwaltung mitteilte, sei man in Wertheimer Rathaus gerade dabei, einen Notfallplan für den Fall eines Blackouts zu entwickeln. Darin enthalten ist auch die Prüfung, ob und in welcher Dimensionierung die Stromversorgung des Rathauses und des Bauhofs mit einem Notstromaggregat gesichert werden muss. Klar ist, bei einem Stromausfall wäre die Stadtverwaltung nur noch sehr eingeschränkt arbeitsfähig, weil sehr viele Dienstleistungen computergestützt sind. „Die größte Herausforderung bei einem länger anhaltenden Stromausfall sehen wir in der nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt möglichen Kommunikation und damit auch der Information der Bürger“, heißt es im Rathaus. Um dem entgegenzuwirken, erarbeite die Verwaltung derzeit ein Konzept zur Einrichtung von Notfalltreffpunkten in allen Stadtteilen und Ortschaften. Darüber sollen die Präsenz von Ansprechpartnern und Hilfen im Notfall gesichert werden. Sobald das Konzept stehe, wolle man die Bürger darüber informieren.

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Von
Philipp Laage
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Bei der Feuerwehr

Bei Stromausfällen muss auch die Feuerwehr einsatzfähig bleiben. Zudem ist die Anlaufstelle vor Ort, wenn das Stromnetz länger ausfällt. Stadtbrandmeister Torsten Schmidt erklärte auf Nachfrage, alles was Alarmierung und IT betrifft, sei auf der Feuerwache Wertheim mit unterbrechungsfreier Stromversorgung (USV) gepuffert. Zudem habe die Feuerwache ein fest eingebautes Stromaggregat mit automatischer Blackout-Überwachung. „Darüber hinaus haben wir nur die Stromerzeuger auf den Feuerwehr-Fahrzeugen.“ Bei den Gerätehäusern in den Ortschaften gebe es keine Notstromversorgung, ergänzte der Stadtbrandmeister.

Freier Autor

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