Wertheim. „Huch, wo geht es denn hier weiter?“ Beinahe jeden Morgen landen irritierte Radfahrer auf dem Parkplatz direkt am Main. 100 Meter zuvor haben sie einfach den Abzweig in die Stadt verpasst – auch, weil sie eigentlich direkt am Main entlang radeln wollten.
Genauso groß ist die Verwirrung für diejenigen, die es zwar über die Tauberbrücke geschafft haben, dann aber die Orientierung ab dem Bahnübergang und Tauberparkplatz verlieren. Die Optimierung der Verkehrsführung für Radler vor allem entlang des Tauberparkplatzes hat nicht nur die Priorität 1 im Maßnahmenkatalog, sondern soll folgerichtig noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Anziehungskraft der Stadt für Radtouristen zu stärken und vor allem auch die Radwege zur Arbeit und in die Stadt für die Wertheimer attraktiver zu machen.
Im November 2021 beschlossen deshalb die Mitglieder des Wertheimer Gemeinderats einen Katalog für die Maßnahmen, die sich in der Baulast der Stadt befinden. Am Montagabend informierte Jonas Rastelbauer vom Bereich Stadtplanung die Mitglieder des Ausschusses Bauwesen und Umwelt über den aktuellen Stand. Der Priorisierung der Vorhaben hatte sich zuvor eine Arbeitsgemeinschaft gewidmet. Für die Umsetzung der städtischen Maßnahmen stehen nun jährlich rund 50 000 Euro im Haushalt bereit. Noch in diesem Jahr sollen drei davon umgesetzt werden. Dazu gehört eben auch die Verbesserung der Verkehrsführung auf dem Tauberparkplatz. Die Maßnahme hat höchste Priorität, weil an dieser Stelle die Radler immer wieder in Konflikt mit den Autos kommen.
Dem Vorschlag des ADFC entsprechend werden noch in diesem Jahr Anlehnbügel oder Parkboxen für Räder sowohl vor dem Grafschaftsmuseum als auch vor dem Rathaus und der Bücherei montiert werden. Zusätzlich sollen als dritte Maßnahme die Anlehnbügel am Zentralen Omnibusbahnhof zahlenmäßig erweitert werden.
Im kommenden Jahr soll dann die Radwegeführung in Bettingen bei der Querung der L 617 optimiert und eine Untersuchung in Auftrag gegeben werden, die sich der Verbesserung der Verkehrsführung entlang der linken Tauberseite (Hämmelsgasse) widmet.
Gemeinderat Ingo Ortel (SPD) wies in diesem Zusammenhang auf den schlechten Zustand des Radwegs von der Spessartbrücke bis zum Campingplatz hin. Er sprach von einer „Mountainbike-Strecke“.
Problem: Gewässerrandstreifen
Nicht alle gewünschten und notwendigen Maßnahmen befinden sich in der Baulast der Stadt Wertheim. Die sehnlichst erwartete und notwendige Verbindung des Radwegs von Dietenhan nach Urphar beispielsweise muss vom Landkreis in Angriff genommen werden. Wie Rastelbauer informierte, spielt hier vor allem das Bauverbot im Gewässerrandstreifen eine massive Rolle.
Die Radwege-Anbindung Vockenrots an den Wartberg entlang der L 508 liegt in der Baulast des Landes Baden-Württemberg. Hier ist laut Rastelberger mit einem Baubeginn nicht vor dem Jahr 2024 zu rechnen. Voraussetzung für die Umsetzung der Maßnahme ist ein entsprechender Grunderwerb.
Lückenschluss nach Freudenberg
Auch der Lückenschluss des Radwegs bis Freudenberg hat höchste Priorität, ist seit über zehn Jahren immer wieder Thema und liegt ebenfalls in der Baulast des Landes Baden-Württemberg. Wie Rastelbauer mitteilt, sind hier jedoch noch keine Daten bekannt.
Er vermutet, dass der Bau des Radwegs durchaus parallel zum Neubau der L 2310 im Zuge einer neuen Streckenführung passieren könnte. „Für uns und die gesamte Region ist diese Radwegeverbindung sehr wichtig“, betont Jonas Rastelbauer auf Nachfrage.
Momenten prüft die Öffentliche Hand diesen Bau zwischen Boxtal und Tremhof auf Gemarkung Wertheim. Grund der erneuten Überprüfung ist eine Diskussion über das Bauen im Gewässerrandstreifen.
Die Prioritätenliste
Priorität 1 Maßnahme B3, Wertheim: Optimierung der Radverkehrsführung entlang des Tauberparkplatzes, Behebung der Konflikte zwischen Rad und Kfz. Maßnahme J1, Bettingen: Optimierung der Radverkehrsführung in Richtung Autobahnbrücke/Querung L 617. Vorschlag ADFC, Wertheim: Stärkung des Fahrradparkens, Herstellung von Anlehnbügeln oder Parkboxen am Grafschaftsmuseum, Rathaus und der Bücherei.
Priorität 2 Maßnahme B4, Wertheim: Machbarkeitsuntersuchung zur Optimierung der Radverkehrsführung entlang der linken Tauberseite (Problemstellung Hämmelsgasse/Tauberbrücke).
Priorität 3 Maßnahme C9, Bestenheid: Bereich Azurcamping, Verbreiterung des gemeinsamen Geh- und Radwegs. Maßnahme Z7, Wertheim: Erweiterung der bestehenden Anlehnbügel am ZOB.
Priorität 4 Vorschlag ADFC, Wertheim: Tauberbrücke Piktogramme für Radfahrer aufbringen. Vorschlag Breuninger/Hoffmann, Wertheim: Befragung der Radfahrer am Mainradweg nach Wertheim. Vorschlag Hörner, Wertheim: Umwidmung einzelner Kfz-Stellplätze in der Kaverne für den Radverkehr.
Priorität 5 Maßnahme E4, Wartberg: Treppenanlage Herstellung einer barrierearmen Rampe. Maßnahme E7, Wartberg: Abzweigung Berliner Ring, Verbreiterung des bestehenden Gehweges zwischen Querungshilfe L 508 und Berliner Ring. Maßnahme K4, Urphar: Herstellung Lückenschluss zwischen Ende neuer Radweg und der Bachstraße. Maßnahme Z1, Wertheim: Herstellung von Schließfächern im Nahbereich der Tourist Informa-tion. Maßnahme Z2, Wertheim: Errichtung von Anlehnbügeln im Bereich der Stiftskirche. Vorschlag Diehm, Wertheim: Prüfen aller Einbahnstraßen ob Radfahren entgegengesetzt der vorgegebenen Richtung möglich wäre. hei/stv
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