Wertheim. Man kann die Fotografien, die am Wochenende im Wertheimer Arkadensaal ausgestellt waren, nicht auf einen Nenner bringen. So unterschiedlich waren die Motive und Arrangements, welche die Fotofreunde Wertheim zeigten. Doch eines hatten sie gemeinsam: Das Einfangen besonderer Momente und Emotionen, aus dem die Begeisterung für die Fotografie spricht – und die nichts mit schnellen Handy-Schnappschüssen oder gar KI-generierten Bilder gemein hatten.
Das Interesse daran zeigten gleich zur Eröffnung am Tag der Deutschen Einheit die vielen interessierten und begeisterten Besucher. Anlass für die Ausstellung war das 60-jährige Bestehen der Fotofreunde. Eine Aufnahme vom Gründungstreffens im „Löwensteiner Hof“ konnte man ebenfalls in der Schau entdecken.
Genau genommen feiere man „60 plus eins“ erklärte Vereinsvorsitzender Helmut Lippert zu Beginn der Vernissage. Im vergangenen Jahr, in dem man eigentlich den runden Geburtstag beging, sei man wegen eines durch Heizungsausfall erzwungenen Umzug beschäftigt gewesen. Wie bei jedem Umzug sei dabei allerhand aus den sechs Jahrzehnten Vereinsgeschichte zum Vorschein gekommen, das gesichtet, archiviert, zum Teil ans Stadtarchiv weitergegeben oder auch fachgerecht entsorgt werden musste. Um so mehr freue man sich, den Geburtstag feiern zu dürfen.
In seinem Grußwort erklärte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez, dass er gerade ein neues Handy in Betrieb genommen habe und dabei unterscheiden musste, welche der 8000 Fotos mit solchen Erinnerungen verbunden sind, dass sie erhaltenswert seien. Denn das sei der Unterschied zwischen einfachem Knipsen und Bildern, die bleiben. „Ein gutes Foto ist eines, auf das man länger als eine Sekunde schaut“, zitierte der Rathaus-Chef den französischen Fotografen Henri Cartier-Bresson.
OB überreicht Ehrenurkunde der Stadt
Damit schlug er den Bogen zu den Bildern der Ausstellung, die alle dieses Kriterium erfüllen würden. Gleichzeitig sprach er die Problematik an, dass in Zukunft die Künstliche Intelligenz (KI) vieles erstellen könnte. „Braucht es da noch Fotografie?“, lautete seine provokante Frage. Herrera Torrez gab die Antwort gleich selbst, indem er – passend zum Nationalfeiertag – drei Fotos vom Mauerfall herumreichte: zwei vor Ort aufgenommene und ein durch KI erstelltes. Auf allen sah man feiernde Menschen auf der Berliner Mauer. Aber die Unterschiede waren deutlich: „Das KI-Bild hat keine Feinheiten, zeigt keine Charakterzüge. Wirkliche Fotografie spiegelt echtes Leben wider.“ Deshalb seien die Fotofreunde so wichtig, betonte der OB und überreichte eine Ehrenurkunde der Stadt.
Für den Deutschen Verband für Fotografie, dem die Fotofreunde zugeordnet sind, sprach Ingrid Kronthaler, Bezirksvorsitzende des Bezirks Unterfranken. „60 Jahre bedeuten eine Schatzkiste von Treffen, Ausstellungen und Verbindung zwischen Menschen mit derselben Leidenschaft. Da kann man sich auch mal prächtig über ein unscharfes Foto amüsieren, solange nur die Gemeinschaft scharf bleibt“, beschrieb sie das Vereinsleben. Fotografen bezeichnete sie treffend als Momente-Maler. Kronthaler überreichte an den Vorsitzenden die Medaille für 40-jährige Mitgliedschaft im Verband.
Helmut Lippert betonte, dass man sich durch den Namen „Fotofreunde“ nicht irritieren lassen sollte. Selbstverständlich seien auch Frauen von Beginn an aktiver und wichtiger Bestandteil des Vereins. Er blickte zurück auf viele Ausstellungen in Wertheim und den Partnerstädten und erinnerte an die Bundesfotoschau in der Main-Tauber-Halle 1981 als Höhepunkt. Mitglieder des Vereins, aktuell sind es 28, hätte außerdem insgesamt mehr als 250 Preise bei verschiedenen Wettbewerben geholt.
Während das Akustik-Duo „Romanike“, das die Veranstaltung musikalisch umrahmte, mit fantasievollen Darbietungen aus verschiedenen Genres unterhielt, konnten sich die Gäste selbst von der Qualität der ausgestellten Fotografien überzeugen und darüber miteinander ins Gespräch kommen.
Jeder durfte zudem seine drei Lieblingsfotos wählen. Eine fast unlösbare Aufgabe. Da gab es die unterschiedlichen Motive: Tiere von klein bis groß, Landschaft von hier, aber auch aus aller Welt, Menschen in verschiedensten Situationen, Sänger bei Bühnenauftritten oder jubelnde Menschen auf einem Platz als Beispiele. Zudem hatte jedes Bild das Potenzial, zum Lieblingsbild zu werden.
Manche Fotos gaben Einblicke in besondere, unbekannte Orte, andere setzten schon häufig gesehene Motive wie das Lübecker Holstentor ganz neu in Szene. Manchmal waren es Muster, Schattierungen und Stimmungen, die die Bilder ausmachten. Manchmal führte der Titel, den der Fotograf der Fotografie gegeben hatte, zu einer ganz neuen Betrachtung. So lohnte es sich für alle Besucher, die Arbeiten der „Momente-Maler“ zu bewundern. Wer außerdem noch ein Porträtfoto von sich in Tracht wollte, konnte dieses Angebot im Arkadensaal nutzen und sich damit ganz persönlich das Talent der einzelnen Fotofreunde zu Nutze machen.
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