Wertheim. Sommer, Sonne, Badewetter – da gibt es nichts Erfrischenderes als ein Sprung ins kühle Nass. Doch Wasser birgt leider auch Gefahren. Im Sommer häufen sich die Badeunfälle. Bis Ende Juli zählte die Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) schon 236 Opfer in diesem Jahr, darunter acht Kinder. Teils ereignen sich die Unfälle aufgrund von Selbstüberschätzung, teils durch Nicht-Schwimmen-Können. Dabei sollte doch in Deutschland das Schwimmenlernen eine Selbstverständlichkeit sein. Ganz so ist es aber nicht. Die Corona- und Energiekrise, die auch mit Schwimmbadschließungen einherging, sorgte dafür, dass viele Kinder das Schwimmen nicht lernen konnten. Viele Anbieter haben zwar versucht aufzuholen, doch noch sind die Plätze in Schwimmkursen oft voll und die Warteliste lang. Wer etwa an einem Schwimmkurs der Bädergesellschaft Wertheim teilnehmen möchte, muss mit einer Wartezeit von zirka zwei Jahren rechnen. Aber auch die Schwimmkurse der DLRG-Gruppen in der Umgebung sind schnell ausgebucht.
Bei beiden Angeboten kommt dazu, dass die Schwimmkurse nur in den Herbst- und Wintermonaten angeboten werden können, wenn die Hallenbäder geöffnet sind. Im Freibad könnte man aufgrund des oft wechselhaften Wetters und der Ablenkung durch andere Badegäste nur schwer eine effektive Lernumgebung schaffen.
Doch gerade im Freibad oder im Urlaub am Badesee oder Meer können schon Grundlagen für die spätere Teilnahme am Schwimmkurs geschaffen werden. Damit kann man schon beginnen, wenn der Nachwuchs im Baby- oder Kleinkindalter ist. „Im Schwimmkurs sind immer wieder Kinder, die einfach Angst vor Wasser oder Wasserspritzern in den Augen haben“, berichtet Sabrina Perleth, Leiterin der Schwimmkurse der Bädergesellschaft Wertheim, von ihren Erfahrungen. Diese Mädchen und Jungen tun sich mit dem Schwimmenlernen sehr schwer und brauchen viel länger bis zum „Seepferdchen“-Schwimmabzeichen. Oft reicht ein Schwimmkurs nicht aus. Und so sind Plätze länger besetzt.
Eine gute Schwimmfähigkeit kann man jedoch nur ohne Angst erreichen. So ermuntert Perleth Eltern, ihre Kinder schon früh an das Wasser zu gewöhnen. Das fängt bereits beim Duschen oder Baden im eigenen Badezimmer an. Wer immer einen Spritzschutz auf dem Gesicht braucht, kommt mit dem Spritzwasser im Schwimmbad auch nicht zurecht. Wie wäre es da im Sommer mal mit einer schönen Wasserschlacht mit der ganzen Familie? Das geht auch zuhause, macht allen Spaß und verringert die Angst vor Wasser und Spritzern.
Planschen ist ein guter Anfang. Aber zwischendurch sollte das Wasser auch einmal ohne Schwimmhilfe und vor allem ohne Schwimmbrille und Tauchmaske erlebt werden. Schwimmflügel und Co. verändern die Körperbewegung sowie die Wasserlage der Nutzer, wie es auf der Homepage des DLRG-Bundesverbandes heißt. Dauerhaftes Nutzen mancher Auftriebshilfen wie Schwimmflügel mit integriertem Brustgurt oder Schwimmwesten sieht Perleth kritisch. Man sollte lieber das Kind an den Händen durchs Wasser ziehen und es so den Auftrieb spüren lassen – Sportprogramm für die Eltern, wichtige Erfahrung für die Kleinen. Die Mutigen machen dann noch den „Seestern“ und legen sich auf die Wasseroberfläche und strecken alle Viere von sich. Ein Elternteil kann das Kind am Rücken wunderbar unterstützen. Gemeinsam mit den Eltern fallen diese Übungen oft leichter, da Kinder ihnen mehr vertrauen als einem fremden Ausbilder. Es ist mehr Spiel als Lernen. Das gilt auch beim Springen: Mamas oder Papas Arme geben Sicherheit. Die Unterstützung wird dann immer weiter reduziert, bis es das Kind alleine schafft.
Dann fehlt nur noch Tauchen: Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Tauchfiguren, die tolle Anreize schaffen. Aber oft reicht ein einfacher Tauchring oder anderer Gegenstand. „Es muss auch nicht tief sein. Einfach so anfangen, dass das Gesicht ein bisschen ins Wasser muss“, erklärt Lucia Diehm, Ausbilderin bei der DLRG Urphar. Grundsätzlich gilt: Sind die Eltern Vorbild im Wasser, wollen die Kinder nacheifern.
Niemals ohne Aufsicht eines Erwachsenen ins Wasser
Doch bei allen diesen Übungen und generell beim Aufenthalt von Kindern im Wasser gilt: niemals ohne Aufsicht eines Erwachsenen, auch nicht nur kurz.
Kinder, die gut vorbereitet in den Schwimmkurs starten, gehen am Ende vermutlich mit einem „Seepferdchen“ nach Hause. Doch das Üben geht weiter. Am besten auch parallel zum Kurs. Hinterher heißt es dann: dranbleiben, Bewegungen festigen und Ausdauer aufbauen. Der Frühschwimmer („Seepferdchen“) bescheinigt nur die Grundfertigkeiten des Schwimmens. Ein sicherer Schwimmer ist man erst mit dem Schwimmabzeichen in Bronze, betonen die Ausbilderinnen beider Organisationen.
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