Wertheim. Die gesamte Situation hat etwas von einem Déjà-vu: Seit ein paar Monaten sind die Optimisten wieder zurück auf der Tauberbrücke, und nur Tage später sind einige von ihnen abgebrochen.
Bernd Maack, der Vorsitzende des Stadtmarketingvereins, hatte nicht nur die Idee zu dieser Kunstinstallation. Er ist es auch, der sich liebevoll darum kümmert. Seit er die Optimisten 2020 erstmals auf der Brücke befestigte, musste er im Laufe der Zeit bis zu 40 dieser Kleinplastiken ersetzen – meist aus eigener Tasche. Anfangs ging Maack noch von Souvenirjägern aus, aber inzwischen spricht er von mutwilliger Zerstörungswut.
Dass die mutwillige Zerstörung eine Straftat ist, dürfte auch dem Letzten inzwischen klar sein. Mehrfach berichteten die Fränkischen Nachrichten darüber. Anzeigen bei der Polizei würden laut Maack nur dazu führen, dass sich die Beamten mit diesem Vorfall beschäftigen müssten, während sie Wichtigeres zu tun haben. Denn größtenteils sind die Täter unbekannt. In einem Fall jedoch führte die Überführung eines Täters zu einer Verhandlung und einer nachfolgenden Strafe.
„Auch die jetzt abgebrochenen Kleinplastiken werden von mir irgendwann wieder ersetzt. Allerdings denke ich auch, dass es ganz gut ist, die Reste für eine Weile zu belassen – sozusagen als Mahnmal stehen zu lassen.“ Doch genau diese Reste der mutwillig zerstörten Kleinplastiken stören Wolfgang Winiki, der sich deshalb mit einem Leserbrief erneut an die Fränkischen-Nachrichten gewandt hat. Zwar schreibt er von „Zwergen“ und nicht von Optimisten, aber er beschreibt auch eine mögliche Verletzungsgefahr an den Resten der abgebrochenen Figuren.
Ganz so dramatisch schätzt Maack die Verletzungsgefahr nicht ein. Die ebenfalls monierten herabhängenden Metallbänder dagegen sollen in Kürze verschwinden. Bemängelt wird von Winiki auch der generelle Zustand der Brücke, besonders der Verschmutzungsgrad durch Spinnweben. „Auch Wertheimer Bürger laufen über diese Brücke und müssen sich diesen Schandfleck ansehen“, urteilt er.
„Wenn ich von meinem Geschäft aus sehe, wie viele Menschen hier stehen bleiben, um Fotos zu machen, kann es nicht so dramatisch sein“, kontert der Vereinsvorsitzende. Seiner Meinung nach müsste man das gesamte Brückengeländer, das mit Spinnweben überzogen ist, abwedeln. Doch das müsste dann jeden Tag passieren, weil seiner Erfahrung nach sich innerhalb weniger Stunden wieder neue Weben bilden. „Ich weiß nicht, ob wir tatsächlich jemanden anstellen sollen, der täglich über die Brücke geht, um Spinnweben wegzumachen. Die Beseitigung zuverlässig in Griff zu bekommen, ist ganz schwierig“, meint Bernd Maack.
Auf wenig Gegenliebe stößt bei Wolfgang Winiki auch die inzwischen dauerhafte Stationierung des großen Optimisten unmittelbar vor dem Spitzen Turm. „Ich wundere mich, dass der Denkmalschutz gegen diesen übergroßen Plastikzwerg keine Einwände hat“, schreibt Winiki. „Gerade dieser Standort ist sehr genau mit der Stadt und dem Bauamt abgesprochen worden. Wir haben insgesamt eineinhalb Jahre gebraucht, einen geeigneten Standplatz zu finden“, erklärt Bernd Maack. Der ursprüngliche Standort, zwischen Blauem Haus und Grafschaftsmuseum konnte aus Sicherheitsgründen nicht beibehalten werden. Nach einer Wanderschaft, mit Stationen am Krankenhaus, am Eingang zur Michaelismesse und auf dem Marktplatz, begrüßt das über drei Meter große Kunstobjekt nun am Mainvorplatz die Besucher. „Für Vorschläge bin ich immer offen, die dem Optimisten gerecht werden und vor allem vom Bauamt genehmigt werden“, spielt Bernd Maack den Ball zurück.
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