Wertheim. Stefan Rippler hat im Lauf seines Lebens schon viele Bücher geschrieben, meist Sachbücher aus dem Bereich Wirtschaft. Nun kam sein, wie er selbst sagt, persönlichstes Buch heraus. Inspiriert hat ihn dazu sein inzwischen sechsjähriger Sohn. In seiner Rolle als Vater hat er einige Abläufe und Methoden erkannt, die auch zum Erfolg in einem Unternehmen beitragen können. Herausgekommen ist das Buch „Das Babyprinzip – Was wir im Job von Babys lernen können“.
Seit sechs Jahren lebt der 40-jährige Autor, der ursprünglich aus Füssen stammt, mit seiner Frau, die von hier kommt, in Wertheim und zieht seinen Sohn in der Main-Tauber-Stadt groß. Beruflich arbeitet er als Selbständiger in den Bereichen Firmenberatung und Marktforschung. Er hat bereits elf Bücher herausgebracht, das erste noch als Schüler im Alter von 17 Jahren, einen Praktikumsknigge. Die meisten drehen sich rund um das Thema Karriere. Nach dem Abitur studierte er Medien- und Kommunikationswissenschaften. „In mir waren schon immer eine journalistische und eine kaufmännische Seele.“
Kindererziehung und Netzwerke
Außerdem ist er stolzer Papa und merkte im Lauf der Zeit, dass Babys viele Lektionen mitbringen, die einem im Job helfen. Beispielsweise seien sie von Alters her auf Netzwerke angewiesen. In der Steinzeit seien die Menschen in Clans groß geworden und es gebe nicht umsonst das Sprichwort: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.“
Auch im Bereich Kreativität würden Kinder anders agieren. Zum Beispiel habe es bei der NASA einmal einen Einstellungstest zu Kreativität und Problemlösefähigkeit gegeben, bei dem 93 Prozent der Teilnehmenden durchgefallen sind. Bei Kindern sei die Bestehensquote wesentlich höher gewesen. Ripplers Theorie: „Wir verlieren unsere Kreativität im Lauf unseres Lebens.“ Sein Buch verfolgt nun den Ansatz, diese kindlichen Fähigkeiten zurückzugewinnen. „Entdecke den Fünfjährigen in dir“, so sein Motto. Daran sieht man, dass er bei seinen Überlegungen nicht nur Babys im Fokus hat, sondern Kinder bis zum Schuleintritt.
Babys haben keine Angst vor Fehlern
„Babys sind Netzwerker und haben keine Angst vor Fehlern“, beschreibt der Autor, was sie von Erwachsenen unterscheidet. Daraus lassen sich Folgerungen für die Betriebskultur ableiten, etwa dass Netzwerke förderlicher sind als strenge Hierarchien und dass Menschen ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden sollten. Auch die Schulen müssten sich dementsprechend entwickeln. Rippler plädiert für Förderung der Kreativität, stärkere Wahlfreiheit der Schüler bei den Inhalten, etwa durch eigene Fächerwahl, und die Möglichkeit, in seinem eigenen Tempo zu lernen.
Anderer Prinzipien, die Eltern intuitiv anwenden, sind für den Autor ebenfalls im Unternehmen hilfreich: So wie Eltern bereits ihren Ungeborenen Musik vorspielen, um sie zu stimulieren, sei es genauso wichtig, neue Mitarbeiter schon vor Arbeitsantritt an das Unternehmen zu binden.
Mehr Motivation durch Spielen
Das Spielen ist für Rippler ein wichtiges Element, um Unternehmen erfolgreicher zu machen. Tatsächlich seien bereits große Spielwarenfirmen wie Lego und Playmobil auf die Thematik aufmerksam geworden und böten entsprechende Sets für Firmen an. Außerdem kenne er zum Beispiel Konferenzräume mit Schaukeln. Dies fördere die Motivation der Mitarbeiter und mache damit Innovation wahrscheinlicher.
Ein anderer Punkt hat sich für Rippler in der Beratung verstärkt, seit er selbst Vater ist und eine Ausbildung zum Väter-Coach gemacht hat: Er legt darauf Wert, dass Firmen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – gerade für Männer – möglich machen. Im Mittelstand erlebe er hier erfreulicherweise viel Bewegung, auch wenn er zugibt, dass diese besonders durch die Notwendigkeit entstehe, seine Arbeitskräfte in Zeiten von Fachkräftemangel ans Unternehmen zu binden.
„Ich wollte nie erwachsen sein“ – dieses Lied von Peter Maffay mit dem Text von Rolf Zuckowski ist Ripplers Credo, in der Unternehmensberatung und der Erziehung. So hat es sein Buch sofort nach Erscheinen – ohne große Erwartungen - an Zuckowski geschickt und war sehr erfreut, als er tatsächlich eine Antwort bekam, in der der Kinderliedermacher sich freute und meinte, er hätte nie gedacht, dass sein Lied einmal zur heimlichen Hymne für ein Karrierebuch werden würde.
Evidenzbasiertes Arbeiten
Bei der Recherche geht Rippler zunächst von eigenen Beobachtungen und Erfahrungen aus und bildet seine Theorien. Diese überprüft er dann anhand von wissenschaftlichen Studien. Wenn er dabei entdeckt, dass seine Überlegungen belegbar sind, verfolgt er die Ansätze weiter. „Evidenzbasiertes Arbeiten“ nennt er seine Methode.
Neben seinem eigentlichen Schwerpunkt, interessiert sich Rippler für Erziehungsansätze und ist im Projekt „Artgerecht“ aktiv, dass sich für bedürfnisgerechte Erziehung einsetzt. Bücher in diesem Bereich will er aber vorerst nicht schreiben. „Das können andere besser als ich“, unterstützt er seine eigene These, dass Menschen immer entsprechend ihrer Fähigkeiten eingesetzt werden sollten.
Ripplers Buch richtet sich an Arbeitgeber und Arbeitnehmer, vor allem Führungskräfte, gleichermaßen. Ihm war wichtig, kurzweilig zu schreiben, ohne „Fachchinesisch“ und mit Tipps, die man sofort praktisch anwenden kann. Deshalb hat er sich für das Duzen entschieden, um Steifheit und Distanz bei der Lektüre zu vermeiden.
Das 200 Seiten umfassende Taschenbuch, das im Vahlen-Verlag erschienen ist, erhielt viele meist sehr positive und zahlreiche Blogger sowie Podcaster sind an Rippler und seinen Ansätzen interessiert. Interessant sei für ihn, dass vor allem Frauen bewerten, sich also mit dem Inhalt auseinandersetzen. Er hofft, Männer ebenfalls für das wichtige Thema zu interessieren – damit sie, ihre Firmen und ihre Familien profitieren. „Man kann aus dem Buch auch Nutzen ziehen, wenn man kein Familienvater ist“, verdeutlicht Rippler die Universalität seiner Methoden und Überlegungen in allen Bereichen.
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